Weiden in der Oberpfalz
20.05.2019 - 11:30 Uhr

Stillsitzen für Blumenpracht und Artenschutz

Rasenmäher, Vertikutierer, Rechen? "Das beste Gartenwerkzeug ist der Liegestuhl", sagt Arnold Kimmel vom Bund Naturschutz. Seinen Besuchern, angehende Sozialpädagogen der Caritas-Fachakademie, rät er, den Garten der Natur zu überlassen.

Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik Weiden säen im Garten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weiden Blumen aus. Bild: Gabi Schönberger
Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik Weiden säen im Garten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weiden Blumen aus.

Wie kann man die biologische Vielfalt schützen und Artensterben vermeiden? Das lernen die angehenden Sozialpädagogen der Caritas-Fachakademie im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weiden bei einer Multiplikatorenschulung mit Vorträgen und praktischen Übungen.

"Jeder kann etwas tun", sagt Irmgard Thoma, Landwirtschaftsinspektorin des AELF und Organisatorin der Schulung. "Man sollte erst einmal vor der eigenen Haustüre kehren", bestätigt Arnold Kimmel vom Bund Naturschutz. "Erstens muss man als Verbraucher darauf achten, was man kauft. Zu günstige Produkte sind auch günstig produziert. Zweitens kann man bei der Gestaltung des eigenen Umfelds beginnen." Gärten machen in Deutschland zwar nur drei Prozent der Gesamtfläche aus, das sei aber mehr als die Fläche aller Naturschutzgebiete zusammen. Zudem seien diese Flächen sehr weit verteilt. Die Gärten seien "Trittsteine", Verbindungen, für Tiere und Pflanzen. Thoma ergänzt: "Sie, die später in Ihrem Beruf auch auf die Erziehung Einfluss nehmen können, können das Wissen weitergeben."

Auf dem Gelände des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten dürfen die Studierenden nach einer Fotodokumentation über heimische Pflanzen das neu gewonnene Wissen direkt in die Tat umsetzen. Zusammen mit Heiner Vierling vom Maschinenring säen sie eine Blumenwiese per Hand aus. "Am Besten vermischt man die Samen mit Sojaschrot. So kann man sie gleichmäßiger verteilen", erklärt Vierling. Im Anschluss bearbeiten die Schüler das Beet noch mit einer Walze.

Kimmel hat noch einen Tipp: "Man tut seinem Garten etwas Gutes, wenn man sich einfach mal hinsetzt und ein wenig zusieht." Er empfiehlt, vor allem mit einheimischen Pflanzen zu arbeiten, da wiederum einheimische Insektenarten stark auf diese angewiesen seien. Zudem solle man so wenig wie möglich im Garten arbeiten: "Laub können Sie einfach liegen lassen. Das nennt man Flächenkompostierung. Die Blätter werden dann von Mikroorganismen zu Humus umgewandelt. Dieser ist wiederum die Grundlage für andere Pflanzen." Wenn man seinen Garten der Natur überlasse, hätte man alle 14 Tage einen "Tapetenwechsel", also neue Blumen, sagt Kimmel. "Erst kommen die Winterlinge und die Schneeglöckchen, dann die Leberblümchen, gefolgt von Krokussen und Narzissen."

Weiter lernt die Abschlussklasse Streuobstbäume und verschiedenes Gemüse zu pflanzen, eine Benjeshecke anzulegen, einen Balkonkasten mit bienenfreundlichen Blumen auszustatten und unter Anleitung von Nicole Merbald des Landesverbandes für Vogelschutz in Bayern ein Insektenhotel zu bestücken. Zum Abschluss erhalten die Studierenden ein eigenes Päckchen Samen, um zu Hause loslegen zu können.

Info:

Der "intelligente" Blumenkasten

Das empfiehlt die bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau: Viele Küchenkräuter stammen aus der nektar- und pollenspendenden Familie der Lippenblütler. Sie blühen nicht nur hübsch, sondern sind auch nützlich für Mensch und Tier. Bei Lavendel, Thymian, Dost, Bohnenkraut, Salbei, Ysop, Pfefferminze oder Zitronenmelisse kommen Bienen und Schmetterlinge gerne zu Besuch. Zudem passen sie in den Blumenkasten am Balkon. Die Kräuter benötigen allerdings einen sonnigen Standort. Auch sollten die Kästen nicht zu klein gewählt werden, da die Kräuter lange in der Erde bleiben. Viele sind sogar winterfest und müssen erste erneuert werden, wenn die Staude zu groß ist. (pmen)

Info:

Maßnahmenpaket zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheiten in Bayern

Mehr als 1,7 Millionen Bürger stimmten für das Volksbegehren "Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern - Rettet die Bienen!". Die Staatsregierung will nun dem Landtag vorschlagen, den Gesetzesentwurf des Volksbegehrens anzunehmen und zu ergänzen, um ihn in der Praxis umsetzen zu können. Regelungen im Entwurf des "Gesamtgesellschaftlichen Artenschutzgesetzes - Versöhnungsgesetz" umfassen beispielsweise die Möglichkeit einer Anpassung des Walzverbotes auf regional unterschiedliche Witterungsverhältnisse oder die Vermeidung von Flächenentzug der Landwirte zur Biotopgewinnung. Hier gelte der Grundsatz "Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht". Flächen sollen also nicht entzogen, sondern über zusätzliche Förderanreize eingebracht werden. (pmen)

 
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