Für die große Mehrheit im Gremium ist klar, dass eine Beteiligung der Max-Reger-Stadt an der Bewerbung Nürnbergs erhebliche Chancen bietet. 28 Stadträte sprechen sich dafür aus. Eine Minderheit von sieben Ratsmitgliedern aus den Fraktionen der CSU und der Bürgerliste aber teilt die Euphorie nicht und stimmt vor allem aus finanziellen Gründen dagegen. Sie stören sich daran, dass Weiden über fünf Jahre, von 2021 bis 2025, jeweils 43000 Euro (Ein Euro pro Einwohner) bezahlen soll.
Für CSU-Fraktionschef Markus Bäumler ist dies eine freiwillige Leistung, bei der er den Mehrwert nicht erkenne. Nürnberg sei schließlich 100 Kilometer entfernt. Und Fraktionskollege Wolfgang Pausch erinnerte SPD-Fraktionschef Roland Richter an dessen frühere Aussagen zur Kultur, als es um Sparmaßnahmen im Haushalt ging. Dabei seien zum Beispiel die Bayerisch-böhmischen Kultur- und Wirtschaftstage auf der Strecke geblieben. Mit dem Landestheater (LTO) und der Kulturbühne würden weitere wichtige Aufgaben warten.
Richter hatte betont, dass Kultur für eine Stadt immer einen Mehrwert bedeute. Hinter der interessanten Bewerbung stehe ein echtes Potenzial. "Es ist gut, dass sich Nürnberg als Metropolregion präsentiert." Richter und OB Kurt Seggewiß erinnerten daran, dass Weiden auch Pilsen unterstützt habe. Der OB: "Pilsen unterstützen wir, und bei Nürnberg kneifen wir?" Wer verstehe das denn?
Sowohl Bürgermeister Lothar Höher (CSU) als auch SPD-Fraktions-Vize Matthias Holl stellten nachdrücklich fest, dass Weiden nicht Nürnberg finanziere. Mit dem Geld finanziere man Veranstaltungen in Weiden. "Das geht an unsere Kulturschaffenden." Und Kämmerin Cornelia Taubmann sieht einen Mehrwert vor allem für die Innenstadt, für Hotels und Gastronomie. Sie bezeichnete Kultur als kommunale Aufgabe. Heiner Vierling (CSU) nahm den Ball auf und kündigte an, als Vorsitzender des Heimatrings künftig öfter mal bei der Kämmerin anzurufen und sie beim Wort zu nehmen.
Bereits jetzt steht fest, dass 2025 erstmals nach 2010 (Essen mit Ruhrgebiet) wieder eine deutsche Stadt den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" tragen wird. Neben Nürnberg haben auch Chemnitz, Dresden, Gera, Hannover, Hildesheim, Magdeburg und Zittau ihre Bewerbung angekündigt. Mit dem regionalen Ansatz der Nürnberger Bewerbung bietet sich nach Meinung der Verwaltung eine große Chance, den Kulturbereich in Nordbayern gemeinsam zu entwickeln, wegweisende kultur- touristische Angebote aufzusetzen und die Region international als Standort sichtbar zu machen. Städte wie Essen (mit dem Ruhrgebiet) und Marseille (mit der Provence) hätten bewiesen, wie das Projekt zur Profilierung dienen könne. So seien im Ruhrgebiet binnen zehn Jahren die Übernachtungszahlen um 42 Prozent gestiegen. Bis 30. September geben die Städte ihre Bewerbung ab. Unter diesen werden bis Dezember drei oder vier ausgewählt, die bis Juli 2020 ein weiteres Bewerbungsbuch abgeben. Die Titelvergabe durch die Europäische Kommission erfolgt im Herbst 2020.
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