Weiden in der Oberpfalz
10.11.2024 - 17:14 Uhr

Weiden: Gedenkfeier zur Pogromnacht unter dem Zeichen des Nah-Ost-Konflikts und des Antisemitismus

Es ist ein Tag der Erinnerung. Der Gedenken an die Opfer. Am Sonntag versammelten sich Vertreter der jüdischen Gemeinde und der Stadt Weiden am Gedenkstein und gedachten den Ereignissen der Pogromnacht.

Oberbürgermeister Jens Meyer spricht bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht in der Konrad-Adenauer-Anlage. Bild: Kunz
Oberbürgermeister Jens Meyer spricht bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht in der Konrad-Adenauer-Anlage.

Die Jüdische Gemeinde unter Vorsitz von Leonid Schaulov und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit unter Vorsitz von Pfarrer Alfons Forster gedachten am Sonntag gemeinsam mit Bürgern, Mandatsträgern und Vertretern der Stadt Weiden der Pogromnacht am 1989 errichteten Gedenkstein in der Konrad-Adenauer-Anlage. Zentrales Thema waren der Krieg zwischen Israel und der Hamas und Hisbollah sowie der weltweit aufkeimende Antisemitismus. Der Autoverkehr wurde während der Veranstaltung von der Polizei weiträumig abgeriegelt.

Oberbürgermeister Jens Meyer sagte, es laufe ihm kalt über den Rücken, wenn er an die Übergriffe gegen jüdische Fußballfans in Amsterdam denke. Er erinnerte auch an die Schicksale jüdischen Mitbürger, die in der Pogromnacht aus Weiden in die Konzentrationslager verschleppt worden seien. Für den Landkreis Neustadt nahm Landrat Andreas Meier an der Gedenkfeier teil. Besondere Würde verlieh der Veranstaltung der Rabbiner Dannyel Morag, der auch das Kaddisch, das jüdische Totengebet, vortrug.

David und Goliath

Unter den Teilnehmer waren Pfarrerin Edith Lang, Imam Maher Khedr, Mandatsträger und zahlreiche Bürger. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Klaus Luther (Gitarre) und Christoph Pausch (Geige). Elisabeth Frey und Werner Friedmann verlasen die Namen der ermordeten Weidener Juden. Pfarrer Forster erinnerte in seiner Rede an die große Skulptur in der benachbarten Josefskirche, die David und Goliath zeigten. Den übermächtigen Philister Goliath mit dem Schwert und den kleinen israelitischen Jungen David mit der Steinschleuder.

“Als Goliath den Israeliten gegenübertrat, dachten alle: Er ist so groß, da haben wir überhaupt keine Chance. Aber David dachte: Er ist so groß, den kann ich mit meiner Steinschleuder gar nicht verfehlen.” Diese Geschichte von David und Goliath wiederhole sich seit 3000 Jahren, erklärte der Geistliche und gab einen kurzen geschichtlichen Abriss. Erst 1948 mit der Gründung des modernen Staates Israel bekamen die Juden wieder eine Heimstätte. “Vorausgegangen waren, wie wir alle wissen, die Verbrechen in der Nazizeit."

Neue Dimension des Konfliktes

“Wir haben uns hier am Gedenkstein in der Konrad Adenauer Anlage versammelt, um der schrecklichen Ereignisse um den 9. November 1938 zu gedenken", sagte er. "Am 20. Januar 1942 wurde in der sogenannten Wannseekonferenz bei Berlin die industrielle Vernichtung der europäischen Juden beschlossen." Nach Kriegsende sei der Staat Israel gegründet worden. Im ersten israelisch-arabischen Krieg habe Israel palästinensische Landesteile gewonnen. “Es entstand das Palästinenserproblem, das bis heute ungelöst ist.”

Nach den schrecklichen Ereignissen am 7. Oktober 2023 habe dieser Konflikt eine neue Dimension erreicht. Seitdem herrsche Krieg zwischen Israel und den Terrormilizen der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon. Die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen und im Libanon wachse stetig, da die Hamas und die Hisbollah die eigene Bevölkerung als Schutzschilde benutzten. “Sowohl in Israel als auch im Gazastreifen und im Libanon leiden die Menschen.” Der Pfarrer sprach von einer gefährlichen Situation. "Bitten wir Gott, dass er den verfeindeten Kriegsparteien Gedanken des Friedens und nicht des Verderbens gebe."

 
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