Weiden in der Oberpfalz
17.05.2024 - 11:12 Uhr

Wie Videos im Internet die Realität verdrehen können

Das Theaterstück "Record" macht betroffen und aufmerksam. Eltern und Schülern der Wirtschaftsschule Weiden führt es eindrücklich die manipulativen Gefahren des Internets vor Augen. Auch die Polizei sieht hier Gefahren.

„Kunstdünger“-Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak macht das Publikum auf mögliche Gefahren für Heranwachsende durch Internetvideos aufmerksam. Bild: Kunz
„Kunstdünger“-Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak macht das Publikum auf mögliche Gefahren für Heranwachsende durch Internetvideos aufmerksam.

"Das Video könnt ihr noch am nächsten Tag, nächste Woche und in zehn Jahren sehen." Denn das Netz vergesse nichts. „Kunstdünger“-Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak hatte mit Schülerinnen und Schülern der Gustl-Lang-Wirtschaftsschule als Darsteller am Donnerstagabend zur Theaterpremiere des Stücks "Record" ins Jugendzentrum eingeladen. Das Angebot richtete sich besonders an Eltern, Lehrer und Schüler. An dem Abend wurde versucht, das Publikum mit dem Wandel der Kommunikationsformen in der Kinder- und Jugendwelt zu konfrontieren. "Es gibt Menschen, die kämpfen dafür, dass sie vergessen werden – im Netz."

An mehreren Beispielen verdeutlichte das Ensemble, dass mit dem Internet und der zunehmenden Nutzung des Mobilfunknetzes sich für Kinder und Jugendliche, wie für alle Altersgruppen, neue Möglichkeiten ergeben würden, in Interaktion zu treten. Gerade das „portable Kommunikationsorgan Handy" erlaube es Minderjährigen, zu jedem Zeitpunkt mit der Peergroup (Gruppe von Gleichaltrigen, Anm. d. Red.) in Kontakt zu bleiben. Neben den vielen Vorteilen, die dieses neue Medium biete, müsse man sich aber auch der Gefahren bewusst sein, die es mit sich bringe.

Verdrehte Wahrheiten

Bei "Record" handelte es sich um ein interaktives Theaterstück. Hier durfte das Publikum die Handlung mitbestimmen. Die Aufführungen wurden an drei Tagen mit Wirtschaftsschülern einstudiert und bereits seit Mittwoch vormittags Schulklassen präsentiert. "Eltern kämpfen darum, dass ihr Kind nicht mehr im Netz zu sehen ist. Darum geht es hier." Für das Stück benötigte das fünfköpfige Ensemble eine Doppelwand. Denn auf beiden Seiten wurden die Ereignisse beleuchtet: In der Gegenwart und der Zukunft.

So zeigte das Stück etwa zwei Schülerinnen, die nach einer Modenschau Smarties naschten, was von Mitschülern gefilmt und ins Netz gestellt wurde. Die Nascherei und die Ausgelassenheit der beiden ähnelte der Einnahme von Drogen. Und schon hatten sie ein echtes Problem am Hals. Sogar mit der Polizei wurde gedroht. "Ein falsch bewertetes Video, wie dieses kann einem Kind die komplette Zukunft versauen", erklärte Drozak. Denn wer wolle schon mit einer Drogenabhängigen zu tun haben.

Es gab auch ein zweites Video, das im Anschluss an die Nascherei aufgenommen wurde und ein völlig neues Bild der beiden Mädchen entwarf, sie sogar aufwertete. "Das beweist, dass man aus ein und derselben Situation zwei völlig unterschiedliche Eindrücke vermitteln kann." Polizeioberkommissar Manuel Ott, der alle Aufführungen begleitete, sprach von einer "Supergeschichte". Sie sei dran am Brennpunkt der Zeit. Die Polizei unterstütze natürlich solche Aktionen. "Wir sind sowohl präventiv involviert, wie auch aus dem Grund, weil wir das Programm ,Dein Smartphone, deine Entscheidung' in den fünften und sechsten Klassen anbieten."

 
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