Besonders eine Nachbarin habe besonders Stimmung gemacht, erinnert sich Josef Gebhardt. Vor allem Leserbriefe habe sie geschrieben, im Herbst 2016, obwohl die Wärmestube da noch gar nicht stand. Die Reaktionen hätten ihn traurig gemacht, das sage er ganz offen. „Das ist ganz klar eine Abwertung der Menschen, die hinter diesen Aktionen stehen“, erklärt er. „Es gab kein Vertrauen in uns, auch wenn wir sagen, wir kümmern uns darum.“
Die Wärmestube ist in der Fichtestraße untergebracht, im selben Gebäude wie die Lebensmittelausgabe des Vereins. Sie öffnet, wenn es kalt wird, von 8 bis 18 Uhr. „Dieses Jahr hatten wir auch noch im April offen, als es kalt wurde.“ Es gibt eine Teeküche, Tische, eine gemütliche Couch, Bücher, Toiletten. Doch eins vermisst Gebhardt: eine Dusche. Die sei in einer Wärmestube, die von Wohnungslosen genutzt werde, wichtig. Der Ort sei ohnehin nur eine Zwischenlösung. Eigentlich sollte die Wärmestube direkt neben den Räumen der Tafel, in einer ehemaligen Yogaschule, einziehen. Gebhardt hatte die Pläne jedoch nach den Beschwerden aus der Nachbarschaft aufgegeben. Doch jetzt will er noch einmal einen Vorstoß wagen. Nicht nur, weil das Verhältnis zu den Nachbarn gut sei. „Sie haben sich daran gewöhnt“, sagt Gebhardt. Sondern auch, weil die Räume der Tafel zu klein werden.
Denn der umtriebige Verein hat nicht nur die Essensausgabe für mehrere Hundert Menschen am Tag, sondern auch einen Flohmarkt. Familien mit Kindern, Frauen, drängen sich um die Kleiderständer und Wühltische mit Kleidung und Geschirr. „Das wird super angenommen.“ Wärmestube, Flohmarkt, Supermarkt. Doch noch etwas fehlt: Ein Besprechungsraum für die etwa 80 Mitarbeiter, 70 davon Ehrenamtliche. Wenn die Wärmestube umziehen sollte, kann Gebhardt auch seinen nächsten Traum verwirklichen: einen Nachbarschaftstreff. „Als der Supermarkt noch stand, haben sich viele ältere Leute dort im Bäcker zusammen eine Tasse Kaffee getrunken.“ Diesen Treff will er wieder aufleben lassen. Er stehe in Verhandlungen mit dem Vermieter. Noch ein Blick in die Ausgabestelle der Tafel. Dort stehen die Leute Schlange. Am Freitag vor Weihnachten rechnet Gebhardt mit etwa 250 Abholern. Es gibt Ruhebänke für die Älteren und sogar eine Malecke für die vielen Kinder.
„Jeder, der die Tafel in Weiden sieht, wird neidisch. Sie ist eine der schönsten in der ganzen Region“, erklärt der Vorsitzende. Nikoläuse und Stollen gibt es jedoch noch keine. „Die bekommen wir immer so Mitte Januar.“ Dann eben, wenn die Finanzstärkeren keine mehr kaufen.
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