Am Samstagabend öffnete der Kulturbahnhof Parapluie den imaginären Vorhang für Tom Brückner und sein Musik-Kabarettprogramm „Tom Quijote und die Mühlen des Lebens!“. Zahlreiche Besucher kamen, um den Solokünstler zu erleben. Wie der Titel schon verriet, drehte sich Brückners Programm um die Mühlen, gegen die wir alle im Alltag anrennen. Mal sind es die Tücken des Sports, mal Heimwerker-Pannen, missratene Vereinsausflüge oder die kleinen Freuden, die man im Alltag kaum noch wahrnimmt. Mit trockenem Humor, feiner Ironie und einem ständigen Augenzwinkern verpackte Brückner diese Episoden in seine Lieder. Das Ergebnis war ein Gesellschaftskabarett, das unterhielt, ohne zu verletzen.
Schon mit Titeln wie „Mei Dämon“, „Handyphobie“, „Weil ich mich liebe“ oder „Vereinsausflug“ bewies er, dass er das Alltägliche in große Geschichten verpacken kann. In „Handyphobie“ etwa macht sich das Smartphone selbstständig und stürzt seinen Besitzer ins Chaos. „Vereinsausflug“ dagegen spiegelt das Schicksal eines Ersatzspielers wider, dessen einziger Einsatz das jährliche Vereinsfest bleibt. Auch im „Abschiedsblues“ deutet Brückner ein Familiendrama an. Am Ende wird klar, dass nur der Fernseher kaputt war.
Musikalisch begleitet er sich nicht mit der Gitarre, sondern mit dem Bass. Mit einem schelmischen Grinsen erklärt er dem Parapluie-Wirt Bernd Mende den Grund: „Der hat nur vier Saiten, die Gitarre sechs. Vier lassen sich leichter lernen.“ Immer wieder streut er kleine Anekdoten und absurde Gedankenspiele ein. So sinniert er über Fremdwörter wie „ephemer“ oder die Abkürzung „Antifa“, die er im Internet nachgeschlagen hatte. „Ephemer? In der Botanik ein kurzlebiger Organismus. Aber warum sagt man nicht einfach vergänglich?“, fragt er, um gleich darauf in seinen nächsten Song „Der Checker“ über einen Internet-Junkie überzuleiten.
Brückner vermied bewusst das Thema Politik. „In diesen Zeiten kannst du fast nichts mehr richtig sagen“, erklärte er. „Ich möchte die Leute nicht streiten lassen, sondern mit einem Lächeln nach Hause schicken.“ Außerdem fühle er sich nicht fit genug fürs politische Kabarett. Stattdessen setze er auf Gesellschaftskritik und Alltagsbeobachtungen – aber unverkrampft und ohne erhobenen Zeigefinger.
Seit Oktober 2023 ist Brückner mit seinem Soloprogramm unterwegs. Die frühere Formation „Tom hoch 2“, damals mit einem gleichnamigen Bühnenpartner, hatte sich in der Corona-Zeit aufgelöst. Nun trägt er seine Geschichten allein vor, dafür mit umso mehr Charme und Spielfreude.
Als „Frauenversteher“ oder Heimwerker im Baumarkt, als Blues-Sänger am Montagmorgen oder ironischer Beobachter im Fitnessstudio: Tom Brückner übertrieb alltägliche Situationen so, dass sie jedem bekannt vorkamen und gerade deshalb komisch wirkten. Am Ende verabschiedete er sich mit seiner „Muckibude“ und ließ ein applaudierendes Publikum zurück.
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