Weiden in der Oberpfalz
14.01.2019 - 16:53 Uhr

Weidener Wasser wird viel weicher

Das Weidener Wasser ist ganz individuell. Für seine Aufbereitung gibt's keine Pläne aus der Schublade. Seit Jahren läuft deshalb parallel zum Wasserwerk eine Versuchsanlage. Deren Ergebnisse sind so gut, dass sie im Großen nachgebaut wird.

Stattliche 23193 Quadratmeter misst das Grundstück der Stadtwerke, auf dem seit 1934 auch das alte Wasserwerk steht. Westlich vom Altbau, zu dem auch Werkwohnungen gehören, entsteht die neue Anlage. Da Abstandsflächen ein- und eine Naturdenkmal zu erhalten sind, verbleiben auf dem Areal nur rund 18500 Quadratmeter zur Bebauung. Bild: Stadtwerke Weiden
Stattliche 23193 Quadratmeter misst das Grundstück der Stadtwerke, auf dem seit 1934 auch das alte Wasserwerk steht. Westlich vom Altbau, zu dem auch Werkwohnungen gehören, entsteht die neue Anlage. Da Abstandsflächen ein- und eine Naturdenkmal zu erhalten sind, verbleiben auf dem Areal nur rund 18500 Quadratmeter zur Bebauung.

Das Wasserwerk an der Alten Neustädter Straße stammt aus dem Jahr 1934, sei also ein "Vorkriegsmodell", meint Stadtwerke-Vorstand Johann Riedl. Natürlich wurde es immer wieder saniert und modernisiert. "Aber irgendwann erreicht auch eine gepflegte Einrichtung ihre Altersgrenze. Es ist technisch einfach nicht mehr möglich, es in die Zukunft gerichtet zu sanieren", begründet auch Stefan Schinabeck, Abteilungsleiter Wasser und Gas bei den Stadtwerken, die anstehende Großinvestition.

Ende 2021 am Netz

Im Wirtschaftsplan sind in den nächsten Jahren insgesamt neun Millionen Euro für das Wasserwerk vorgesehen. Die ersten Infrastrukturmaßnahmen, etwa Umlegung der Energieversorgung und Bau einer Trafostation, sind bereits für Sommer 2019 eingeplant. Nach intensiven Tests soll das neue Wasserwerk, das westlich am alten entsteht, spätestens Ende 2021 in Betrieb gehen.

Für das Vorhaben ließen die Stadtwerke den Bebauungsplan ändern und das Areal zwischen Alter Neustädter Straße und Georg-Stöckel-Straße, das einmal bewaldet war, erneut vom Buschwerk befreien. In fernerer Zukunft, so deutet Riedl an, sollen auch die Werkstätten der Stadtwerke hierher verlagert werden.

Sonderanfertigungen

Das neue Wasserwerk werde keine architektonische Schönheit, sondern ein reiner Ingenieurbau, an der Straße 40 mal 20 Meter groß, mit angedocktem 34 mal 17 Meter messenden Anbau. Herzstück seien die beiden Edelstahlreinwassertanks, die je 2000 Kubikmeter Wasser fassen, sowie die technischen Anlagen. "Wir haben uns überall umgeschaut, was die modernste Technik ist, etwa eine automatisierte Beckenreinigung, und eine Lösung entwickelt, die langfristig funktioniert und wirtschaftlich ist."

Die Anlagen im Neubau türmen sich auf vier Installationsebenen. Ein Großteil der Edelstahlrohre, viele davon mit einem Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern, seien Sonderanfertigungen. Neuland beschreiten die Stadtwerke in Weiden mit dem Einsatz von Manganoxid als katalytisches Filtermaterial. "Das ist nicht billig, aber unser Trinkwasser ist es uns wert."

Die zahlreichen Tests der Aufbereitungsmethoden in der Versuchsanlage hätten sich als wichtig und goldrichtig erwiesen, betont Riedl. Die ursprünglich vorgesehene Technik habe die Erwartungen nämlich nicht erfüllt. "Sie passte in der Praxis nicht für unser Rohwasser", stellt Riedl im Rückblick fest. Inzwischen sind die Fachleute von den gewählten Wasserbehandlungsverfahren überzeugt.

Weniger Kalk

Das Rohwasser der Weidener Brunnen ist sauer, weist einen niedrigen PH-Wert auf und ist kalkhaltig. Bisher wird es in zwei Stufen aufbereitet, plätschert etwa für die Entsäuerung über Kaskaden und anschließend über Filter mit Dolomitkalk. Künftig wird das Wasser über Filter mit Manganosid und Sand geschickt, anschließend über Flachbettentlüfter. Über die eingepressten Luftmenge kann erstmals der Ph-Wert des Wassers gesteuert werden, bevor es über die Reinwassertanks ins Leitungsnetz gepumpt wird. Diese hohe Lagerkapazität des Trinkwassers ist nötig, um die Brunnen künftig schonender, kontinuierlicher nutzen und gleichzeitig Nachfragespitzen abfedern zu können.

Im Hintergrund aller Planungen stehe der Wunsch, die hohe Wasserqualität in Weiden zu sichern, betont Johann Riedl. Er verweist auf einen wichtigen Nebeneffekt: Das Wasser werde wesentlich weicher und damit kalkärmer.

Hintergrund:

Vorteile von weicherem Wasser

Mit dem Betrieb des neuen Wasserwerks soll in Weiden weicheres, kalkärmeres Wasser aus der Leitung kommen. Damit verbunden ist der Abbau von Kalkverkrustungen an Heizelementen, Wasserboilern und -kochern. Es verhindert die Neubildung von Kalkflecken auf Gläsern und Armaturen, Kacheln, Fließen, Duschwänden sowie einen frühzeitigen Verschleiß von Wasch-, Geschirrspül- und Kaffeemaschinen.

Weiches Wasser führt darum auch zu Einsparungen bei den Strom und Wasserkosten, verlangt nach weniger Verbrauch von Wasch- Putz- und Reinigungsmitteln. Kaffee und Tee lassen sich mit ihrem natürlichen Aroma genießen. Hülsenfrüchte sind appetitlicher und leichter zu verdauen. (wd)

 
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