Am Donnerstag übergibt der Oberstleutnant das Kommando über das Artilleriebataillon 131 mit 750 Soldaten und 350 weiteren Mitarbeitern nach drei Jahren feierlich an Oberstleutnant Sven Zickmantel. Ein Unterfranke geht, ein Sachse kommt. Die beiden verstehen sich, nicht nur was den ersten Eindruck betrifft. "Wir waren in Afghanistan eine Zeitlang im gleichen Container", erzählt Kiesel beim Abschiedsbesuch im Amtszimmer von OB Kurt Seggewiß.. So etwas verbindet und erleichtert offene Worte.
"Kommandant zu sein zehrt", gibt Kiesel zu. Die üblichen Probleme, die der Bundeswehr zu schaffen machen, sind auch in Weiden zu finden. So verfüge die Artillerie nur über 50 Prozent der vorgesehenen Raketenwerfer, davon sei wiederum die Hälfte in der Wartung. Das heiße, dass man nur mit 25 Prozent des Materials in einer Batterie üben könne. Bei der Drohne sei die Ersatzteillage schwierig.
Trotzdem könne die Einheit ihre Ausbildungs- und Übungsverpflichtungen erfüllen. Weiden sei eben ein ganz besonderer Standort. "Der respektvolle, partnerschaftliche Umgang zwischen Soldaten, Stadt und Bürgern ist hier sehr ausgeprägt. Weiden wird mir fehlen." Seggewiß gab das Kompliment gerne zurück: "Die Region steht zur Bundeswehr und ist stolz auf die Kaserne." Dieses Verhältnis symbolisieren gegenseitige Wein-Geschenke sowie eine Urkunde und eine Batallionsmünze für den Rathauschef als Anerkennung.
Vom Karrieresprungbrett an der Waldnaab wechselt der 43-jährige Kiesel ans Verteidigungsministerium in Berlin. Dort ist er fürs Personalmanagement zuständig. Seine Frau und die beiden Kinder bleiben im heimatlichen Schweinfurt. Die Familie macht gerne in Deutschland Urlaub, manchmal mit dem Wohnmobil. "Da kommen wir ganz sicher auch wieder nach Weiden. Ich hab dem OB schon versprochen, dass ich im NOC einkaufen will."
Dessen Reize wird Oberstleutnant Sven Zickmantels Familie eher kennenlernen. Die Frau und die drei Kinder wohnen in Frankenberg bei Chemnitz und besuchen den Vater ab und an. "190 Kilometer Entfernung sind für einen Soldaten schon heimatnah", erklärt der neue Kommandeur, der in seiner Jugend mal schnellster 800-Meter-Läufer Sachsens war.
Erfahrung für die neue Aufgabe bringt er reichlich mit. Insgesamt war er zwölf Monate in Afghanistan und eine Zeitlang zur Generalstabsausbildung in der Schweiz. Weitere Stationen waren unter anderem Köln, Hamburg, das deutsch-niederländische Korps in Münster, Hessisch Lichtenau und Heidelberg. Die Oberpfalz lernte er zwei Jahre lang als Zugführer in Neunburg vorm Wald kennen. "Daran habe ich gute Erinnerungen." Weiden biete alle Voraussetzungen, daran anzuknüpfen. "Wir stehen an erster Stelle gegenüber vielen anderen Artilleriestandorten."
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