Weiden in der Oberpfalz
05.05.2019 - 16:15 Uhr

Überfüllte Mülltonnen bleiben bald ungeleert

Mit gelben und roten Aufklebern geht es ab Montag, 13. Mai, denjenigen in Weiden an den Kragen, deren Mülltonnen-Deckel nicht schließt. Darauf weist die Stadt hin. Und nennt Gründe für ihre "Deckel-zu!-Kampagne".

Jetzt machen die Müllwerker der Stadt ernst: Wenn der Deckel der Tonne nicht mehr schließt, kann es passieren, dass die Tonne künftig überhaupt nicht mehr geleert wird. Symbolbild: Petra Hartl
Jetzt machen die Müllwerker der Stadt ernst: Wenn der Deckel der Tonne nicht mehr schließt, kann es passieren, dass die Tonne künftig überhaupt nicht mehr geleert wird.

Der gelbe Smiley guckt zerknirscht drein, der rote lässt gar die Mundwinkel hängen. So oder so ist der Aufkleber der Stadt kein gutes Zeichen, wenn er auf der Mülltonne prangt. Denn der Sticker warnt davor, dass der Hausmüll bald oder dieses Mal überhaupt nicht geleert wird. Müllwerker kleben ihn laut Information der Abteilung Bauhof/Gärtnerei des Tiefbauamts Weiden ab Montag, 13. Mai, auf die Tonnen.

Vorausgesetzt deren Deckel schließen nicht, oder der Müll in der Tonne entspricht nicht dem in der Abfallsatzung zugelassenen. Mit dieser „Deckel-zu!-Kampagne“ will die Stadt drei Dinge erreichen: die Arbeitssicherheit der Müllwerker erhöhen sowie für ein sauberes Stadtbild und für mehr Gebührengerechtigkeit sorgen. „Nur Müllbehältnisse, deren Deckel geschlossen werden können, sind ordnungsgemäß und von den Gebühren abgedeckt“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Warnzettel im Landkreis

In Regensburg etwa läuft es ähnlich. Dort gibt es sowohl Warn-Aufkleber als auch Beanstandungszettel für Mülltonnen-Überfüller. Im Landkreis Neustadt gibt es laut Sprecherin Claudia Prößl sogenannte „Beanstandungszettel“, die bei folgenden Satzungsverstößen von den Mitarbeitern der Müllabfuhr auf die Tonne geklebt werden: Tonne defekt, Tonne ohne Marke, Tonne deutlich überfüllt, Tonne zu schwer oder weiterhin falscher Inhalt erkennbar sowie Tonne nicht zugänglich (dann wird der Zettel am Briefkasten oder an ähnlicher Stelle angebracht).

Bei den vier erstgenannten Beanstandungspunkten werde die Tonne trotzdem noch geleert. „Erst wenn das nächste Mal das Problem noch da ist, bleibt die Tonne stehen“, erklärt Prößl. Bei Nichtzugänglichkeit oder falschem Tonneninhalt bleibe die Tonne samt Müll sofort stehen. Die Erfahrungen aber zeigten im Landkreis Neustadt, dass Müllsünder eher dünn gesät sind. Im Jahr 2019 gab es bislang 19 Beanstandungen. „Das ist bei circa 30 000 Haushalten im Landkreis ein verschwindend geringer Anteil“, findet Prößl.

In Weiden dagegen stellen die Verantwortlichen fest: Immer öfter werden Müllbehältnisse überfüllt. „Wir gehen von circa fünf bis zehn Prozent der insgesamt 10 970 angemeldeten Abfallbehälter aus“, teilt Björn Scheffczyk, Leiter des Bauhofs und der Stadtgärtnerei auf Anfrage mit. Der überfüllte Teil der Tonne aber dürfe grundsätzlich nicht mitgenommen werden – zum Schutz der Müllwerker. „Das beschreibt unsere Abfallwirtschaftssatzung im § 15 Abs. 4.“ Die städtischen Müllwerker dürften auch nicht in die Tonne greifen, um aufliegende Säcke herauszunehmen und sie daneben zu legen. „Das verbietet das Arbeitsschutzgesetz“, weiß Scheffczyk. Zu groß sei wiederum die Gefahr von Verletzungen. Also würden die überfüllten Tonnen zumeist dennoch geleert.

Aufgepasst: Wer ab 13. Mai diesen gelben Aufkleber auf seiner Mülltonne findet, bei dem könnte bald der Abfall nicht mehr abgeholt werden. Repro: Stadt Weiden
Aufgepasst: Wer ab 13. Mai diesen gelben Aufkleber auf seiner Mülltonne findet, bei dem könnte bald der Abfall nicht mehr abgeholt werden.
Wenn Bürger an ihrer Mülltonne künftig Rot sehen, ist ihr Behälter nicht geleert worden. Die Gründe werden auf dem Aufkleber erläutert. Repro: Stadt Weiden
Wenn Bürger an ihrer Mülltonne künftig Rot sehen, ist ihr Behälter nicht geleert worden. Die Gründe werden auf dem Aufkleber erläutert.

