Weiden in der Oberpfalz
16.09.2018 - 16:18 Uhr

Wirbel um "Sandsturm" in Weidens Innenstadt

Der Wind wirbelt feinsten Staub vom Sandplatz am Unteren Markt hinüber zu den Gästen der Gastronomen. Für die CSU-Fraktion ist's ein "echtes Problem". Die Genossen wollen noch nie etwas davon gehört haben.

Der Wind trägt bei Trockenheit Staub vom Sandplatz am Unteren Markt hinüber an die Tische der Gastronomen. Bild: Wilck
Der Wind trägt bei Trockenheit Staub vom Sandplatz am Unteren Markt hinüber an die Tische der Gastronomen.

Auch Hans Sperrer würde die zahlreichen Klagen nicht glauben, wenn er es nicht selbst in diesem trockenen Sommer erlebt hätte: Der Staub vom Sandplatz am Unteren Markt landet tatsächlich auf den Tellern und in den Gläsern der Gäste. Darum fordert er mit der CSU-Stadtratsfraktion Abhilfe. Doch die Varianten, die die Verwaltung im Bau- und Planungsausschuss vorträgt, können nicht überzeugen. "Jeder Vorschlag hat seine Vor-, aber auch seine Nachteile", räumt Baudezernent Oliver Seidel ein. Den Sandplatz wässern führe zu mehr Schmutz. Ein gröberer Belag beeinträchtigt Rad- und Rolli-Fahrer. Zudem würde auch er durch die Markt-Nutzung (Autos fahren darüber) mittelfristig zu Staub zerrieben, betont Alois Lukas. Die Stadt müsse etwas fürs "Herzstück der guten Stube" tun.

Linden leiden

Für Seidel und den gesamten Ausschuss ist wichtig, dass die Bäume erhalten bleiben - mit künftig besserer Belüftung und Bewässerung. Die Linden leiden: unter Wassermangel, den verdichteten Belag, unter den Hunden, die sich an ihnen erleichtern, unter den Rädern, die an ihnen angekettet werden und die Rinde beschädigen. Einigkeit herrscht zumindest darüber, dass das Wurzelwerk mit "Baumscheiben" geschützt werden müsse. Auch der Wunsch, Ständer für die Räder zu installieren, ist für die meisten Ausschussmitglieder nachvollziebar, ebenso der für Ladestationen für E-Bikes.

Doch über alles Weitere scheiden sich die Geister. So vehement die CSU-Fraktion mit Alois Lukas, Markus Bäumler und Hans Sperrer noch weitere Mittel für den Haushalt 2019 fordern, so strikt lehnt Hildegard Ziegler, Sprecherin der SPD-Fraktion, jede Ausgabe ab, die über Planungskosten hinausgeht. Dabei wartet Hans Sperrer mit der Forderung auf, dass der Platz etwa mit Wasser durchlässigen Steinen staubfrei zu machen sei. "Als Laie weiß ich nicht, welche Baustoffe es dafür gibt."

Stadtbach unter Glas

Dann reicht der CSU-Stadtrat noch einen Vorschlag nach, der auch Karl-Heinz Schell (SPD) und Reinhold Wildenauer (Bürgerliste), der sich zumindest eine Neueinteilung des Sandplatzes vorstellen kann, ins Grübeln bringt. Sperrer, in der Altstadt aufgewachsen, regt an, den verrohrten Stadtbach "wieder sichtbar" werden zu lassen und "unter Glas" durch den umstrittenen Sandplatz zu führen. "Dafür müssten wir jedcoh viel Geld in die Hand nehmen."

Und gerade das will die SPD nicht. Denn weder Karl-Heinz Schell noch Hildegard Ziegler kennen ein Staubproblem am Unteren Markt. Wenn es tatsächlich eines gäbe, dann sei es Aufgabe der Wirte, ihre Gäste zu schützen, etwa durch Stellwände oder einfach durch die Verlegung des Betriebes in die Gebäude, erklärt Ziegler. Zudem müsse jeder, der sich im Freien aufhalte, "mit Störungen" rechnen. Der Platz sei inzwischen 36 Jahre alt. "Es gab nie was mit Staub." Er sei hingegen sehr attraktiv, besitze eine hohe Aufenthaltsqualität. Die CSU mache mit dramatischen Worten ein Fass auf, kritisierte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. "Ich sehe keinen Handlungsdruck. Bei einer mittleren sechsstelligen Summe lassen wir die Finger."

Als Attraktion für den schönen Unteren Markt wertet Reinhold Wildenauer einen "offenen Stadtbach", was jedoch sehr viel Geld koste. Seine erste Forderung: "Wir müssen die Bäume erhalten." Er warnte vor der Vernichtung des Sandplatzes: "Nicht jeden Tag ist Sturm".

 
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