"Ein Krieg, der fast die ganze Welt zerstörte", so nennt der Weidener OB Kurt Seggewiß den Zweiten Weltkrieg. Über 50 Millionen Menschen wurden getötet, darunter 3 Millionen russische Soldaten – einige davon im Gefangenenlager in Weiden. "Es gab ein abgesichertes Lager für Kriegsgefangene aus Russland. Viele starben an den Folgen der schweren Verletzungen oder wurden im Konzentrationslager in Flossenbürg erschossen", erzählt Seggewiß russischen Studierenden der Technischen Universität Tambov. "Wir dürfen nicht vergessen, was Menschen anderen Menschen angetan haben. Im Namen der Stadt Weiden möchte ich mich für diese Gräueltaten entschuldigen."
Seit 2014 besteht eine Partnerschaft zwischen der TU Tambov und der OTH Amberg-Weiden. Immer wieder besuchen russische Studierende Weiden und umgekehrt. Vom 7. bis zum 16. Mai findet der Austausch in diesem Jahr statt. Den Auftakt bildet die Gedenkveranstaltung am Weidener Stadtfriedhof. Zehn Studierende und zwei Vertreter der TU Tambov sowie Professor Magnus Jaeger von der OTH legen zusammen mit dem Oberbürgermeister weiße Rosen auf den Gräbern der russischen Kriegsgefangenen nieder.
"Auch wenn 74 Jahre seit dem Sieg über die Nationalsozialisten vergangen sind, sind wir täglich mit Populismus und Nationalsozialismus konfrontiert", sagt Seggewiß. Er äußert sich auch kritisch zum Umgang mit Regierungskritikern in Russland und der Ukraine wie beispielsweise mit der Band "Pussy Riot" oder dem ukrainischen Blogger Ruslan Kotsaba, der aufgrund seines öffentlichen Eintretens für Frieden wegen Landesverrat angeklagt wurde. "Eine Demokratie sollte keine Angst vor der Kritik junger Menschen haben." Deshalb sei ein solcher Austausch wichtig. Junge Menschen müssten sich kennen und gegenseitig wertschätzen lernen.
Jaeger ergänzt: "Ich hoffe, wir können Sie hier inspirieren. Es ist besser etwas mit Leuten zu unternehmen, als Nachrichten oder asozialen Medien zu vertrauen." Wichtig sei es, Kooperationen wie die zwischen der Weidener Hochschule und der TU Tambov zu schließen und gemeinsam die Vergangenheit nicht zu vergessen.
"Als Freunde stehen wir heute zusammen", sagt die Vertreterin der russischen Universität, Marina Blüm. Vielleicht sei es in der Zukunft auch möglich, die Partnerschaft auszubauen. Der Regierungschef der Region Tambov hat für alle am Besuch in Deutschland involvierten Stellen Dankesschreiben verfasst. Blüm übergibt diese Petra Vorsatz, Leiterin des Amts für Kultur, Stadtgeschichte und Tourismus, und dem Oberbürgermeister. Als Dankeschön überreichen sie den russischen Gästen Jutebeutel, bedruckt mit dem "Stolz der Stadt Weiden", dem Alten Rathaus.















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