Das Gebäude am Weidener Ortsausgang ist unscheinbar, aus Backstein, mit grauen Türen und grauen Fensterrahmen. Es könnte das Bürogebäude einer Versicherung sein, doch statt um Krankenversicherungen geht es um großen Drogenschmuggel und geheime Ermittlungen. Die Menschen auf den Gängen sehen trotzdem nicht aus, wie Ermittler in Filmen. Sie sehen aus wie Sie und Ich. Auch das ist Teil ihres Jobs, wie Christian Schüttenkopf, Pressesprecher des Zollfahndungsamts München, erklärt.
Was macht eigentlich die Zollfahndung in Weiden?
Fünfzehn Beamte arbeiten bei der Weidener Dienststelle. "Wir kümmern uns ausschließlich um Rauschgiftschmuggel bei mittlerer Kriminalität aufwärts", sagt Christine Seibert, Leiterin des Dienstsitz in Weiden. Die Konsumenten sind nicht das vorrangige Ziel der Ermittlungen der Zöllner. Es geht darum, Drogen vom Markt zu nehmen und Drogengelder einzuziehen. Die Zollfahnder werden aufgrund ihrer Ermittlungsarbeit auch Kriminalbeamte des Zolls genannt. "Wir sind Waffenträger, wir sind in zivil und wir sind eine Ermittlungsbehörde", betont Seibert.
Ein "noeB" namens "Klaus"
Ein Beamter in zivil, ein nicht offen ermittelnder Beamter (noeB), spielte in einem Fall vor einigen Jahren eine wichtige Rolle. "Klaus" gab sich als potenzieller Käufer und Dealer der Droge Crystal aus. Mehrmals traf der "noeB" sich mit den Tätern, die in Tschechien Crystal herstellten und dann mehrere Kilo über die Grenze nach Deutschland schmuggelten. Beim ersten Treffen kaufte "Klaus" den Schmugglern rund ein Kilogramm der Droge ab. Beim zweiten Rendezvous in einem Weidener Café nahe der Polizeiinspektion bekam der Ermittler die Ware unaufgefordert und ohne vorherige Bezahlung angeboten. Das Crystal hatten die Schmuggler in einem Auto dabei, das hinter dem Lokal geparkt war. Beim dritten Treffen, einer vorgetäuschten Geldübergabe auf dem Parkplatz eines Weidener Baumarkts, nahmen die Ermittler zwei der Täter fest. Ein dritter Schmuggler konnte in Tschechien gefasst werden.
Die drei Schmuggler verurteilte das Landgericht Weiden zu zehn beziehungsweise elf Jahren Haft. Wie pikant die Arbeit der nicht offen ermittelnden Beamten sein kann, betont Christian Schüttenkopf: "Bei der Gerichtsverhandlung mussten wir unseren Beamten schützen, der direkt mit den Tätern in Kontakt war." Er wurde für die Schmuggler nicht sichtbar vernommen.
Spezialeinheit in Weiden
Bei der Zollfahndung gibt es sogar eine eigene Einheit für die verdeckte Beschattung von Verdächtigen, die Observationseinheit Zoll (OEZ). Diese Spezialeinheit hat auch in Weiden einen Sitz. "Das sind unsere Augen, wenn wir im Kommandobunker sitzen und die Ermittlungen koordinieren", erklärt Schüttenkopf. Die Beamten der Spezialeinheit sorgen einerseits dafür, dass zum Beispiel Durchsuchungen und Treffen der noeB mit potenziellen Tätern sicher ablaufen. Andererseits sammeln sie alle Informationen, um mutmaßliche Verbrecher festnehmen zu können. Zur verdeckten Beweiserhebung nutzt die Spezialeinheit laut Schüttenkopf ein breites Spektrum an Überwachungs- und Dokumentationstechnik. Die Ermittler machen Fotos und Videos, hören Telefone ab, orten Personen und analysieren Daten. Die OEZ verhaftet bei Beschattungen auch selbst mutmaßliche Täter. Sind der oder die Verdächtigen allerdings bewaffnet oder gewaltbereit, wird das der Zentralen Unterstützungsgruppe Zoll (ZUZ) oder einem SEK überlassen. Von Angst der Ermittler bei geheimen Observationen entdeckt zu werden, spricht Schüttenkopf nicht, äußert aber: "Bei jeder Maßnahme besteht natürlich ein gewisses Risiko entdeckt zu werden."
