Weiden in der Oberpfalz
27.12.2019 - 17:02 Uhr

Weidener blicken neidisch auf den Reuther Bahnhof

Rudolf Trummer staunt, als er vor einigen Monaten bei einer Radtour am Reuther Bahnhof vorbeikommt. Dem Weidener sticht sofort die neue Gleisüberquerung mit Aufzug ins Auge: "Warum ist dieser Bahnhof barrierefrei und unser Weidener nicht?"

Der Bahnhof in Reuth bei Erbendorf ist barrierefrei. Für manchen Weidener nicht nachvollziehbar. Bild: Benkhardt
Der Bahnhof in Reuth bei Erbendorf ist barrierefrei. Für manchen Weidener nicht nachvollziehbar.

Seit vielen Jahren werde über einen barrierefreien Ausbau des Weidener Bahnhof nur geredet. "Warum zieht sich das so lange hin?", will Rudolf Trummer wissen. Erst neulich sei er mit der Bahn gefahren und habe eine junge Frau beobachtet, die ihrem gehbehinderten Großvater geholfen hat, die Treppen der Bahnhofsunterführung erst hinunter und dann wieder hinauf zu steigen. Der Senior habe mehrmals stehenbleiben und verschnaufen müssen, um Gleis vier zu erreichen. Für Trummer ein untragbarer Umstand. "Und dann sehe ich, dass der Bahnhof in Reuth barrierefrei ist. Woher stammt dieses Geld? Das bringt mich auf die Palme", wettert er.

Viele glückliche Umstände

Bürgermeister Werner Prucker aus Reuth bei Erbendorf (Landkreis Tirschenreuth) erklärt gerne, wie es dazu kam, dass seine Gemeinde seit diesem Jahr am Bahnhof ein Schild mit der Aufschrift "Bayern barrierefrei - gefördert durch den Freistaat Bayern" hängen hat. Er gibt aber auch zu, dass viele glückliche Umstände dazu geführt haben. Die Kommune profitierte von den örtlichen Gegebenheiten. Fahrgäste, die von Reuth aus den Zug Richtung Süden nehmen wollen, steigen auf Gleis eins ein. All jene, die nach Norden wollen, müssen auf Gleis zwei warten. Bevor Reuth den Übergang bekam, mussten Bahnreisende dazu Gleis eins überqueren.

Es gab eine Bahnsteigschranke, hinter der alle so lange warteten, bis ein Mitarbeiter der Bahn kam (in Reuth übernahm diese Aufgabe der Fahrdienstleiter), die Schranke öffnete, damit die Fahrgäste sicher die Schienen überqueren konnten. Diesen Zustand wollte die Bahn verbessern und legte der Gemeinde bereits 2009 Umbaupläne vor. Dann seien laut Bürgermeister Prucker wieder einige Jahre ins Land gezogen, bevor die Bahn erneut vorgesprochen hat.

"Wenn wir nichts zahlen müssen, haben wir natürlich nichts dagegen", habe damals die Antwort der Gemeinde Reuth gelautet. "Wir haben uns aber an dieses Thema aktiv drangehängt", blickt Prucker zurück. Zugute kam der Kommune auch, dass zu diesem Zeitpunkt der Freistaat sein Förderprogramm "Barrierefreies Bayern" aufgelegt hatte. Der Umbau der Bahn sei schon im Laufen gewesen, als mit Hilfe des Landtagsabgeordneten Tobias Reiß auch für die Aufzüge Geld locker gemacht werden konnte. Der komplette Umbau zum barrierefreien Bahnhof hat insgesamt 2,8 Millionen Euro gekostet. Die Kosten verteilten sich auf Bahn, Bund und Freistaat.

Bahn verweist auf Bund

Rudolf Trummers Problem löst das nicht. Warum geht in Weiden nichts vorwärts? Eine konkrete Antwort kann die Deutsche Bahn auf Nachfrage nicht bieten. "Natürlich wollen wir den barrierefreien Ausbau unserer Bahnhöfe und Haltestellen voranbringen", teilt ein Sprecher der Bahn mit. Doch allein sei diese große Aufgabe finanziell nicht zu bewältigen. Die Bahn verweist auf den Bund, der für den Ausbau der Stationen verantwortlich sei.

Welche Stationen konkret barrierefrei werden, könne daher nicht die DB entscheiden, heißt es in der Pressemitteilung. Der Bund fördere den Ausbau vor allem an größeren Stationen, an denen viele Reisende davon profitieren.

Ausbau vorziehen

Bei einem Gespräch mit Beamten der Bundespolizei hatte Landtagsabgeordnete Annette Karl (SPD) darauf hingewiesen, dass der Bahnhofsausbau erst für 2038 geplant sei. Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht hofft dagegen, dass die Maßnahme früher angegangen werden könne, indem man die Barrierefreiheit von der Elektrifizierung abkopple. Staatssekretär Enak Ferlemann vom Bundesverkehrsministerium habe in einem Schreiben mitgeteilt, dass es grundsätzlich möglich sei, die Barrierefreiheit des Bahnhofs Weiden vorzuziehen.

 
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