(cr) Wer von den Weidener Bürgern, geschweige denn von den Besuchern der Altstadt, die vom Oberen Markt über die Pfannenstiel-Gasse zum Max-Reger-Park abbiegen, wissen, woher ihr Name rührt. Bei einer Umfrage kam die Antwort: "Hier wurden in früheren Jahrhunderten Pfannen hergestellt." Weit gefehlt: Die Gasse wurde Philipp Caspar Pfannenstiel, geboren in Weiden am 26. August 1664, gewidmet. Hochgeachtet verstarb der überzeugte Protestant als Jurist, Hofrat und Konsulent der Ritterschaft Frankens am 11. Oktober 1735 im Alter von 71 Jahren in Nürnberg.
Sein Epitaph befindet sich in der Wand an der rechten Seite des südlichen Eingangs zur Michaelskirche. Die bereits verstorbene Weidener Rektorin der Clausnitzerschule und Historikerin, Dr. Helene Hoffmann, entdeckte sie bei Nachforschungen auf dem nördlichen Dachboden der St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg. Dort hatte man sie nach der Auflösung des Grabes aufbewahrt. Sie setzte sich dafür ein, dass die Grabplatte nach Weiden kam.
Tochter des Bürgermeisters
Die Verbindung des Juristen nach Weiden geht auf seine Eltern zurück. Sein Vater, der schon früh verstarb, war Georg Alexander Pfannenstiel, Mitsyndicus, Stadtschreiber und öffentlicher Notar, seine Mutter Anna Dorothea, Tochter des Weidener Hospitalvorstehers und Bürgermeisters Johann Leonhard Förster. Knappe zwei Jahrzehnte nach dem Ende des 30-Jährigen Krieges war Weiden ein verarmtes und ausgeblutetes Städtchen mit rund 1200 Einwohnern und vielen leerstehenden Häusern. Nach der Schulzeit bei Rektor Fuchsen, der Philipp Caspar die Grundlagen des Lateins, der griechischen und hebräischen Sprache, der Rhetorik und Philosophie beibrachte, studierte er Rechtswissenschaft ab 1682 in Altdorf und 1848 in Leipzig. Der Rat der Stadt ermöglichte dem begabten Halbwaisen durch Stipendien das Jura-Studium, dankbar zeigte er sich für diese Hilfe in seinem Testament.
Hofmeister einer Gräfin
Scheinbar war es für ihn nicht einfach, eine Anstellung zu bekommen. Er versuchte es im protestantischen Hamburg über seine dort wohnenden Vettern. Bei einem Aufenthalt in Regensburg ernannte ihn die Gräfin von Abensperg und Traun zu ihrem Hofmeister und nahm ihn mit in die K&K-Monarchie. Hier nutzte er die Gelegenheit, um sich in Wien in seinem Beruf fortzubilden. Nach drei Jahren sollte er sich der Order des Kaisers beugen, in acht Tagen den Glauben zu wechseln oder das Land zu verlassen. Wegen seines tiefverwurzelten evangelischen Glaubens, den er nicht aufgeben wollte, ging er nach Nürnberg. Einige Jahre verbrachte er auch in Hof. Dort heiratete er am 18. April 1714 die Nürnberger Patriziertochter Regina Catharina Döberich.
1689 veränderte er sich in Richtung Kulmbach und wurde von Johann Wilhelm von Streitberg auf seinem Schloss im heutigen Altenkunder Stadtteil Strössendorf (heute Ortsteil der Gemeinde Altenkunstadt) als dessen Oberbeamter und Lehen-Inspektor eingestellt. Nach dessen Tod trat er in die Dienste der Witwe und Erbin des Schlosses, Eva Sophie, eine geborene von Schaumberg-Strössendorf, und wickelte deren Erbschaftsprozesse ab.
Begabter Jurist
Pfannenstiel wurde nachgesagt, die verwirrtesten Prozesse ohne Verzögerungen zu lösen. So wurde er zur Anlaufstelle bei juristischen Problemen bei einem Großteil des fränkischen Adels. Verschiedene Ehrenämter und Ernennungen blieben nicht aus. Pfannenstiel wurde 1710 durch den Kurfürsten zu Mainz und Bischof von Bamberg, Lothar Franz, zum Kaiserlichen Hof- und Pfalzgraf und Bambergschen "wirklichen Hofrat" ernannt.
In Strössendorf fühlte sich Caspar Philipp Pfannenstiel wohl. Sein Name und seine Persönlichkeit sind noch heute in der Geschichte des Ortes präsent. Grund war sicher sein Bekenntnis zur lutherischen Lehre, die in seiner neuen Wahlheimat der Gegenreformation Stand hielt. Nach dem 30-Jährigen Krieg wurde den Strössendorfern ihre Kirche gewaltsam weggenommen, das Gotteshaus geplündert, die Glocken vom Turm genommen.
Mit dem langsamen Wiederaufbau der evangelischen Gemeinde in Strössendorf und die Wiederinstandsetzung der Kirche taucht erstmals in der Kirchengeschichte des Pfarrdorfs der Name von Caspar Philipp Pfannenstiel auf. Mit Rat und Tat stand er den Lutheranern zur Seite. Auch finanzielle Opfer scheute Pfannenstiel nicht. So stiftete er für die Kirche unter anderem einen Taufstein in Form eines knienden Engels, der mit beiden Händen das Taufbecken hält. Seit über 300 Jahren ziert der kunstvolle Taufengel den Altarraum des Gotteshauses.
Gönner und Förderer
Mit beträchtlichen Geldbeträgen ermöglichte der Ministeriale außerdem die komplette Neueinrichtung der Kirche und die Instandsetzung des Pfarrhauses und der Sakristei. Ein Bild des Ministerialen in "seiner" Sakristei und das in Stein gemeißelte Familienwappen der Pfannenstiels im Kirchenschiff erinnern noch heute an den großen Freund, Gönner und Förderer der Strössendorfer Kirchengemeinde. In den letzten Jahren seines Wirkens wohnte Caspar Philipp Pfannenstiel meist in Nürnberg.
Der Name Pfannenstiel wird in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Altenkunstadt-Strössendorf noch heute regelmäßig bei Festgottesdiensten ehrenvoll genannt. So wurde der Tag nach Pauli Bekehrung (25. Januar) "Pfannenstiel-Tag" genannt. Seine segensreiche Hilfsbereitschaft gab wahrscheinlich den Ausschlag: Als es in Strössendorf noch eine eigene Schule gab, hatten die Kinder an diesem Tag früher sogar immer schulfrei. Wie wichtig dem gebürtigen Weidener sein christlicher Glauben und die evangelische Pfarrei Strössendorf war, lässt sich heute noch in einer Vielzahl von Schriftstücken und Gotteshaus-Rechnungen von 1708/09 bis 1712/13 nachvollziehen. Am 11. Oktober 1735 starb der Fürstlich-Brandenburgische Rat Pfannenstiel in Nürnberg und fand dort seine letzte Ruhestätte auf dem Johannisfriedhof. Da er aus beiden Ehen mit keinen Kindern gesegnet war, hatte er bereits am 1. März 1730 ein Testament gemacht. Etwa 1200 Bände mit den Initialen PCP erhielt die Pfarrei St. Michael in seiner Geburtsstadt Weiden, dazu mehrere Armen- und Wohlfahrtsstiftungen. Die Bibliothek ist heute in Nürnberg im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern untergebracht. Der Grund: Die Bücher befanden sich in einem Raum des Nordturms der Michaelkirche, der feucht und nicht beheizbar war, so kamen sie vor zirka 20 Jahren nach Nürnberg. (cr)
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