(mte/phs) Es sieht auch bei Tag nicht gut aus im Schätzlerbad. "50 Bäume aller Arten sind umgestürzt, abgebrochen oder entwurzelt", berichtet Schwimmvereinschefin Ilona Forster. Dabei haben auch die Kabinen nahe des Eingangsbereich einiges abgekriegt. Wie hoch der Schaden ist, könne man frühestens an diesem Dienstag sagen. Auch da dürfte das Bad noch für Spaziergänger und Gassigeher gesperrt sein. Zu gefährlich.
Am Montagvormittag waren Gutachter und Baufachleute im Bad. "Wir müssen jetzt schauen, dass wir bald Firmen für die Reparaturen herbekommen", sagt Forster. Immerhin: Die Becken, die Gaststätte und die Minigolfbahn blieben heil. Wenn auch mit knapper Not: "Im Eingangsbereich ist ein großer Baum umgefallen, aber genau den Weg entlang. Drei Meter weiter links und die Minigolfanlage hätte es voll erwischt."
Bauzaun auf Polizeiauto
"Fabienne" verschonte im Stadtgebiet keinen Winkel. Stromausfälle, umgestürzte Bäume, die Straßen blockierten oder Autos demolierten, wurden der Integrierten Leitstelle vom Rotdornweg in Weiden-West bis Muglhof gemeldet. An der NOC-Baustelle an der Weißenburgerstraße kippte ein Bauzaun um. Die Polizei Weiden meldet, eine Baustellenabsperrung beim Klinikum fiel auf ein Streifenfahrzeug der Beamten. Neben Bäumen beschädigten auch herabfallende Dachziegel geparkte oder fahrende Autos. Allein die bei der Polizei gemeldeten Schäden an Autos schätzen die Beamten auf rund 20 000 Euro. "Viele der zahlreichen und ungezählten Anrufer mussten an Versicherungen verwiesen werden."
27 THW-Mitarbeiter waren zum Teil bis 7.30 Uhr am Montag im Einsatz. In der Nacht begleiteten zwei Motorsägetrupps Lokomotiven auf den Bahnstrecken nach Marktredwitz und Bayreuth. Allein auf letzterer räumten sie 50 Bäume oder Äste von den Schienen.
Die Rettungskräfte mussten in der Nacht so ziemlich alles aufbieten, was sie an technischem Gerät zur Verfügung haben: Radlader, um die A 93 zwischen Weiden-Nord und Frauenricht freizubekommen, eine Seilwinde, um einen kompliziert gebrochenen Baum von einem Auto in der Anton-Wurzer-Straße zu hieven, die Drehleiter der US-Lagerfeuerwehr, um einen Stamm vom BRK-Altenheim in Gmünd zu heben. Im Seniorenheim mussten zum Teil Bewohner in andere Trakte verlegt werden. Im Landkreis-Westen ist auch der einzige Verletzte zu beklagen. Ein Autofahrer preschte zwischen Pressath und Grafenwöhr in einen umgestürzten Baum, kam aber mit leichteren Blessuren davon.
Jürgen Göppl von der Leitstelle schätzt, dass 550 bis 600 Meldungen bei den Rettungskräften eingingen. Schlag auf Schlag ging's mit den Notrufen. Zwölf Disponenten in der ILS gaben alles. Gestockt hat es aufgrund der Vielzahl der Notrufe trotzdem. "Der Dreizehnte, der anrief, hing halt in der Warteschleife", sagt Göppl. Für Kreisbrandrat Marco Saller liegt ein ähnlich turbulentes Szenario fünf Jahre zurück: "2013 hatten wir innerhalb einer Woche zwei schwere Sommergewitter. Da sah es ähnlich aus."
Leinwand schwarz im Kino
Im Weidener Umland erwischte es Mantel besonders heftig. Auf der Staatsstraße Richtung Dürnast und Kaltenbrunn war kein Durchkommen mehr. Auch zwischen Waidhaus und Georgenberg legte Geäst den Verkehr bis Montagvormittag lahm.
270 Einsätze wurden der Leitstelle direkt gemeldet. Tatsächlich waren es wohl rund doppelt so viele. Das liegt an verschiedenen Faktoren. Etwa daran, dass sich Bürger direkt bei der Feuerwehr gemeldet haben, oder dass die Feuerwehr sich erst den Weg freischneiden musste, um zum gemeldeten Einsatzort zu gelangen. Das gilt gleich als neuer Einsatz. Ebenfalls häufig: Bürger, die ein Feuerwehrauto sehen, laufen hin und melden gleich das nächste Malheur.
So mussten auch zwei Männer an der Mooslohstraße am Sonntagnacht Stunden unter einem Regenschirm ausharren, bis die Feuerwehr anrückte. Die Hosenbeine des einen trieften bereits vor Nässe. Aber den Baumstamm, den "Fabienne" auf die Straße vor ihre Häuser geworfen hat, ließen sie nicht aus dem Auge. Er ist zu schwer, um ihn mit bloßer Manneskraft wegzuheben. Also hatten die Männer ihr Auto und Warndreiecke platziert, um die Gefahr für andere Wagen sichtbar zu machen.
"Ausgerechnet, wenn mal nur die Seniorchefin da ist, passiert so was", schmunzelt Erika Platzer am Tag danach. In ihrem Neue-Welt-Kinocenter waren die Filme für 19, 19.15 und 19.30 Uhr angesetzt, mitten im größten Sturm. Die Folge: Leute, die sich das "Sauerkrautkoma" ansahen, mussten wegen Stromausfalls plötzlich die Vorführung verlassen. Die können sie erst in acht Tagen nachholen, wenn der Film wieder in Weiden ist. Für die anderen Vorstellungen am Sonntagabend waren die meisten erst kurz davor, Karten zu kaufen. Auch sie müssen sich einen Ersatztermin suchen. Wer sich online ein Ticket gesichert hatte, bekommt seine Ausgabe gutgeschrieben.
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