Weiden in der Oberpfalz
30.09.2018 - 14:21 Uhr

Wahlkampf im Schnelldurchlauf

"Speed-Dating". Klingt nach "einsamer Er sucht nette Sie". Doch mit Romantik hat die Veranstaltung in der Max-Reger-Halle nichts zu tun. Hier werden auch unbequeme Fragen gestellt. Vielleicht ein Grund, warum ein Kandidat nicht erscheint.

Bock auf Demokratie haben sie alle: sowohl die sechs Landtagskandidaten als auch die Jugendlichen, die sich in der Max-Reger-Halle zum Speed-Dating treffen. Nächsten Freitag geben die jungen Leute bei der U-18-Wahl ihre Stimme ab. Bild: Winkler
Bock auf Demokratie haben sie alle: sowohl die sechs Landtagskandidaten als auch die Jugendlichen, die sich in der Max-Reger-Halle zum Speed-Dating treffen. Nächsten Freitag geben die jungen Leute bei der U-18-Wahl ihre Stimme ab.

Zum zweiten Mal hat das Jugendforum Weiden in Zusammenarbeit mit dem Bundesprogramm "Demokratie leben!" zum Speed-Dating geladen. Rund 40 Erstwähler und Jugendliche nutzten am Samstag die Chance, sich vor der Landtagswahl über Kandidaten und deren Parteien zu informieren. "Jeder Kandidat hat drei Minuten Zeit, um sich und sein Wahlprogramm vorzustellen", erklärte Theresa Weidhas, Sprecherin des Jugendforums. Dann konnten die jungen Leute die Kandidaten mit Fragen löchern. Jeweils eine Viertelstunde war für jede der sechs Runden Speed-Dating geplant.

"Die Schulen sind sehr marode, was möchten sie dagegen tun?", war eine der Fragen an Christoph Skutella. Nach Meinung der FDP sollte jedem Schüler ein Computer zur Verfügung stehen. "Die Bundeskasse ist gut gefüllt, eine Finanzierung wäre damit möglich", erklärte der 33-Jährige. Die Sache habe allerdings einen Haken. "Der Aufwandsträger bei öffentlichen Schulen ist nicht der Bund, sondern die jeweilige Kommune. Daher fordert die FDP die Abschaffung des Kooperationsverbots in der Bildung."

"Seit der elften Klasse müssen wir unsere Busfahrkarte selbst bezahlen. Was können sie dagegen machen?", wollte eine Teilnehmerin von Annette Karl wissen. Für die SPD sei es wichtig, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) für Schüler und Auszubildende grundsätzlich kostenlos und besser werde. "Wenn der Freistaat die U-Bahnen in München mit viel Geld unterstützt, dann muss er auch bei uns in den ÖPNV investieren", sagte die Abgeordnete.

"Mein Freund ist Migrant, hat den Mittleren Schulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung und macht derzeit sein Abitur. Warum ist er ,die Mutter aller Probleme?'". Das fragte ein Jugendlicher am Diskussionstisch der CSU. "Der absolut unglückliche Satz stammt von Horst Seehofer und nicht von der CSU", seufzte Stephan Oetzinger. Auf die Frage, wie er den Fachkräftemangel beheben wolle, präsentierte Oetzinger ein ganzes Bündel voller Ideen. Neben der Einführung von berufsorientierenden Praktika in allen Schularten müsse man daran arbeiten, dass handwerkliche Berufe in ihrer öffentlichen Wahrnehmung gehoben werden. "Hier wurde eindeutig zu wenig für das Image gemacht."

Um Klima- und Naturschutz und erneuerbare Energien ging es am Tisch der Grünen. Aber auch andere Fragen interessierten die Jugendlichen. "Wie positionieren sie sich zum Thema Landwirtschaft?", wollte ein Teilnehmer von Klaus Bergmann wissen. Wichtig sei es, von der Agrarindustrie wegzukommen. Das könne man in Bayern gut steuern. "Für große Mastbetriebe müssen die Auflagen verschärft werden", erklärte der Kandidat der Grünen. Die kleinen Bauern hingegen sollten durch Bürokratieabbau entlastet werden.

Ali Daniel Zant erläuterte die Ziele der Linken. Ihr Motto für die Wahl sei "Mehr für die Mehrheit". Der Reichtum müsse gerechter verteilt werden. "Wie soll das funktionieren", fragte ein Teilnehmer. "Bei einem Einkommen von über 7000 Euro soll der Steuerzahler belastet werden. "Wer darunter liegt, wird entlastet", so die Vorstellung der Linken.

Für Barbara Kindl ist es wichtig, dass Entscheidungen in der Politik zum Wohle des Menschen und nicht zum Wohle der Wirtschaft getroffen werden. Daher nehme die ÖDP keine Parteispenden an. "Das klingt gut. Allerdings habe ich Sorge, eine Kleinstpartei zu wählen, die es vielleicht nicht in den Landtag schafft", merkte ein Jugendlicher an. Das Argument der verlorenen Stimme ist für Kiener kein Novum. "Wenn man so denkt, wählt man immer das kleinere Übel." Jede Stimme zähle, nur so bekomme die Großpolitik einen Hinweis.

Nach zwei Stunden Speed-Dating fühlen sich die jungen Leute für die Jugendwahl am Freitag gut vorbereitet. Dass ein Diskussionstisch bei der Veranstaltung unbesetzt blieb, fanden die Teilnehmer nicht gut: Gerne hätten sie dem AfD-Kandidaten Roland Magerl auch unbequeme Fragen gestellt. "Trotz Einladung und Anmeldung ist er nicht gekommen", sagte Florian Graf, pädagogischer Mitarbeiter im Jugendzentrum.

Ein Platz bleibt leer: der von Roland Magerl (AfD). Derweil wird an sechs Tischen heiß diskutiert. Bild: Winkler
Ein Platz bleibt leer: der von Roland Magerl (AfD). Derweil wird an sechs Tischen heiß diskutiert.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.