"Mein Hobby ist mein Geschäft", sagte Fritz Gollwitzer an seinem 80. Geburtstag am 30. November 2008. Wer ihn kannte, konnte diesen Satz bedenkenlos unterschreiben. Der Spediteur, der aus der großen Flosser Gollwitzer-Dynastie stammt, führte das 1901 gegründete Transportunternehmen in zehnter Generation.
2011 zog er sich offiziell zurück und übergab die Geschicke an ein Geschäftsführertrio. Trotzdem sah er auch danach noch täglich nach dem rechten, erzählt seine Schwester Mathilde Petersen, die seit rund 60 Jahren im Raum Aachen lebt. Geschäftsführer Johannes Kozma hat den Chef ebenfalls leidenschaftlich in Erinnerung: "Er hat sich bis zuletzt nach Routen erkundigt. Fast immer fiel ihm dabei eine Begebenheit aus seiner Vergangenheit ein."
Dazu gehört der Kriegseinsatz als Flakhelfer am zerbombten Obersalzberg. Sein Großvater besaß ein Fuhrgeschäft in der Fleischgasse, das er aus Platzgründen in die Keplerstraße verlegte. 1968 erfolgte der Umzug an den heutigen Firmensitz in der Regensburger Straße. Immer mit dabei war Fritz treue Gefährtin Fanny. Die war gerade zwei Monate als Lehrmädchen bei den Gollwitzers, als Fritz 1945 aus dem Krieg zurückkam und sich in sie verliebte. 1970 übernahm er die Geschäftsführung vom Vater. Mit dem Betrieb ging es steil aufwärts. Der Familie war 1951 ein Coup gelungen: ein Transportvertrag mit dem Karstadt-Konzern, sämtliche Porzellan- und Glaswaren aus der Oberpfalz und Oberfranken in die Karstadt-Kaufhäuser überall im Land bringen. Es folgten Filialen am Nürnberger Hafen, in Marktredwitz und im sächsischen Zwönitz, zwischenzeitlich auch in Amberg und in Hagen. Zeitweise arbeiteten über 130 Menschen für die Gollwitzers. Heute sind es noch rund 65, davon 26 in Weiden. Rund 20 Lastwagen fahren für das Unternehmen. Die größten Kunden querbeet durch die Branchen sind Mitras, DLB in Oberviechtach, Maschinenbau Herrmann in Weiden, Lippert in Pressath und Bucher in Wernberg.
"Er hat immer seine Fahrer bewundert", sagt seine Schwester, "und er hat seine eigenen Bedürfnisse immer hintan gestellt". Dazu gehörte das liebgewonnene Klavierspiel in der Freizeit. "Er war eben eine Wirtschaftsmensch durch und durch, er hat alle überregionalen Zeitungen gelesen und sich für die globalen Zusammenhänge interessiert", erzählt Mathilde Petersen. Die letzten Jahre hat ihn außer der ökonomischen Lage vor allem belastet, dass er seine geliebte Fanny 2019 beerdigen musste. Zudem starben dem betagten Unternehmer Freunde weg, mit denen er sich austauschen konnte. In den vergangenen Monaten ließen auch Fritz' Kräfte nach. Am Freitag verließen sie ihn endgültig.













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