Weiden in der Oberpfalz
30.03.2022 - 17:29 Uhr

Volkshochschule fordert Erhöhung der Gelder für Integrationskurse

Alle reden davon, wie wichtig die Integration von Menschen sei, die zu uns geflohen. Die Volkshochschule hat dazu ein bewährtes Angebot. Doch dem gehen gerade das Geld und die Lehrer aus.

Seit Jahren sind die Volkshochschule Weiden-Neustadt (VHS) und ihre Tochtergesellschaft, Zentrum für regionale Bildung, im Bereich Deutsch als Fremdsprache aktiv. „Seit Einführung der bundesweiten Integrationskurse 2005 sind wir Integrationskursträger“, teilte VHS-Geschäftsführer Stefan Frischholz am Dienstag bei einem Pressegespräch mit. Ferner sei man hier am Standort Weiden Prüfungszentrum für den Deutschtest für Zuwanderer und den Einbürgerungstest „Leben in Deutschland.“ Seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 hätten 1500 Teilnehmer die Integrationskurse durchlaufen. Aber die Konditionen für die Träger des Angebots hätten sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert.

Risiko liegt beim Bildungsträger

Gefordert wurde ein Abbau des bürokratischen Aufwands bei der Durchführung der Kurse und eine Erhöhung des finanziellen Erstattung. Uli Grötsch versprach dem Fachbereichsleiter für Sprachen und Verständigung, Harald Krämer, dass er in Berlin vorstellig werden wolle. Zum einen wegen der Frage nach Anerkennung von nicht in Deutschland erworbenen Lehrbefugnissen, zum anderen wegen einer Entschädigung der Kosten für den Träger bei vorzeitigem Kursabbruch durch einen Teilnehmer. Derzeit muss der Anbieter der Kurse das Risiko tragen, weiß der SPD-Bundestagsabgeordnete. Kursabbruch bedeute: Kein Zuschuss mehr. Ferner gebe es zwar eine große Nachfrage an Integrationskursen, aber mittlerweile keine Lehrkräfte mehr. Krämer wünscht sich Pädagogen einzusetzen, die in anderen Ländern eine Lehrbefugnis erworben hätten. Die werde aber oft in Deutschland nicht anerkannt und er könne sie deshalb nicht einsetzen.

Fixkosten konstant

Momentan seien die Kurse coronabedingt nicht voll belegt, machte Krämer deutlich. "Wir haben 15 bis 20 Teilnehmer pro Kurs. Das ist je nach Raumgröße genau ausgemessen." Früher seien die Angebote mit 25 Leuten belegt gewesen. "Da hat sich das gerechnet. Aber da hat es die Pandemie ja noch nicht gegeben." Es sei eine Sache, Kurse mit 25 Teilnehmern und einem entsprechenden Pro-Kopf-Zuschuss zu finanzieren. Es sei aber eine andere, die Finanzierung wie jetzt mit nur 15 zu stemmen. Die Fixkosten blieben schließlich die gleichen. Das Sprachenangebot gebe es seit nunmehr 17 Jahren. Aber erst 2015 habe die "Wir schaffen dass"-Botschaft eine Dynamik geschaffen, in deren Folge die Honorarsätze der Dozenten geradezu explodiert seien.

Sieben plus zwei Kurse

Die Stundenhonorare hätten sich verdoppelt, rechnet Krämer vor. "Aber die Sätze, die wir pro Unterrichtseinheit und Teilnehmer erhalten, sind nur marginal angehoben worden." Dabei sei der Aufwand, solche Lehrgänge abzuwickeln, inzwischen enorm. Für die aktuell sieben laufenden Integrationskurse an der Volkshochschule komme eine Verwaltungskraft gerade so über die Runden, berichtete der Fachbereichsleiter. Hinzu kämen ab Mai noch zwei weitere Kurse, ausschließlich für Flüchtlinge aus der Ukraine. "Das sind Teilnehmer, die von Privatpersonen vermittelt wurden und die von ihren Unterstützern mit den Strukturen bekannt gemacht wurden." Er rede nicht von jenen Menschen, die momentan in den Turnhallen untergebracht seien.

"Stand heute, sind wir dicht. Wir haben keine Lehrkraft mehr, um bis Mai weitere Integrationskurse anzubieten." Die Bedingungen, die an eine Lehrkraft gestellt würden, seien hoch. "Wenn das Anforderungsprofil heruntergeschraubt würde, auch ohne den Qualitätsstandard zu gefährden, könnte man noch die eine oder andere finden." Die Zuwanderung aus dem arabischen Raum sei eingebrochen. "Seit die Türkei dicht gemacht hat, kommt fast keiner mehr." Momentan kämen Menschen aus Osteuropa nach Deutschland.

"Die Sätze, die wir pro Unterrichtseinheit und Teilnehmer erhalten, sind nur marginal angehoben worden."

Harald Krämer, VHS-Fachbereichsleitung Sprachen und Verständigung, Mensch & Gesellschaft

Harald Krämer, VHS-Fachbereichsleitung Sprachen und Verständigung, Mensch & Gesellschaft

 
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