Weiden in der Oberpfalz
03.03.2023 - 16:42 Uhr

Vorerst nur für Mitarbeiter: Witt baut Küche und Kantine komplett um

So viel moderne Küchentechnik wie die Witt-Gruppe in ihre Verpflegung steckt, dürften nur wenige Nobelrestaurants zu bieten haben. Wer nicht bei der Firma arbeitet, wird aber in Zukunft weniger von der Betriebsgastronomie haben.

Ilona Fiala ist Küchenchefin bei Witt. Sie ist dafür verantwortlich, dass bald über 2000 Menschen täglich eine warme Mahlzeit bekommen. Bild: Witt-Gruppe
Ilona Fiala ist Küchenchefin bei Witt. Sie ist dafür verantwortlich, dass bald über 2000 Menschen täglich eine warme Mahlzeit bekommen.

In den vergangenen sechs Jahren hat die Witt-Gruppe ihre Büros am Hauptsitz in der Weidener Schillerstraße modernisiert. Überschrieben ist das mit dem neudeutschen Slogan "Future Work 2.0". Gemeint ist eine effiziente Wohlfühlatmosphäre ohne feste Plätze an den Schreibtischen.

Der Textilspezialist hat sich dies 9 Millionen Euro kosten lassen. Nun baut er das Herzstück dieses Büro-Campus um: die Kantine. Dafür fließen zurzeit 5,1 Millionen Euro. Die Küche ist schon fertig. Im Oktober sollen die ersten Mahlzeiten ausgegeben werden.

Nicht-Mitarbeiter, die die Gastronomie im vierten Stock des Hauptgebäudes gegenüber vom Ring-Kino zu schätzen wissen, bleiben aber künftig außen vor. Zunächst soll die neue Kantine den Beschäftigten vorbehalten sein. Je nachdem, welche Erfahrungen die Textiler dann mit Essenszeiten und Auslastung machen, könnten eventuell wieder Externe einmal Zutritt bekommen. Wer die Kochkünste von Chefin Ilona Fiala schätzt, kann sie aber als Besucher im Werksverkauf in Ullersricht genießen. Dieser Standort wird ebenso wie die Logistik am Brandweiher oder die Kinder der benachbarten Stötznerschule von der Schillerstraße aus beliefert.

Weg vom K-Wort

Das Wort Kantine kommt allerdings mehr oder weniger auf den Index. "Es klingt nach Schöpfkelle auf den Teller", sagt Ladenbauer Stefan Gratzfeld, dessen Firma den Umbau betreut, bei der Vorstellung der Pläne. Ein endgültiger Name für das "Betriebsrestaurant", so die augenblickliche Sprachregelung, ist aber noch nicht gefunden.

Hausarchitektin Kerstin Harms-Sudarma rutscht trotzdem noch einmal das K-Wort raus. Sie erläutert, was die Firmengastronomie künftig zu bieten hat. Frischeres, Gesünderes soll auf den Tisch. "Außerdem können wir besser auf die saisonale Verfügbarkeit von Zutaten und personelle Engpässe reagieren." Das Konzept sei angepasst an die hybride Arbeitsweise von Präsenz im Büro und Homeoffice. "Montag und Freitag sind frequenzschwache Tage mit geringerer Nachfrage, wir können also beispielsweise den Freitag nutzen, um für die nächste Woche vorzukochen und so die Abläufe in der Küche entzerren", erklärt Harms-Sudarma.

Vorgekocht heißt dabei nicht, dass Abgestandenes oder Durchgeweichtes schnell mal erhitzt wird. Stattdessen setzt Witt auf "Cook & Chill", um Frische zu bewahren. Zubereitete Speisen werden über einen Hightech-Schnellkühler von 65 Grad auf 9 Grad heruntergekühlt und chargenweise, je nach Bedarf, wieder erwärmt. Dadurch bleiben selbst Nudeln al dente. Langes Warmhalten entfällt. Für den Transport an die anderen Standorte wird das Essen in wiederverwendbaren Behältern luftdicht verpackt.

Austausch und Genuss

Die hauseigene Gastronomie mit 280 Sitzplätzen nennt Geschäftsführer Jürgen Angstmann "eine Herzensangelegenheit". Die sei aber notwendig, da zuletzt in der Kantine 1995 etwas verändert wurde. Sie war auf 650 Mitarbeiter ausgerichtet, heute tummeln sich 1300 Wittianer auf den Fluren in der Schillerstraße. "Wir wollen hier die Kultur des Miteinanders leben," unterstreicht Angstmann. Dabei gehe es nicht nur ums Essen, sondern um Kommunikation und Austausch. Im Restaurant sind Separees und Co-Working-Spaces zum Arbeiten integriert. Eine Bar bietet ganztägig Kaffee und Snacks außerhalb der Hauptessenszeiten an.

Arbeiten und Genießen in Einklang bringen, hört sich gut an. Der immer noch schlanke Geschäftsführer hat aber am eigenen Leib erfahren, dass es auch Tücken in sich birgt. "Als ich 1991 hier angefangen habe, wog ich 82 Kilo. Die konnte ich leider nicht halten."

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Weiden in der Oberpfalz20.12.2022
Hintergrund:

Die Witt-Mitarbeiter

  • 3700 in der Gruppe
  • Beschäftigte aus 60 Nationen bei 11 Marken in 10 Ländern
  • Frauenanteil 75 Prozent, in der dritten Führungsebene rund 50 Prozent
 
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