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Das Fazit des Bauhof-Leiters fällt schließlich eindeutig aus: „Dieses gegen die Satzung sprechende Verhalten vor Ort lässt sich im Sinne der Gleichbehandlung nicht ignorieren.“ Werde das Müllvolumen in der Stadt Weiden doch in Litern gemessen und kalkuliert, so dass bei einer großen Anzahl an überfüllten Tonnen mit stetig steigenden Müllgebühren zu rechnen sei. „Das ist ungerecht und belastet alle Weidener Bürger.“

Der Tipp des Bauhofs und seinen Müllwerkern lautet deshalb: „Stellt ein Haushalt fest, dass das vorhandene Volumen öfter nicht ausreicht, so ist einerseits zu überdenken, ob alle Recyclingmöglichkeiten voll ausgeschöpft werden.“ Andererseits könne natürlich eine größere Mülltonne Abhilfe schaffen.

Hintergrund:

So funktioniert der Mülltonnen-Warn-Aufkleber

Ab Montag, 13. Mai, sagt die Stadt Bürgern mit überfüllten Mülltonnen den Kampf an. Die Behälter werden zwar noch ausgeleert, erhalten jedoch als Warnhinweis einen gelben Aufkleber. Darauf ist deutlich zu lesen, dass die Tonne überfüllt ist und dieser Zustand nicht der städtischen Abfallsatzung entspricht. Ab der übernächsten Leerung wird es dann kritisch: Überfüllte Tonnen bleiben dann ungeleert stehen. Wiederum sehen die Bürger dann einen Aufkleber auf ihrem Behältnis – in Signalrot. Darauf ist folgende Erklärung vermerkt: „Die Tonne steht zum wiederholten Male nicht in satzungsgemäßem Zustand zur Leerung bereit. Die Tonne ist entweder überfüllt oder es befindet sich unerlaubter Inhalt darin!“ Die Folge: „Der Bürger muss dann seinen Müll selbst entsorgen“, informiert der städtische Bauhof.

Wie das geht? Eigenheimbesitzer bringen entweder ihre Tonne samt Inhalt zur Müllumladestation, Nikolaus-Otto-Straße 15, oder sie füllen zuvor ihren Müll von der Tonne um in blaue Säcke. 5 Euro kostet dort laut Bauhof in etwa die Entsorgung für einen Kofferraum voll Müll. In großen Wohnanlagen werde es komplizierter – und wohl auch kostspieliger. Hier müsse der Hausmeister informiert werden. (mte)

Hintergrund:

Weidens beliebteste Tonne

In Weiden gibt es fünf verschieden große Müllbehältnisse. Sie fassen 60, 80, 120, 770 und 1100 Liter. Die von den Bürgern am häufigsten georderte ist die 120-Liter-Tonne. Sie kostet einen Haushalt 218 Euro pro Jahr mit Biotonne. Günstiger wird's für diejenigen, die selbst kompostieren: Sie zahlen 172 Euro pro Jahr. Bei den genannten Zahlen stellen die Bürger ihre Tonne selbst an der Straße zur Abholung bereit. Der Vollservice, ein Müllwerker holt die Tonne also im Unterstand ab, kostet extra.

Kommentar:

Für die Rückkehr der Windelsäcke

Er stinkt, der Müll. Wie achtlos vor allem in Wohnanlagen mit ihm umgegangen wird, stinkt dem Bauhof. Aufkleber sollen nun Müllsünder entlarven – zum Wohl aller. Einzelnen dürfte auch das stinken.
Denn oft schließt der Tonnen-Deckel nicht, weil das Baby mehr Stuhlgang als sonst hatte, das Großreinemachen im Frühling ein paar Putztücher extra bedurfte oder der Müll wegen des Feiertags später abgeholt wird.
Keine Aufregung. Gerade in diesen Fällen sind unsere Müllwerker erfahrungsgemäß großzügig. Was sie ärgert, sind Bürger, die aus Bequemlichkeit alles in die Restmülltonne stopfen statt zu trennen. Oder es gibt die, die auf Kosten der Allgemeinheit sparen: Sie melden für ihr Einfamilienhaus die Mini-Tonne (60 Liter) mit Eigenkompostierung im Teilservice für nur 86 Euro im Jahr an, kippen aber fleißig Bioabfall in Gartencontainer oder Restmülltonne.
Ja, Faulen und Fiesen soll es an den Kragen gehen. Andere aber müssen unterstützt werden. Etwa mit gebührenfreien Windelsäcken für unter Dreijährige und pflegebedürftige Inkontinente. In Schwandorf gibt es sie längst. In Weiden gab es sie einst. Der kommunale Prüfungsverband beanstandete aber die Säcke, weil sie über Müllgebühren finanziert wurden. Als freiwillige Leistung könnten sie zurückkehren. Vorausgesetzt ein solcher Vorstoß im Stadtrat ginge nicht in die Hosen.

Simone Baumgärtner

 
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