„Ein Virus ist es, der aktuell alles gefangen nimmt, und so weitgehend unsere lieben Gewohnheiten bestimmt.“ Mit diesen ersten Zeilen seines Gedichts eröffnete Heimatkundler Bertram Erhardt nach erzwungener sechsmonatiger Pause seine Reihe „Durchs Jahr hindurch“ im Saal des Maria-Seltmann-Hauses. Leiterin Susanne Meichner freute sich über einen in Abständen voll besetzten Saal. Aus aktuellen Gründen hatte auch der Referent sein Thema geändert: „Seuchen und Epidemien in früheren Zeiten.“ Seine mal humorvollen, mal nachdenklichen oder spannenden Geschichten, Gedichte und Texte, die er ausdrucksstark vortrug, befassten sich mit historischen Begebenheiten und Bräuchen. Damit die Ausführungen nicht zu tragisch anmuteten, umrahmte die Zithergruppe um Michaela Gaach diese mit gekonnt vorgetragenen, dezenten Weisen: mit einem Schottischen, einem Walzer, dem Katharinen-Bayerischen, dem Grafenherberg-Landler, der Amalienpolka oder der Mitterndorfer Redoute.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass auch in den zurückliegenden Jahrhunderten ansteckende Krankheiten eine Geißel der Menschheit waren. Auf dem Sockel der Münchner Mariensäule wurden 1639 vier bronzene Heldenputten in Tierdarstellung für diese Plagen hinzugefügt: neben Krieg, Hunger und Unglauben auch ein Fabelwesen, ein Basilisk, für die Pest. In einem Zeitraum von 350 Jahren gab es 25 Pestattacken. Gegen Epidemien wurden erst viel später wirksame Medikamente hergestellt. Ein sicheres Mittel gegen die Ansteckung war allein die soziale Distanz. Leprakranke wurden in Siechenhäusern weit vor der Stadt untergebracht. Pestärzte trugen Gesichtsmasken in Schnabelform als Abstandshalter, in die Schwämme mit wohlriechenden Essenzen gestopft waren, da man meinte, die Pest übertrage sich durch „üble Luft“. Andere probate Maßnahmen waren der Aderlass, um schlechte Elemente aus dem Körper abzuleiten, das „Gesundbeten“ mit Beschwörungen und abergläubischen Riten. Schutzpatron gegen die Pest ist der Heilige Rochus, während die Heilige Corona, eine frühchristliche Märtyrerin, als Patronin des Geldes und der Metzger fungiert.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.