Weiden in der Oberpfalz
29.04.2020 - 10:09 Uhr

Sozialdezernat Weiden: Kein Anstieg der Gewalt gegen Kinder

Allen Befürchtungen auf Bundesebene zum Trotz: Bisher stellt das Sozialdezernat der Stadt Weiden keine erhöhte Zahl von Kindesmisshandlungen während der Coronakrise fest.

Gewalt trifft Kinder und Jugendliche gleichermaßen, erklärt Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier von der Stadt Weiden. Bild: Gabi Schönberger
Gewalt trifft Kinder und Jugendliche gleichermaßen, erklärt Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier von der Stadt Weiden.

Im Gegenteil: Die Zahlen der bekannt gewordenen Misshandlungen und Inobhutnahmen liegen sogar eher etwas niedriger als sonst, erklärt Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier. Wobei er darauf hinweist, dass sich ein endgültiger Vergleich erst ziehen lasse, wenn die Coronakrise vorbei und damit wieder ein "normales Leben" möglich sei.

Für den Moment betont er allerdings: "Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich aus Sicht des Sozialdezernats der Stadt Weiden feststellen, dass sich die Corona-Pandemie und die damit verbundene Ausgangsbeschränkung nicht in einer Erhöhung der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Stadtgebiet widerspiegelt."

Befürchtungen von Kinderpsychiatern und anderen Experten auf Bundesebene scheinen sich damit - zumindest in der Max-Reger-Stadt - nicht zu bewahrheiten. Diese warnen seit Wochen davor, dass die Fälle von häuslicher Gewalt durch die Ausgangsbeschränkung ansteigen könnten, so wie es in der Quarantänezone Wuhan in China offenbar geschehen ist. Sie rechnen allerdings auch mit einer hohen Dunkelziffer.

Die Frage, ob derartige Fälle vor Ort vielleicht gerade wegen der stark eingeschränkten Kontakte der Menschen untereinander weniger wahrgenommen werden, lässt sich laut Hohlmeier derzeit nicht beantworten. Er meint dazu: „Diese Vermutung ist nachvollziehbar, aber nicht belegbar.“ Immerhin gilt auch in Weiden: Die meisten Anzeigen wegen Kindesmisshandlung erfolgen nicht durch die Opfer selbst, sondern durch Dritte: Nachbarn, Bekannte, Freunde, Ärzte oder Schulen. Unter den Opfern sind alle Altersgruppen gleichermaßen vertreten. Eine besondere Häufung, zum Beispiel bei Kleinkindern oder Jugendlichen, gibt es laut Sozialdezernat nicht.

Insgesamt 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Allgemeiner Sozialdienst und Pflegekinderdienst bei der Stadt Weiden sind für derartige Fälle zuständig. Die Zahl der Inobhutnahmen, die unter anderem zum Schutz von Minderjährigen vor Gewalt erfolgen, schwankt stark. So waren es im vergangenen Jahr 12 Fälle, 2018 waren es 16.

30. April: Tag für gewaltfreie Erziehung:

Auch Ohrfeigen sind Gewaltanwendung

Am 30. April ist der Tag für gewaltfreie Erziehung. Experten sehen gerade angesichts einer Ausnahmesituation wie der Corona-Pandemie das Recht von Kindern und Jugendlichen auf gewaltfreie Erziehung in Gefahr. Unter Kindesmisshandlung versteht man sowohl physische als auch psychische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Das reicht von Vernachlässigung über Ohrfeigen bis hin zu sexuellem Missbrauch.

 
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