Das Telefon bei der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz ist nie still, sagt Leiter Jürgen Meyer. Etwa 200 Mal am Tag alarmieren die Disponenten Rettungskräfte für einen Einsatz (70 Prozent davon für eine Rettung und in 30 Prozent der Fälle wird die Feuerwehr benötigt). 25 Anrufer wollen täglich eigentlich zu einer anderen Organisation, etwa weil sie Essen auf Rädern oder den Notfallknopf bestellen wollen. Die Disponenten der ILS verbinden sie dann weiter. 15 Mal am Tag gibt es aber auch den "Hosentaschenanruf": "Derjenige weiß gar nicht, dass er uns anruft", erklärt Meyer. Diejenigen haben den Notruf unbewusst gewählt. Dann müssen die Disponenten entscheiden, ob es sich um einen echten Notruf eines Menschen handelt, der nicht sprechen kann, jemand beim Anrufen kollabiert ist oder etwa ein Paar beim Sex versehentlich die 112 gewählt hat. 3 bis 5 Mal im Monat gibt es falschen Alarm – meist weil sich Jugendliche einen Streich erlauben.
Geht es auf Weihnachten zu, "sind die Leute freundlicher", sagt Meyer. Dann melden sich auch Menschen bei der ILS, die den Mitarbeitern per Notruf nur frohe Weihnachten wünschen wollen. Vor allem am späten Heiligen Abend komme das vor. "Das sind Leute mit psychischen Erkrankungen. Wenn die Mitarbeiter Zeit haben, nehmen sie die Gespräche an oder vermitteln sie an den Weißen Ring oder die Telefonseelsorge", berichtet der ILS-Leiter.
An Weihnachten gibt es allerdings auch mehr Kleinbrände, etwa durch umgefallene Kerzen oder ein vergessenes Essen auf dem Herd, mehr Schlägereien in Familien, mehr Verletzte durch Verbrennungen, mehr psychische Erkrankungen und mehr Krankentransporte, zählt Meyer auf. "Die Krankenhäuser versuchen, viele Patienten noch nach Hause zu bekommen, damit sie Weihnachten dort verbringen können." Bis 15 Uhr an Heiligabend sind die Sanitäter im Stress.
Die ILS-Mitarbeiter versuchen, dass Mütter und Väter am 24. Dezember zwischen 16 und 22 Uhr keine Schicht schieben müssen. Wer arbeiten muss, macht es sich schön: Die Kollegen kochen füreinander, stellen einen Christbaum auf. Zwischen 16 und 20 Uhr klingelt bei der ILS nicht mehr ganz so oft das Telefon. "Um 16 Uhr fällt der Schalter. Dann ist Weihnachten, das Christkind läutet mit der Glocke." Jedes Jahr um 18 Uhr kommt Weidens Oberbürgermeister Kurt Seggewiß zu Besuch, worüber sich die Mitarbeiter freuen. Auch am Jahreswechsel gibt es für die ILS weniger zu tun. Doch die Ruhe währt nur kurz, so Meyer: "Eine Minute nach 12 Uhr und du hast die erste Rakete im Auge."
24 Tage, 24 Türchen: Vom 1. Dezember bis zum Heiligen Abend öffnen wir täglich nicht nur ein Türchen, sondern gleich eine komplette Tür. Menschen aus der Region gewähren dann Einblick in ein "Reich", das ansonsten verschlossen ist. Hinter den Türen verbergen sich Bilder und Geschichten aus der gesamte Oberpfalz.
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