Weiden in der Oberpfalz
14.06.2023 - 15:20 Uhr

Auch in Weiden protestieren Apotheker

Die hohe Inflation, steigende Kosten, Mehrarbeit, aber ausbleibende Honoraranpassungen machen den Apotheken zu schaffen. "Jetzt reicht es", sagt Sprecher Andreas Biebl am bundesweiten Protesttag. Er hat den Streik in Weiden organisiert.

Am bundesweiten Streiktag der Apotheken gehen auch in Weiden rund 50 Mitarbeiter mehrerer Apotheken auf die Straße. Sie versammeln sich vor der Anker-Apotheke, die an diesem Tag den Notdienst aufrecht hält. Bild: Hladik
Am bundesweiten Streiktag der Apotheken gehen auch in Weiden rund 50 Mitarbeiter mehrerer Apotheken auf die Straße. Sie versammeln sich vor der Anker-Apotheke, die an diesem Tag den Notdienst aufrecht hält.

Andreas Biebl von der Mohren-Apotheke kann sich an keinen bundesweiten Protesttag der Apotheken erinnern. "Das hat es noch nie gegeben", sagt der Sprecher der 15 Weidener Apotheken, die am Mittwoch bis auf eine geschlossen haben. Er sei ein bisschen stolz, dass seine Zunft das auf die Beine gestellt hat. "Aber es reicht auch jetzt", sagt er gegenüber Oberpfalz-Medien.

Rund 50 Mitarbeiter versammeln sich zur Mittagszeit vor der Anker-Apotheke, die den Notdienst an diesem Tag sicherstellt. Bereits am Vormittag haben Mitarbeiter der streikenden Apotheken Flyer in der Innenstadt verteilt. Von Passanten erhielten sie dabei viel Zuspruch. "Es ist 5 vor 12", sagt Biebl, der sich von der Politik verlassen fühlt. Die Apotheken hätten in den vergangenen Jahren immer mehr schultern müssen, jedoch seit zehn Jahren keine Angleichung der Vergütung erfahren. Das könne so nicht weitergehen.

Rezepte ein Draufzahlgeschäft

Das Honorar der meisten Apotheken, erklärt Biebl, werde wesentlich durch die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung bestimmt. Für die Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln erhält die Apotheke einen pauschalen Festzuschlag, wobei sie den gesetzlichen Krankenkassen einen Rabatt gewähren muss. Dieser Rabatt sei erst kürzlich von 1,77 Euro auf 2 Euro erhöht worden. Heißt konkret: "Wir müssen 23 Cent pro Packung mehr abgeben." Hochgerechnet seien das 240 Millionen Euro Kosten, die den Apotheken entstünden.

"Bei jedem Rezept zahlen wir drauf", sagt Andreas Biebl. 60 Prozent der Kosten seien durch die gesetzlichen Krankenkassen gedeckelt. Umsätze könnten Apotheken fast nur noch durch den Verkauf rezeptfreier Produkte generieren. "Doch damit subventionieren wir eigentlich die Rezepte."

"Wir streiken heute hier auch für die Patienten. Denn wir versorgen sie gern und vor allem umfassend", sagt der Sprecher. Doch die Versorgung bröckelt. Lieferengpässe bei Medikamenten, Mitarbeitermangel und immer mehr Apothekenschließungen machten eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung vor allem im ländlichen Raum nicht einfacher. "Wir müssen und wollen die Versorgung aber aufrecht erhalten und unseren Mitarbeitern faire Löhne zahlen. Die Politik muss jetzt handeln", sagt Biebl und richtet seinen Appell vor allem an Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Oberpfalz13.06.2023
OnetzPlus
Pleystein21.01.2022
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.