Das nennt man dann wohl Leben: Manchmal stolpert man in Dinge rein, die dann zur Berufung werden und einen nicht mehr loslassen. Im Fall von Elisabeth Wittmann ist das die Aktion "Lichtblicke", die "Der neue Tag" 1995 ins Leben gerufen hat, namentlich die Redakteure Richard Habberger und Martin Staffe. Sie hatten bei ihrer Arbeit bemerkt, dass hinter mancher Tür in der Nachbarschaft Not zu Hause ist, die keiner sieht und für die keiner was kann. Ein Unfall führt zu Berufsunfähigkeit, schon gibt es in der Familie Schwierigkeiten, der Tochter den Schulskikurs zu bezahlen. Der Mann stirbt, und die Ehefrau steht mit 700 Mark Witwenrente da. Plötzlich flattert eine hohe Heizkostenabrechnung auf den Tisch.
In solchen Fällen springt "Lichtblicke" in Form von Gutscheinen, Kostenübernahmen und Sachspenden ein. In solchen Fällen zu helfen, ist ein Lebensinhalt von Elisabeth Wittmann geworden. 25 Jahre lang war sie "Lichtblicke"-Schirmherrin und damit das Gesicht der Aktion. Staffe und Habberger haben sie 1997 dafür gewonnen, nun zieht sie sich zurück und übergibt die Hilfsaktion, die seit 2021 ein eingetragener Verein ist, in mehrere Hände – die von Viola Vogelsang-Reichl, geschäftsführende Verlegerin von Oberpfalz-Medien, als Vorsitzende und die von Martin Staffe als Stellvertreter. Vogelsang-Reichl bezeichnete Wittmann bei der Verabschiedung als "Glücksfall".
Neue Partner
Damit verbunden sind Änderungen in der Organisationsstruktur. Beispiel Weiden: Für die Bearbeitung der "Lichtblicke"-Hilfsanfragen ist nicht mehr das Rathaus zuständig, sondern Caritas und Diakonie. Im Landkreis Neustadt/WN prüft und hilft weiterhin das Landratsamt, das von Beginn an Partner ist. Damit ist "Lichtblicke" flexibler und breiter aufgestellt. Zudem sind mehr Ratgeber an Bord, die genau wissen und sehen, wenn jemand in eine soziale Patsche gerät, aus der er sich selber kaum befreien kann.
Diesen Blick hat auch Wittmann entwickelt. Gerechnet hat sie damit nicht, gibt die frühere Schulrektorin aus Tännesberg zu. "Ich hab damals überhaupt nicht überlegt, sondern spontan zugesagt und wusste nicht, was auf mich zukommt. Zu jener Zeit hatte sich mein Mann entschieden, vom Bundestag in den Landkreis zu wechseln. Da wir uns als Team verstanden haben, hab ich gedacht, dann musst du auch was im Landkreis tun." Schnell habe sie aber gemerkt, dass mehr dahinter steckt, als im Advent als "Frau Landrat" Lebkuchen für einen guten Zweck zu verteilen.
Sozialpädagogen, Pfarrer, Bürgermeister, sie alle haben ihr die Augen für Menschen geöffnet, denen das Schicksal den Himmel ganz oft in ein dunkles Grau getaucht hat. Aufgehellt haben ihn seitdem Spender, die in 27 Jahren 2,6 Millionen Euro in die Lichtblicke-Kasse gespült haben. Darunter waren Firmen, Schüler, Rentner, Konzertbesucher, Vereine. Zudem sind Verbindungen entstanden, die Betroffenen weiterhelfen können: zur Franz-Beckenbauer-Stiftung, zur Marianne-Strauß-Stiftung, zu Antenne Bayern.
"Es gibt kein spezielles Ereignis, einfach dieses Miteinander war in den 25 Jahren am schönsten", sagt Wittmann. "Dass sich so viele verpflichtet haben, zu helfen, unterstützt von einem Medienhaus, das ist das Erfolgsgeheimnis von Lichtblicke." Das reicht von der privaten Geburtstagsfeier, wo jemand Wittmann spontan ein Kuvert mit 2000 Euro in die Hand drückt, bis zum Plätzchenverkauf von Gymnasiasten, die damit 200 Euro einnehmen. Um den Scheck entgegenzunehmen, fuhr Wittmann schon mal an einem Samstagnachmittag im Winter ins 50 Kilometer entfernte Eschenbach.
Demnächst neue Homepage
Der "Lichtblicke"-Kosmos hat sich gefüllt mit Konzerten von Gospel bis Rock, einem Bier-Tasting mit Sommelier, einem Plätzchen-Backbuch, einer Volksmusik-CD mit Künstlern aus der Region, einem Malbuch für Kinder, einem Preisschafkopf, der jährlichen Kasperltheater-Tournee von Hermann Papaczek und, und, und. Neue Benefiz-Formate suchen, neue Ansprachen finden, neue Mitstreiter überzeugen, all das nimmt jetzt federführend Viola Vogelsang-Reichl als Lichtblicke-Vereinsvorsitzende in die Hand. In einigen Wochen präsentiert sie etwas Spannendes: eine komplett neue Homepage mit allem Wissenswerten zur Aktion.
Elisabeth Wittmann weiß, dass ihr Erbe dabei in guten Händen ist. Und sie genießt kulturelle Lichtblicke-Aktionen weiterhin gerne mal von den Zuhörerrängen aus. Wenn es die Zeit zulässt, gleich mal den Auftritt von "Singing Witt" in der Max-Reger-Halle am 6. November oder den "ChorDiSono" am 11. Dezember in St. Michael in Weiden.
"Lichtblicke" in Zahlen
- 27 Jahre lang Unterstützung für Menschen in der Region
- Rund 50 Familien oder Alleinstehende bekamen 2021 Hilfe aus dem Lichtblicke-Spendentopf
- 2,6 Millionen Euro gingen seit der Gründung an Spenden ein
- 167 Leser, Firmen, Vereine, Schulen und Gruppen haben 2021 an den Verein 2021 gespendet
- Spendenkonto: IBAN DE 58753519600240022111
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.