Die Planung der nächsten Schritte für ein Bürgerbegehren 2020 zum Erhalt des Walds im geplanten Gewerbegebiet West IV sowie ein Expertenvortrag über die Auswirkungen der geplanten Waldrodung standen auf der Tagesordnung der ersten Versammlung des Aktionsbündnisses Walderhalt im neuen Jahr. Eine exakte Auszählung der bereits vorliegenden Unterschriften für das Bürgerbegehren konnte noch nicht erfolgen, da die Mitglieder des Aktionsbündnisses sich noch in der Sammelaktion befinden.
Die bei der Versammlung genannten Zahlen reichen im Einzelfall von niedrigen zweistelligen Werten bis hin zu gut 200. Einigkeit bestand darin, die Unterschriftenaktion zu intensivieren. Benötigt werden rund 2500 Unterschriften von Weidener Wahlberechtigten. Gruppen und Einzelpersonen wurden bestimmt, die in den einzelnen Stadtteilen Unterschriften an Standorten mit hoher Publikumsfrequenz sammeln werden. Hausbesuche sind nicht geplant.
Versammlungsleiterin Sonja Schuhmacher gab bekannt, dass umgehend zwei Standorte eingerichtet werden, an denen jederzeit unterschrieben werden kann. Laut Schuhmacher sollen sich sich diese beim Weltladen in der Fußgängerzone in Weiden sowie bei der Tankstelle in der Pressather Straße befinden. Vorgeschlagen wurde auch, das bereits vorliegende Informationsmaterial für das Bürgerbegehren wie Plakate, Flyer und Informationsschriften um Hinweiskarten, die an Autos gesteckt werden, zu ergänzen. Darüber soll intern noch abgestimmt werden. Argumentationshilfen für die Diskussion um die Erhaltung des Walds im Bereich West IV waren dann im Vortrag von Ralf Straußberger, Wald- und Jagdreferent beim Bund Naturschutz in Bayern, zu hören. Der promovierte Diplom-Forstwirt schilderte zunächst die bereits jetzt durch die Klimakrise ausgelösten akut bestehenden Probleme in den Wäldern und die Notwendigkeit der umgehenden Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Unter diesen Rahmenbedingungen gelte der Satz „Intakte Wälder schützen Waldklima- und Lokalklima“ ganz besonders. Zwischen Großstädten und größeren Waldgebieten könne im Sommer der Unterschied in der Tagesoberflächentemperatur über 12 Grad Celsius betragen. Der Waldboden sei als CO2-Speicher unverzichtbar. Das Gebot der Stunde laute deshalb: „Bestehende Wälder müssen erhalten werden.“
Dann widmete sich der Vortrag dem Waldgebiet, das für West IV gerodet werden müsse. „Wälder westlich von Weiden erfüllen zentrale Waldfunktionen für die Weidener Bevölkerung.“ Sie reduzieren die Schadstoffbelastung in der Luft, sorgen für Frischluftzufuhr, schützen vor die Arten, das Trinkwasser und auch die Bevölkerung vor Lärmbelästigung.
„Ein Gewerbegebiet West IV führt zu massiven Beeinträchtigungen“ lautete die Überschrift eines gezeigten Kartenbilds des betroffenen Walds. Bei einer Rodung würden für weite Teile des Stadtgebiets die Schutzfunktionen des vorhandenen Walds wegfallen. Unter Hinweis auf Luftbilder aus Nürnberg im dortigen Tiergartenbereich sind im Falle der Rodung für den Referenten auch angrenzende Wälder gefährdet. Ausgleichsmaßnahmen hält Straußberger für „kontraproduktiv“ und sagte: „Rodung ist nicht ausgleichbar.“ Nistkästen könnten natürliche Baumhöhlen für Vögel und Fledermäuse nicht ausgleichen und „Ersatzhabitate für Zaunechsen und Schlingnattern nahe der B470 sind Todesfallen“. Straußberger rechnete genau vor und sagte: „Der betroffene Kiefernwald speichert auf seinen 65 Hektar 7 Millionen Kilogramm Kohlenstoff.“ Diese würden im Rodungsfall freigesetzt. Die Ersatzaufforstung mit Eiche würde nach 20 Jahren nur ein Siebtel davon erbringen. Tauschflächen seien „abwegig“, weil sie keinen Zusatznutzen erbrächten. Laut Straußberger unterstütze der Bund Naturschutz das Anliegen des Aktionsbündnisses und fordere deshalb „Alternativen für das geplante Industriegebiet zu finden“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.