Weiden in der Oberpfalz
04.11.2018 - 16:23 Uhr

Auf der Suche nach unguten Absichten

Keine Lichter, keine Requisiten, kein großer Vorhang: Das Landestheater Oberpfalz bietet den Zuschauern in der Regionalbibliothek einen spannenden Einblick in eine Probensituation. Premiere feiert "Die Kellnerin Anni" erst am Donnerstag.

Proben vor Publikum: Regisseur Till Rickelt und Claudia Lohmann drehen bei der Matinee noch an der einen oder anderen Stellschraube. Bild: otj
Proben vor Publikum: Regisseur Till Rickelt und Claudia Lohmann drehen bei der Matinee noch an der einen oder anderen Stellschraube.

Inszeniert werden Teile der Solohumoreske von Regisseur Till Rickelt, die Anni wird gespielt von Claudia Lohmann. Sie schlüpft in die Rolle der grantelnden Single-Frau, die seit der Scheidung von ihrem Mann Amouren sucht, dabei aber weder von Männern noch dem Glück geküsst wird. Das tut sie mit Verve, großartiger Mimik und großer Spielfreude. Dabei agiert Claudia Lohmann in dem Stück von Herbert Rosendorfer erfrischend deftig, ohne Distanz, einfach saukomisch.

Mit ungefilterter, tief bayerischer Vehemenz macht sie ihrem Unmut Luft. "Manchmal, als Single, da zerreißt's mich fast." Aber als Frau müsse man ja quasi ein Leben lang so tun, als ob man keinen Unterleib hätte. Die Männer könnten auf der Straße ohne Weiteres so etwas sagen, wie: "Die da drüben, die würd' ich schon gern a mal ...". Aber als Frau!

In der gezeigten Szene ist Anni gerade nach Hause gekommen und berichtet bei einer Zigarette von ihrem letzten Beutezug, der so vielversprechend anlief. Ein Bildhauer sei im Lokal gewesen und habe sie als Nacktschönheit identifiziert. "Fräulein Anni, hat er g'sagt, Sie sind eine der Frauen, denen kein Kleid dieser Welt so gut steht wie die Nacktheit. Das sehe ich als Bildhauer durch die Kleidung hindurch, hat er g'sagt."

Kurzerhand begleitet sie den Herren in sein Atelier, um sich dort als Model zu präsentieren - für 20 Euro, "im Namen der Kunst". Die Hoffnung auf ein Schäferstündchen wird jedoch nicht erfüllt. "Nicht einmal ang'langt hat er mich." Dabei habe sie sich extra ein Hoserl für 28 Euro gekauft, nicht wie sonst für sechs Euro. "Ich dachte, er hat ungute Absichten. So eine Pleite."

Neben dem Appetithappen geben Rickelt und Lohmann einen Einblick in ihre Arbeit. So ein Solostück stelle beide einen vor eine große Herausforderung. Im Gegensatz zu einem Stück mit mehreren Darstellern müsse man sich ja direkt ans Publikum wenden. "Das ist sehr anstrengend, macht aber Spaß. Ich habe nur einmal bei den Proben geweint."

Premiere feiert „Die Kellnerin Anni“ am Donnerstag, 8. November, ab 20 Uhr in der Regionalbibliothek. Weitere Vorstellungen sind am 10., 15., 16. und 17. November sowie am 11., 12., 17. und 18. Januar. Karten gibt es unter www.nt-ticket.de oder beim Ticketservice von Oberpfalz-Medien, Telefon 0961/85-550.

Erfrischend deftig und mit großer Spielfreude: Claudia Lohmann nimmt als rauchende Kellnerin Anni kein Blatt vor den Mund. Bild: otj
Erfrischend deftig und mit großer Spielfreude: Claudia Lohmann nimmt als rauchende Kellnerin Anni kein Blatt vor den Mund.
 
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