Mit einem ungewöhnlichen Konzert endete am Freitag die Saison der Weidener Meisterkonzerte, die viele namhafte Künstler und Orchester und zauberhafte Momente bescherte. Dieser Abend stand dem in nichts nach. Angereist waren fünf Meister ihres Instruments: Stefan Schilli (Oboe), Stefan Schilling (Klarinette), Markus Postinghel (Fagott) und Carsten Carey Duffin (Horn). Zusammen Yaara Tal am Klavier, die schon einige Gastspiele in Weiden gab, brachten die vier Solobläser des Sinfonieorchesters des Bayerischen Rundfunks eine etwas andere Klangwelt ins Programm der sonst eher streicherlastigen Kammermusikabende der Meisterkonzerte.
Mit dem Bläserquintett Es-Dur op. 16 des noch jungen Ludwig van Beethoven eröffneten die Musiker und bestachen durch ihre gelungene, klangliche Ausgewogenheit und durch ein hohes Maß an Virtuosität im ersten Satz. Wer Beethovens langsame Sätze liebt, kam hier voll auf seine Kosten, so hingebungsvoll präsentierten ihn die Künstler, bevor das ausgelassene, spielfreudige Rondo den Vortrag abschloss. Als Inspiration für die Beethovensche Komposition gilt das Quintett für Klavier und Blasinstrumente Es-Dur, KV 452, von dessen Qualität der Schöpfer Wolfgang Amadeus Mozart selbst restlos überzeugt war, so auch das Weidener Publikum.
Ein Novum im Verein
Eingebettet zwischen den beiden Quintetten präsentierten die vier Bläser den eigentlichen Höhepunkt des Abends. In Ermangelung eines weiteren passenden Werkes hatten die Meisterkonzerte-Macher eine Komposition in Auftrag gegeben, dessen Uraufführung unter Anwesenheit des Komponisten Nicolaus Richter de Vroe ein Novum in der Vereinsgeschichte war. Dazu wechselten Schilli an die Oboe d'amore und Schilling an das Bassetthorn und positionierten sich zusammen mit Postinghel und Duffin dicht vor dem Flügel.
Dachte man, dass dieser wohl aus Pragmatismus nicht zur Seite geschoben wurde, so hörte man bald, dass er sehr zum Erstaunen der Pianistin Yaara Tal ohne sie zum Einsatz kam: Als Resonanzkörper klangen an manchen Stellen die Saiten des Steinways noch wie ein Echo nach.
"Gefährten der Echo", lautet der Titel des Werkes, das der Geiger Richter de Vroe seinen ehemaligen Kollegen auf den Leib geschrieben hat. Er nimmt Bezug auf die Bergnymphe Echo aus der griechischen Mythologie, die von Göttin Hera als Strafe der Sprache beraubt wurde und "lediglich Laute imitieren darf". Mit einem äußerst präzisen Zusammenspiel und trotz komplexer Rhythmen, Disharmonik, Tönen bis in die Grenzbereiche der Instrumente stellten die Künstler die neue, sehr moderne Komposition mit einer Leichtigkeit und Spielfreude dem aufgeschlossenem Publikum gleich zweimal vor, nämlich vor und nach der Pause.
Im anschließendem Gespräch mit der Pianistin plauderte der Komponist aus dem Nähkästchen und gab so Einblick in die Entstehung, bevor er Harald Roth, dem künstlerischen Leiter der Meisterkonzerte, die Partitur übergab. Beifallsstürme belohnten die Musiker.
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