Vom Hinweis zum Haftbefehl
Auch der Schmuggel von Marihuana über die deutsch-tschechische Grenze beschäftigt die Ermittler. Alles begann mit einem anonymen Hinweis darauf, dass eine Person im Weidener Umkreis mit Gras handle. Zollbeamte hörten auf den Hinweis hin das Telefon des mutmaßlichen Täters ab und wendeten ihr "rundum sorglos Paket an Maßnahmen" an, wie Seibert es nennt. Genauer könne sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht auf die Methoden der Zollfahnder eingehen. Dadurch kamen die Ermittler einer Gruppe auf die Spur, die in Weiden und im Landkreis Neustadt im größeren Stil mit Cannabis handelte. Damit begannen die Ermittlungen nach den Händlern und Verteilern der Droge. Die Person, auf die der anonyme Hinweis hindeutete, kontrollierten die Zöllner im Rahmen einer Grenzkontrolle. Dabei stellten sie 650 Gramm Marihuana, 50 Ecstasy-Tabletten und einen Teleskopschlagstock sicher. Nun begannen die Fahnder das Telefon und den Laptop des Gefassten zu analysieren und die Person zu verhören, um mehr über die anderen Mitglieder der Schmuggelbande zu erfahren – erfolgreich.
Die Zöllner warteten einen Zeitpunkt ab, zu dem sie wussten, dass sich bei einer Fahrt von Tschechien nach Deutschland über die Grenze Rauschgift im Auto eines anderen Schmugglers befinden werde. Die Beamten stellten 2,5 Kilogramm Cannabis und 10 000 Euro Falschgeld sicher. Insgesamt handelten die Täter wohl mit 12 Kilogramm Marihuana. Die ersten Urteile fielen bereits am Weidener Landgericht. "Der Haupttäter mit der Verteilungsoberhand wurde zu neun Jahren verurteilt", erläutert Seibert. Die Person auf die der erste Hinweis lief, auf Bewährung. Die Zöllner zogen außerdem 20 000 Euro ein, die die Schmuggler mit ihren Geschäften verdient hatten.
Internationale Arbeit nötig
Gut die Hälfte der Arbeit der Zöllner ist laut Seibert rein im Büro. "Alle Ermittlungen müssen auch ihren Niederschlag in den Akten finden", sagt die Dienststellenleiterin. Sie ergänzt: "Die Fälle, in denen so viel passiert, da dauert die reine Ermittlungsarbeit gerne mal ein Jahr oder länger." Die Fahnder sind vor allem in der Oberpfalz und in Oberfranken tätig. Je nachdem wo die Täter leben oder aufgegriffen werden, sind die Zöllner teilweise in ganz Deutschland und sogar im Ausland aktiv.
Insbesondere die Zusammenarbeit und der bilaterale Austausch mit den tschechischen Behörden sei für die Ermittlungen wichtig. Christian Schüttenkopf ergänzt: "Der Zoll hat an und für sich schon die Voraussetzung, etwas mit dem Ausland zu tun haben zu müssen." Denn der Zoll kommt immer dann zum Einsatz, wenn Waren, Dienstleistungen oder Geld die Grenzen passieren. Die Zollfahndung in Weiden bei großen Rauschgiftschmuggeln – mit zivilen oder verdeckt ermittelnden Beamten. Das ist ihr Trumpf.
Daher rekrutiert die Weidener Zollfahndung ihre Arbeit
- über Aufgriffe von Kontrolleinheiten (z.B. in Wernberg-Köblitz)
- über anonyme oder offene Hinweise per Mail, telefonisch oder per Post
- über eigene Recherchen, Analysen und Ermittlungen (Abhören von Telefonen, Observierungen und nicht offen ermittelnde Beamte)
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