Warnstreik in Weiden: Verschobene Operationen, geschlossene Therme

Weiden in der Oberpfalz
14.03.2023 - 15:38 Uhr

Rund 300 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ziehen am Dienstag bei einem Streikzug durch Weidens Innenstadt. Das Klinikum stellt auf Notbetrieb um – Sparkassen, die Therme und das Eisstadion bleiben zu.

"Heute ist Streiktag", skandieren über 300 Menschen am Dienstagvormittag, als sie vom Postkeller in Richtung Neues Rathaus in Weiden ziehen. Normalerweise würden sie gerade arbeiten – in Pflegeeinrichtungen, in der Thermenwelt oder dem Eisstadion der Stadtwerke oder in einer der Einrichtungen der Kliniken Nordoberpfalz. Ein Verdi-Sprecher begrüßt auch persönlich die Streikenden der Sparkassen. Margit Demleitner, Sprecherin der Sparkasse Oberpfalz Nord erklärt, ihr sind keine konkreten Streiks in Filialen vor Ort bekannt.

"Bis in die Nacht hinein hat man sich gestern noch auf etwaige Notdienste in den Kliniken verständigt", berichtet der Verdi-Geschäftsführer des Bezirks Oberpfalz, Alexander Gröbner, schließlich bei der Kundgebung vor dem Neuen Rathaus. Laut einer Pressemitteilung der Kliniken Nordoberpfalz kommt es am Dienstag dennoch zu Terminverschiebungen und Verzögerungen. Klinikmitarbeiter sprechen bei der Streikveranstaltung auch von verschobenen Operationen. Die Klinken Nordoberpfalz selbst bitten in einer Pressemitteilung die Bevölkerung am Dienstag, "die Notaufnahmen tatsächlich nur in relevanten Notfällen aufzusuchen".

Michael Reindl, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit der Klinken Nordoberpfalz AG, erklärt Oberpfalz-Medien auf Nachfrage: "Aufgrund der aktuellen finanzpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind die von der Gewerkschaft gestellten Forderungen und die Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchaus nachvollziehbar." Rund 85 Prozent des Klinikpersonals würde von den Gehaltserhöhungen profitieren. Im Gegenzug sei es aber auch notwendig, die steigenden Kosten gegen zu finanzieren. Hier müsse der Bund helfen. Was die Gewerkschaft Verdi fordert? Eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat.

Mit Trillerpfeifen und Kampfgeist

Der Streikzug an sich ist am Dienstag keine leise Angelegenheit. Mit Trillerpfeifen und Megafonen machen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst lautstark auf sich aufmerksam. Der Slogan "Heute ist kein Arbeitstag – heute ist Streiktag" schallt immer wieder durch die Straßen. Einige halten Plakate hoch, prangern darauf Missstände an: "Heute klatschen wir Defizite aus 20 Jahren verfehlter Gesundheitspolitik einfach weg" oder "Gestern noch systemrelevant, heute irrelevant", heißt es. "Wir haben in der Coronakrise gearbeitet und gelitten – dafür sind wir beklatscht worden", sagt Joachim Schauer, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Oberpfalz. Bei den aktuellen Verhandlungen gehe es nun nicht um Luxus, sondern darum normal in Würde leben zu können.

Auch Beschäftigte der Stadtwerke streiken. Laut einem Teilnehmer arbeiten rund ein Drittel aller Beschäftigten am Dienstag nicht. Sowohl in der Weidener Therme als auch im Eisstadion bleiben die Tore an diesem Tag geschlossen. "Das einzige, was heute unter Eigenaufsicht läuft, ist der 1. EV Weiden", verkündet Verdi-Geschäftsführer Alexander Gröbner.

Nach Lohnerhöhung Einsparungen

Mitarbeiter der Stadt zeigen ebenfalls Trillerpfeifen, gelbe Westen und Kampfgeist. Deren Dienstherr, Oberbürgermeister Jens Meyer, findet die Forderungen der Gewerkschaften verständlich und nachvollziehbar: "Allerdings wird es für die Stadt nicht leicht, diese Mehrkosten zu stemmen. Einsparungen an anderer Stelle werden dann mit Sicherheit vonnöten sein." Die Stadt Weiden bestätigt auf Nachfrage, dass rund 630 Mitarbeiter von den aktuellen Verhandlungen betroffen sind. Die jährlichen Mehrkosten für die Stadt Weiden bei einer Lohnerhöhung von fünf Prozentpunkten für die Beschäftigten würden wohl bei 1,4 Millionen Euro liegen.

Hintergrund:

Die Forderungen von Verdi und die Angebote der Arbeitgeber

  • Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn,
  • mindestens aber 500 Euro mehr,
  • bei einer Laufzeit von 12 Monaten;
  • Arbeitgeberangebot: drei Prozent ab Oktober 2023,
  • danach weitere zwei Prozent ab Juni 2024,
  • sowie zwei Einmalzahlungen als Inflationsbonus;
 
 

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