"Hide and seek" oder wie im Deutsch früherer Jahre heißen würde: "Versteckerles" – ist nicht nur ein traditionsreiches Kinderspiel, das heute allerdings nicht mehr up to date ist, sondern auch ein Grundprinzip der menschlichen Wahrnehmung und Wirklichkeit überhaupt. In der Dialektik von Entdecken und Verstecken findet sie ihre stärkste symbolische Form. Mit eben dieser Thematik befasst sich das Nürnberger Künstlerpaar Pirko Schröder und Thomas May. Noch bis zum 5. März sind ihre Arbeiten, Fotografien aus Finnland, Australien und dem Odenwald beim Kunstverein Weiden zu betrachten.
Wie der Vorsitzende des Kunstvereins Weiden, Wolfgang Herzer, bei der Vernissage unterstrich, geht es in dieser Ausstellung um den Wahrnehmungsprozess, dem ein Mensch mit seiner Rationalität und Emotionalität unterworfen sei. "Wir leben in Verdeckungen und Offenbarungsbereichen." Der Mensch habe immer etwas scharf im Blick, während das andere bereits wieder verblasse. Dies drückt Fotografin Schröder mit ihren verwaschenen Sprüngen von Menschen durch ihre Bilder aus. Rund 50 Arbeiten gibt es zu sehen. Das Zentrum der Ausstellung bildet eine krumme Fichte aus Finnland.
"Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft hat sich bewährt", sagte Bürgermeister Reinhold Wildenauer bei der Vernissage. Der Fotografin und dem Konzeptkünstler gefällt es, ab und zu einen gemeinsamen Seitensprung aus dem Reglement der eigenen Kunst zu machen. Voll hinein ins Refreshment ästhetisch, spielerischer Ausgelassenheit zu zweit. Wie Wildenauer erwähnte, ist auch die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) eingebunden. Sie trat schon zur Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys 2022 als Mitveranstalterin auf, kommen doch hier selbstredend Kunst und Wissenschaft als zwei im Kern verwandte bildhafte und begriffliche Erkennungsmethoden zusammen.
Das alte Vorurteil, dass zwischen der objektiven und subjektiven Sphäre Unvereinbarkeit herrscht, ist da längst überholt. Im Bild versteckt sich unentdecktes Wissen. "Wir können voneinander eine Menge gewinnen", brachte May die Zusammenarbeit mit der OTH auf den Punkt. Sein Schwerpunkt ist der Betrieb des bekannten Grashalm-Instituts, das unter dem Blickwinkel einer erweiterten Wissenschaftlichkeit dem Phänomen Gras nachgeht. "Ich brauche die Strukturen und das Objektivieren meiner Erfahrungen, wohingegen die OTH den subjektiven, emotionalen Zugang braucht, der die Sache von hinten aufrollt." Gerade, wenn man geradlinig denke, wie an der Hochschule, aber logisch nicht ans Ziel komme.
Geöffnet ist die Ausstellung von Donnerstag bis Samstag, jeweils von 20 bis 22 Uhr. Sonntags von 14 bis 18 Uhr.
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