Weiden in der Oberpfalz
29.01.2020 - 10:15 Uhr

TC Weiden am Postkeller sucht verzweifelt Vorstand

Zitterpartie beim TC Postkeller. Wird es gelingen, den Traditionsclub in die Zukunft zu führen? Oder droht die Auflösung? Nahezu in Mannschaftsstärke werfen derzeit Vorstandsmitglieder das Handtuch - aus den unterschiedlichsten Gründen.

Sie genießt einen herausragenden Ruf. Doch die Tennishalle des TC Postkeller "kommt ins Alter". Investitionen sind absehbar. Zunächst muss der Traditionsverein aber sein Vorstandsproblem lösen. Bild: Gabi Schönberger
Sie genießt einen herausragenden Ruf. Doch die Tennishalle des TC Postkeller "kommt ins Alter". Investitionen sind absehbar. Zunächst muss der Traditionsverein aber sein Vorstandsproblem lösen.

(wd) Mit dem Betreff "Fortführung Verein" versendet Vorsitzende Frauke Sandrock ein Rundmail an die Mitglieder, in der sie auf die dramatische Situation hinweist. Der Verein benötige dringend sechs bis acht Personen, die im Vorstand arbeiten möchten, betont sie. "Im März sind Wahlen. Falls sich kein neuer Vorstand findet, steht der Verein vor der Auflösung."

Brandbrief an Mitglieder

Der TC brauche umgehend Menschen, die sich für den Verein, für seine Kinder und für das tolle Gelände engagierten, schreibt Sandrock in ihrem Brandbrief. Sie lädt zu einer kleinen Informationsveranstaltung am 31. Januar um 20 Uhr ein. Dabei werde über die Arbeit in den verschiedenen Ämtern und den nötigen Zeitaufwand aufgeklärt.

Aufgrund beruflicher Veränderung werden Technik-Vorstand Alexander Hellwig und seine Frau Frauke Sandrock mit den im Verein engagierten Söhnen die Nordoberpfalz verlassen. Zugleich möchte auch Finanzvorstand Diana Reicholt die Vereinsarbeit zurückfahren. Sie kehrt nach Baby-Pause wieder ins Arbeitsleben zurück. Ebenfalls wieder stärker im Beruf einbringen will sich die bisherige Sport- und Jugendwartin Simone Ocks. Somit bleiben vom bisherigen Führungsteam nur noch 2. Vorsitzender, Trainer und Postkeller-Urgestein Sebastian Jäger sowie Platzwart Werner Troidl.

Dem Verein dienen

"Wir sind schon jetzt zu wenige Leute. Die Arbeit ist kaum zu schaffen", betont die scheidende Vorsitzende. "Es müssen sich unter unseren 250 Mitgliedern doch Leute finden, denen daran gelegen ist, diesen Verein voranzubringen."

Den großen Wandel vollzog der TC Postkeller bei der Jahresversammlung im Jahr 2018, als Frauke Sandrock mit ihrem Team die Führungsmannschaft um Nico Kühnhackl ablöste. Im damals verabschiedeten neuen Leitbild steht auch: "Wir wollen professionell, fair, offen und respektvoll miteinander umgehen (intern und extern). Wir wollen das Image des arroganten Tennisclubs ablegen." Und: "Wir wollen eine neue Marke im Tennis der Oberpfalz werden."

Mitgliederzahl konstant

Sportliche Höhenflüge sind selten, die Mitgliederzahl kann konstant gehalten werden. Versuche, mit anderen Weidener Tennisclubs zusammenzuarbeiten, scheiterten bisher, räumt Sandrock ein. Beim TC Grün-Rot, der sehr gut mit ehrenamtlichen Mitarbeitern ausgestattet ist, fielen die Werbeversuche auf wenig fruchtbaren Boden. "Es wäre ein Einfaches gewesen, beide Vereine zusammen zu legen." Der TC Postkeller hatte schließlich das Nachsehen. Und: Er verlor in wichtigen Altersklassen Spieler an den Konkurrenten vom Hammerweg.

"Wir sind kein Verein, bei dem man die Hände in den Schoß legen kann. Die Mitarbeit ist ein zeitintensiver Job", klärt Sandrock Interessenten schon mal ganz nüchtern auf. Es wäre schade, den Verein nur auf "Low-Level" zu führen, unterstreicht sie. Der TC Postkeller konzentriere sich auf die eigenen Spieler. Und die hätten jede Chance, fleißig üben zu können. "Man braucht je 50 Mitglieder einen Platz. Wir haben zwölf Plätze."

Halle kommt ins Alter

Allerdings habe die große Anlage auch ihre Nachteile,nämlich einen hohen Unterhaltsbedarf. "Wir kommen durch. Aber unsere finanzielle Situation ist nicht rosig. Wir halten mit Ach und Krach die schwarze Null." Dabei sei die nächste Großaufgabe absehbar: "Unsere Halle kommt in die Jahre. Sie macht uns zu schaffen. Die Auslastung konnten wir zwar deutlich verbessern, aber jetzt stehen Investitionen an."

Zunächst aber, so betont die Vorsitzende, gelte es das "Führungsthema" zu besprechen und zu lösen. "Natürlich gibt es Wunschkandidaten für die verschiedenen Posten. Nur Ja gesagt hat noch keiner."

Kommentar:

Vernunftehen

Vier Jahre Bundesliga! Der TC Postkeller war wer in der Tenniswelt, spielte von 1995 bis 1998 ganz oben. Alles blickte hoch zum Postkeller, wo das sportliche und gesellschaftliche Herz der Stadt schlug.
Wer etwas auf sich hielt, spielte hier, wo Erna Pfister und OB Hans Schröpf Hof hielten. Es wird erzählt, dass hier itglieder nicht nur einen Sport-, sondern auch den Ehepartner suchten. Bei manchen hat’s geklappt. Manch Doppel hält lebenslang.
Nach vielen Tiefen verschob sich die Bedeutung in Richtung TC Grün-Rot, hin zum Urmeter des Tennissports in Weiden. Die internationalen Challenger-Turniere um den ATU-Cup zogen Tennis- und Sportgrößen in die Stadt. Doch auch dieser Glanz ist verblichen.
Heute zählen beide Vorzeige-Clubs nur noch die Hälfte ihrer einstigen Mitglieder. Die Anlagen sind zu groß, die Mittel knapp. Der Postkeller hat eine Führungskrise.
Eine Fusion wäre sinnvoll. Aber am Hammerweg bleibt unvergessen, dass 1968 die Hälfte der Tennis-Cracks zum Postkeller abwanderte. Darf ein 51 Jahre alter Seitensprung eine neue Vernunftehe verhindern?

Josef Johann Wieder

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.