Einmal im Jahr ist es völlig dunkel in der Josefskirche, obwohl Besucher im Gotteshaus sind. Immer zur Stummfilmzeit im Oktober, wenn alte Schwarz-Weiß-Filme über die Leinwand flimmern. Am Samstagabend zeigte der Förderkreis für Kirchenmusik St. Josef den Stummfilm "Vallfarten till Kevlaar", zu deutsch "Die Wallfahrt nach Kevelaer", aus dem Jahr 1921. Alexander Pointer hat sich den einstündigen Film nach einem Gedicht Heinrich Heines mindestens schon 15 bis 20 Mal angeschaut. Musste er wohl auch, weil er die Musik zum Film interpretiert hatte.
Pointer ist Kirchenmusiker in München Westend und hat schon viele Stummfilme vertont. Mit Hilfe des Laptops ließe sich die musikalische Begleitung auf der Eisenbarth-Orgel sehr gut lösen, sagte er. "Die Hauptarbeit hat ohnehin Roman Landgraf vom Kirchenmusikverein gemacht." Computerfachmann Landgraf hatte beispielsweise den Film komplett nachbearbeitet und die Zwischentexte vom Schwedischen ins Deutsche übertragen. In der alten deutschen Schrift, "so dass das auch gepasst hat".
"Das Schwierige an der musikalischen Begleitung war die Umsetzung der stehenden Bilder." Der Film sei langsam, nicht sprunghaft, wie zum Beispiel eine Stummfilmkomödie. "Da darf der Klang nicht stehenbleiben mit dem Bild, da muss es einfach weitergehen." Man wolle ja nicht, dass der Film zu fromm werde. Auch wenn die Handlung gut in die Kirche passe. Einmal, als im Film ein Besucher an die Tür klopfte, übertrug Pointer das Geräusch kurzerhand ins Publikum hinunter, indem er oben auf seine Sitzbank klopfte. Hundebellen erzeugte er auf der Orgel.
Der Film spielte in den 1820er Jahren. Eine Mutter überredete ihren trauernden Sohn zu einer Wallfahrt von Köln nach Kevelaer zur Gnadenkapelle der Mutter Gottes. Dort opferte der Sohn der Madonna ein Herz aus Wachs und bat sie, seinen Herzschmerz zu heilen. In der Nacht verlässt die Madonna ihr Altarbild, kommt ans Bett des Sohnes und legt ihm die Hand aufs Herz. Als die Mutter erwacht, stellt sie fest, dass ihr Sohn tot ist und lobt die Mutter Gottes.
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