Weiden in der Oberpfalz
19.06.2018 - 20:18 Uhr

Mit voller Kraft in Richtung Fusion

Josef Götz, der Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz, hat die Synergiepotenziale einer Fusion mit dem Klinikum Amberg ausrechnen lassen. Ergebnis: Da ist man schnell im siebenstelligen Bereich. Doch die Million muss man sich hart erarbeiten.

Ein buchstäblicher Höhepunkt der Besprechung der CSU-Stadtratsfraktionen aus Amberg und Weiden war die Besichtigung der Hubschrauber-Landeplattform des Klinikums St. Marien in Amberg. Petra Hartl
Ein buchstäblicher Höhepunkt der Besprechung der CSU-Stadtratsfraktionen aus Amberg und Weiden war die Besichtigung der Hubschrauber-Landeplattform des Klinikums St. Marien in Amberg.

(ll) Das Treffen der CSU-Stadtratsfraktionen aus Amberg und Weiden am Montagabend war als Erfahrungsaustausch tituliert, doch zumindest der Teil im Klinikum St. Marien hatte etwas von einer Strategiekonferenz. Der Amberger Fraktionschef Dieter Mußemann machte klar, dass er die engere Kooperation mit den Krankenhäusern des Landkreises Amberg-Sulzbach endgültig zu den Akten gelegt habe: "Politisch gibt es keinen Weg dorthin."

Also volle Kraft voraus in Richtung einer Fusion mit den Kliniken Nordoberpfalz, die ihr Vorstand Josef Götz bei der Besprechung vertrat. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er mit seinem Amberger Kollegen Manfred Wendl über die Notwendigkeit dieses Zusammenschlusses vollkommen einig ist. Zum einen, weil es 2017 auch die Nordoberpfälzer mit einem Verlust im Jahresergebnis erwischt hat. Die Amberger kennen das ja schon länger. Aber auch, weil die regionalen Größen in der Branche - sie sitzen in Regensburg oder Nürnberg - für gute Ärzte viel attraktiver sind als die kleineren Häuser in Weiden und Amberg. Wenn die vereint auftreten, können sie aber auch klangvolle Namen für sich gewinnen, wie sich laut Götz bei den Chefärzten für Mikrobiologie oder Pneumologie zeigte. Das ist für beide Seiten auch Ansporn, die kartellrechtlichen Schwierigkeiten, die sich möglicherweise durch die angestrebte Fusion ergeben, zu überwinden.

Ohne die Zusammenarbeit, so Wendl, könne man mittelfristig weniger hochwertige medizinische Leistungen anbieten, größere Investitionen nur noch eingeschränkt tätigen und immer weniger gute Mitarbeiter gewinnen. Setze man lediglich die bisherigen "schuldrechtlichen Kooperationen" fort, stoße man an viele rechtliche Schranken und habe mit Interessenskonflikten sowie einer kartellrechtlichen Unsicherheit zu kämpfen. Nur durch den unmittelbaren Zusammenschluss sei das gemeinsame Ziel - die hochwertige wohnortnahe medizinische Versorgung in der Region - rechtssicher zu erreichen. "Wir müssen über Größe dagegenhalten", lautete die Devise von Götz.

Privater als Alternative

"Wir sind fast dazu verdammt zusammenzuarbeiten, wenn wir das Problem lösen wollen", formulierte es OB Michael Cerny drastisch. Ohne Klinikverbund werde man irgendwann aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sein, defizitäre Bereiche abzugeben und damit weitere Einschränkungen bei den Leistungen hinzunehmen. Für Dieter Mußemann gerät an dieser Stelle auch die Übernahme kommunaler Krankenhäuser durch private Betreiber in Sicht. Deren Richtschnur sei dann der Gewinn, nicht die optimale Versorgung in der Region.

Weil aber eine Fusion auch unliebsame Veränderungen mit sich bringen kann - etwas dass der Amberger oder der Weidener zur Behandlung in die Nachbarstadt müssen, weil es die zuständige Abteilung nur noch an einem Standort gibt -, mahnte Mußemann, sich Zeit zu lassen und erst Akzeptanz zu schaffen, auch bei den Mitarbeitern: "Mit der Brechstange funktioniert das nicht."

Ängste bei Entscheidern

Der Weidener Fraktionschef Wolfgang Pausch sah zudem "Ängste bei den Kollegen in den Entscheidungsgremien". Er könnte unter anderem den Tirschenreuther Kreistag gemeint haben, von dem bekannt ist, dass er die Idee des Zusammengehens mit Amberg sehr kritisch diskutiert. "Wir brauchen die Akzeptanz der politischen Entscheidungsträger in der gesamten Region", betonte Pausch. Weil es dafür Zeit brauche, werde man erst in der nächsten Wahlperiode "entscheidend weiterkommen". Wobei Pausch die genaue Gesellschaftsform des Zusammenschlusses noch offen ließ.

Cerny sähe dagegen lieber schnelle politische Beschlüsse in Richtung Fusion. Das sei man auch den Mitarbeitern schuldig, die wissen möchten, wohin die Reise gehe: "Wir müssen den klaren Willen zeigen, dass wir diesen Weg bis zum Ende gehen wollen." Denn bei den Mitarbeitern sei unverkennbar, dass sie zusammengehen möchten. "Und das ist der richtige Weg", fand Josef Götz.

 
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