Weiden in der Oberpfalz
10.06.2024 - 15:31 Uhr

"Sommerlichter 2024": Benefizkonzert zugunsten Bedürftiger in Weiden

Die Benefizveranstaltung "Sommerlichter 2024" bot in der Max-Reger-Halle nicht nur ein hochwertiges und emotionales Konzert, sondern auch einen Anlass, an bedürftige Menschen in Weiden zu denken und etwas Gutes zu tun.

Die Kulisse für die Benefizveranstaltung "Sommerlichter 2024", ein Ableger der "Adventslicht-Gala", konnte nicht schöner sein. Durch die Glasfront war die Silhouette der Altstadt zu sehen und die Abendsonne schickte letzte Sonnenstrahlen in den nahezu ausverkauften Gustav-von-Schlör-Saal in der Max-Reger-Halle. Renate Freuding-Spintler vom Hilfswerk Adventslicht freute sich über den vollen Saal. Herzlich begrüßte sie "meinen Schirmherrn Oberbürgermeister Jens Meyer", Bürgermeister Reinhold Wildenauer, Stadtratsmitglieder und vor allem ihre langjährige Adventslichtgefährtin Lydia Kapferer.

Das Adamar-Trio mit Hedwig Maria Pohl (Violine), Martin Pohl (Cello) und Michael Sachs (Klavier) trat an diesem sehr emotionalen Abend erneut unentgeltlich auf. Pohl sagte im Vorfeld der Veranstaltung zu Freuding-Spintler: "Der schönste Dank für uns ist, wenn wir in diesem wunderbaren Ambiente, für diese wunderbare Sache, vor diesem wunderbaren Publikum spielen dürfen."

Reinerlös für Bedürftige

Der Reinerlös wird erneut für Menschen verwendet, die sich nicht regelmäßig eine warme Mahlzeit leisten können. "Wir haben Menschen, schon halb erfroren, aus dem Park geholt und sie an den Tisch gebeten", erzählte Freuding-Spintler. "Wir machen diesen Menschen Mut, bieten Gemeinschaft an. So haben sich sogar Freundschaften entwickelt." Über die Wintermonate, von Mitte Oktober bis Ende März, würden Arme, Alleinstehende, Einsame von einer Vielzahl ehrenamtlicher Helfer seit Jahren mit einer warmen Mahlzeit versorgt.

Oberbürgermeister Jens Meyer betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit dieses Projekts. Auf dem Weg zur Veranstaltung sei er vorbei gegangen an Menschen, die beim "Diner en blanc" in der Altstadt den Abend genießen konnten. Dann gebe es aber "in unserer Stadt auch die Menschen, die sich ein derartiges Event nicht leisten können. Menschen, die einsam sind, die arm sind, die oft im Verborgenen leben, die Hilfe brauchen, sich aber schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, die sich schämen, wenn sie nichts Warmes zu essen haben. Und für diese Menschen sind Sie da, Frau Dr. Freuding-Spintler! Das kann man nicht hoch genug wertschätzen."

Emotionales Konzert

Das Klavier-Trio, die "Ménage-à-trois" aus Violine, Violoncello und Klavier, hatte das musikalische Programm des Abends selbst zusammengestellt. Inhaltlich schien es auf die Benefizveranstaltung abgestimmt. Die drei Komponisten waren zunächst durchwegs von der Musik-Szene nicht akzeptiert. So fand Claude Debussy in jungen Jahren keine Anerkennung. Er sei "nicht einmal gut genug für einen zweiten Preis" gewesen und "sein Spiel verrät keine Persönlichkeit", war in der Programminformation für den Abend zu lesen. Lil Boulanger starb schwer erkrankt bereits mit 24 Jahren. Der Erste Weltkrieg, eine männlich dominierte Kunstszene und ihre Krankheit verhinderten zu Lebzeiten den Siegeszug ihrer Musik. Heute zählt Lil Boulanger zu den anerkannten und viel gespielten Komponistinnen. Éduard Lalo sollte, wie in seiner Familie vorgezeichnet, Offizier werden. Er entschied sich für die Musik. Mit seinem Faible für Richard Wagner fand er in Frankreich kaum Anerkennung. Auch heute kommen viele seiner Werke viel zu selten zur Aufführung.

Das Konzert begann mit dem Klaviertrio G-Dur (1880) von Claude Debussy, im Programm überschieben mit "Aus liebevollem Herzen". Dem folgten zwei Stücke von Lil Boulanger (1917/1918) "In schwerer Zeit". Insbesondere "D´un soir triste" berührte emotional ungemein. Im dritten folgte "Musik statt Militär", das Klaviertrio Nr. 2 h-moll (1952) von Éduard Lalo. Mit lange anhaltenden stehenden Ovationen dankte das Publikum den Musikern.

Hilfe vor der Haustüre

Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien sprach Renate Freuding-Spintler den Funken an, der das Projekt "Adventslicht" und die "Sommerlichter" gezündet hat. Es sei eine Begegnung mit Frau Dr. Kapferer gewesen, die sie aus Studienzeiten gekannt habe. Als Kinderärztin habe sie ihr viel über die Not, die in Weiden herrschte, erzählt. In der Zeitung des Medienhaus Spintler habe sie selbst auf ganzen Seiten die Notsituationen einzelner Menschen geschildert und dann die ersten Spenden zusammengetragen, "um vor der Haustüre helfen zu können." Das Motto ihres Vaters "den Menschen unserer Heimat dienen" habe sie dabei für sich übernommen. Die Frage, woher sie die Energie nehme, sich für die Menschen über 40 Jahre hinweg unermüdlich einzusetzen, beantwortet sie mit einem Blick und einer Geste nach oben: "Das ist nicht mein Verdienst. Solange ich Hilfe von Gott habe, bin ich zuversichtlich, dass ich es schaffe. Das ist die Kraftquelle."

Wenn sie bei den gemeinsamen Essen anwesend sei, spüre sie die Dankbarkeit dieser Menschen, die sich oft ihre Not nicht anmerken lassen würden. Zum Schluss bringt Hedwig Maria Pohl den Abend noch für das Adamar-Trio auf den Punkt. Musik sei Interaktion mit dem Publikum. "Musik erzeugt Emotionen, Bilder, die wieder zu den Künstlern zurückkommen."

 
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