Aufgrund der Pandemie ging die Vertreterversammlung der Volksbank Raiffeisenbank (VR) Nordoberpfalz verspätet und erstmals virtuell von statten. Es gab Erfreuliches zu berichten. Trotz Nullzinsen hielt die VR Nordoberpfalz mit ihren fast 700 Mitarbeitern im Jahr 2019 die Zinserträge in Höhe von 60,36 Millionen Euro stabil und steigerte gleichzeitig die Provisionserträge auf 22,34 Millionen Euro (2018: 20,9 Millionen Euro). Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit (operativer Gewinn) erhöhte sich fast um ein Drittel auf nahezu 28 Millionen Euro. Vorstandssprecher Bernhard Wolf blieb mit seinen Kollegen Thomas Ludwig, Rainer Lukas und Thomas Wirth nüchtern am Boden, und sprach von einem „hohen Wachstum, das über unseren Erwartungen lag“.
Die VR Nordoberpfalz zählt 106.465 Kunden (plus 5539), von denen 47.114 genossenschaftliche Mitglieder (plus 1385) sind und Geschäftsanteile in Höhe von 77 Millionen Euro einbringen. Sie dürfen sich für 2019 über eine Dividende von 2,25 Prozent freuen. Wolf: „Insgesamt 9200 Firmenkunden – davon 1000 neu - bestätigen unsere Stellung als führende regionale Gewerbe- und Mittelstandsbank.“ Die VR Nordoberpfalz sei, so Wolf, zudem der „größte genossenschaftliche Ausbilder in der Oberpfalz“: Sie stelle 50 Prozent der Bank-Azubi in der Berufsschule Weiden.
Top-Platz im Banken-Ranking
Die Zahlen: 3,17 Milliarden Euro Bilanzsumme (plus 8 Prozent), mehr als 2 Milliarden Euro Kreditvolumen (plus 8,6 Prozent) und 2,37 Milliarden Euro Einlagen (plus 6,8 Prozent). Damit toppt die VR Nordoberpfalz in allen Schlüsselbereichen den bayerischen Durchschnitt und liegt größenmäßig in der Oberpfalz - nach der katholischen Liga-Bank - auf Platz 2, bayernweit auf Rang 9 und in Deutschland auf Platz 59 unter 841 genossenschaftlichen Banken. Besonders hoch fiel 2019 das Kreditwachstum von plus 19 Prozent in Tschechien aus; inzwischen entfallen 6 Prozent des gesamten Kreditportfolios auf die fünf Filialen in Westböhmen. „Wir vergeben keine Großkredite und setzen auf eine breite Streuung“, betonte Vorstandssprecher Wolf.
Die Beteiligungswerte mit 32,9 Millionen Euro haben sich kaum verändert. Darunter fällt auch die gemeinsame GmbH mit den Oberpfalz Medien, der VBOM GmbH, zur Entwicklung des ehemaligen Verlagsgeländes an der Weigelstraße, in Höhe von 3,05 Millionen Euro. Die VR Bank zahlte 2019 rund 7,7 Millionen Euro Steuern; vor allem über die 3,5 Millionen Euro Gewerbesteuer freuen sich die Kommunen, in denen die Filialen beheimatet sind. Für wohltätige Zwecke spendete die größte Bank der Region 272.883 Euro. Die Investitionen der VR Bank beliefen sich auf 5 Millionen Euro.
Starker Immobilienmarkt
Das Warengeschäft warf im Vorjahr einen Ertrag von etwa 400 000 Euro ab, auf dem Niveau von 2018. Das City Reisebüro litt unter der Insolvenz der Thomas-Cook-Gruppe, ein Defizit von mehr als 40.000 Euro war die Folge und das Reisebüro in Eschenbach wurde geschlossen. Dafür erzielte die City Immobilien einen Umsatzrekord: 185 Objekte wurden erfolgreich vermittelt, der Jahresüberschuss beträgt mehr als 300.000 Euro.
Für 2020 äußerte sich Bernhard Wolf vorsichtig: Die Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie dürften das Betriebsergebnis im laufenden Jahr um etwa 3 Millionen Euro drücken. Fünf Kleinstfilialen würden geschlossen. Scharf kritisierte Wolf die Niedrig-Zins-Politik: „Die Schere zwischen ärmeren Bevölkerungsschichten und den sehr gut Betuchten wird immer größer.“ Auch die Gefahr durch staatlich subventionierte Zombie-Firmen wachse. Die Sparer rief Wolf zum regelmäßigen Fonds-Sparen auf. Erspartes auf dem Girokonto liegen zu lassen, bedeute „reine Geldvernichtung“. Was Strafzinsen angeht, gelten bei der VR Bank noch Freibeträge zwischen750.000 Euro und 1,0 Millionen Euro.
Nach fast 30 Jahren im Aufsichtsrat, davon nahezu 20 Jahre als Vorsitzender, leitete Josef Kürner letztmals die Vertreterversammlung, „um jüngeren Köpfen Platz zu machen“. „Heute geht eine Ära zu Ende“, würdigte Vorstandssprecher Bernhard Wolf den „hoch geschätzten Ansprechpartner und Ratgeber“. Am 20. November ist eine Abschiedsfeier im kleinen Kreis geplant, Anfang Dezember tagt der Aufsichtsrat und wählt seinen Nachfolger.
Neue Aufsichtsräte der VR-Bank
Normalerweise ist die (Wieder-)Wahl von Aufsichtsräten bei genossenschaftlichen Bank als Formalie schnell abgehakt. Es wird „en Bloc“ abgestimmt. Bei der ersten virtuellen Vertreterversammlung der VR Nordoberpfalz kassierten die Kandidaten bei geheimer Wahl - bei mehr als 130 Ja-Stimmen – in der Spitze bis zu 16 Gegenstimmen und 11 Enthaltungen. Ob hier die geplante Schließung von fünf Kleinstfilialen oder die Spätfolgen der Fusion emotional durchschlagen?
Neue Aufsichtsräte sind Marion Forster (Liebensteiner Kartonagenwerk) und Anton Braun, Präsident des Wirtschaftsclubs Nordoberpfalz. Wiedergewählt wurden Winfried Hecht, Manfred Lehner, Herbert Preisinger und Josef Schwägerl. Die Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat sind Thomas Bäuml, Stefan Gleißner und Christian Richtmann. (cf)
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