Stadtwerke-Vorstand Johann Riedl hat es bei der Planung des Abwasserprojektes diesmal mit viel mehr Natur denn mit Betonrohren zu tun. Für rund eine Million Euro entsteht auf einem Wiesengrundstück zwischen Kirchsteig und DJK-Gelände ein Regenrückhaltebecken. Kein oberirdisches Bauwerk wie üblicherweise. Es handelt sich um ein natürliches Becken, das später einem Biotop ähnelt. „Nur noch viel schöner“, ist sich Riedl sicher.
Fast schnurgerade verläuft der Krebsbach von der Friedrich-Ebert-Straße über die Felder bis nach Schirmitz, wo er unterhalb vom Sportplatz in die Waldnaab mündet. Meist ein dünnes Rinnsal, sorgte er nach heftigen Regenfällen in der Vergangenheit immer wieder für überschwemmte Wiesen – vor allem in südlicher Richtung. Mit der geplanten Baumaßnahme auf Höhe des Kirchsteigs wollen die Stadtwerke den Abfluss von Regenwasser künftig besser leiten. Mit ihr einher geht die Renaturierung des Krebsbaches, der sich in diesem Bereich „natürlich schlängeln“ darf. Als für Gewässer III. Ordnung zuständige Behörde ist auch die Stadt sowie das Umweltamt eingebunden. Notwendig wird die Maßnahme, da sich die Richtlinien für die Wassereinleitung in Gewässer – basierend auf dem Wasserhaushaltsgesetz – in den letzten Jahren verschärft haben. Der Krebsbach, sagt Projektplaner Günter Schwab von Zwick Ingenieure in Weiden, sei ein dünnes Rinnsal, das überwiegend aus Drainagen gespeist werde. Bei Regen wird Niederschlagswasser aus rund Zweidrittel der Fläche von Weiden-Ost über Kanäle, die zum Teil durch das Gelände des Kepler-Gymnasiums laufen, in den Krebsbach eingeleitet. „Da kommt ganz schön was zusammen.“
Ein Biotop entsteht
Auf rund 10 000 Quadratmeter Fläche des insgesamt 23 000 Quadratmeter großen Areals wird die Erde bewegt. „Rund 22 000 Kubikmeter Erde müssen ausgehoben und entsorgt werden“, sagt Günter Schwab, „um am Ende eine Retensionsfläche für knapp 9000 Kubikmeter Regenwasser zu haben“. Eine solche Fläche kann im Falle eines Hochwasserabflusses als Überflutungsfläche genutzt werden. „Die Wiese beim Kirchsteig war bisher nicht überflutet, das schaffen wir erst jetzt“, ergänzt Stadtwerke-Chef Riedl. Der hier vorhandene Boden sei sehr „sandig-schluffig“, nehme besonders gut das Wasser auf.
„Zunächst wird die Humusschicht auf der Fläche abgezogen“, erklärt Diplomingenieur (FH) Schwab. Dann werde bis zu einer Tiefe von 1 bis 1,50 Meter ein Loch ausgehoben. „Später kommt der Humus wieder drauf“. Für den Krebsbach werde parallel der Mäander ausgearbeitet, sozusagen das Flussbett. „Störsteine sorgen dafür, dass der Bach nicht so schnell fließt“, sagt Schwab. Eingearbeitete Querrillen lassen das Wasser nach rechts und links versickern.
Steinschroppen führen den Krebsbach auf Höhe des Kirchsteigs in sein neues Bachbett. Ein Drosselwerk – ein 2,30 Meter breites, 6 Meter langes und 2,10 Meter hohes Betonhäuschen, in dem vor allem viel Mechanik steckt – reguliert den Zulauf des Krebsbaches. „Hier wird er auf einen Durchfluss von 223 Liter pro Sekunde runtergeregelt“, erklärt Günter Schwab.
Neue Baumpflanzungen am Krebsbach
Im Prinzip entstehe hier ein neues Fließgewässer, sagt Schwab, der davon überzeugt ist, dass sich auf der neu geschaffenen Feuchtfläche und am Bachlauf, der regelmäßig gepflegt werden muss, auch eine reiche Artenvielfalt entwickeln wird. Zuvor müssen jedoch ein paar Pappeln am Krebsbach gefällt werden. „Sie sind bereits abgestorben und alt“, versichert der Planer. Dafür werde es im Frühjahr 2020 mehrere Ausgleichspflanzungen von Pappeln, Birken, Erlen und Weiden im Retensionsbereich geben. Es sei schließlich ein Naturschutzprojekt.
Den Bürgern wird die Baumaßnahme nicht verborgen bleiben. Im September soll es laut Schwab losgehen. Bis Ende des Jahres wolle man aber fertig sein, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Während des Baus muss zumindest der Kirchsteig gesperrt werden. „Er ist unsere Zufahrt zur Baustelle“, sagt Riedl. 22 000 Kubikmeter Erde müssen abtransportiert werden. „Das bedeutet rund 2000 Lkw-Ladungen, die über den Kirchsteig in die Friedrich-Ebert-Straße ausgefahren werden. Behinderungen werden da nicht ausbleiben.“
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