Das überlässt sie nicht allein der Generation Facebook, sondern auch Kollegen, die seit 25 Jahren an Bord sind. Altgediente Mitarbeiter schätzt der Versender, alte Zöpfe nicht. Das zeigt sich bereits in der Duz-Kultur auf allen Ebenen. Der Betriebsratsvorsitzende namens Mort ist für den Vorsitzenden der Geschäftsführung namens Wolfgang Jess nur "der Thomas". Der ehrt gemeinsam mit "dem Wolfgang" 42 Frauen und Männer, die seit 1993 den Wandel vom Wäsche- zum Modehaus mit angeschoben haben.
Dass die Transformation seit einem Vierteljahrhundert so gut klappt, hat der Wolfgang so nicht erwartet, gestand er bei seinem Rückblick. "Es ist erstaunlich, wie alle mitgezogen haben, obwohl wir alle Abläufe auf den Kopf gestellt haben. Da steckt normalerweise viel Konfliktpotenzial drin", erinnert sich Jess an die ersten Jahre nach der Übernahme von "Witt Weiden" durch die Otto-Group Hamburg im Jahr 1987.
Stattliches Wachstum
Die Umkrempler aus Norddeutschland und die Neueinsteiger bei Witt, die nun zur Jubilarehrung antraten, können seitdem nicht allzu viel falsch gemacht haben. Die Mitarbeiterzahl wuchs seit 1993 von 1341 auf heute 3391 Menschen, der Umsatz kletterte von 500 Millionen Mark auf über 750 Millionen Euro. Für den Wolfgang ist das auch auf das Betriebsklima zurückzuführen, wo man tatsächlich einen Schalke-Fan aus dem Ruhrpott im FC-Bayern-Land akzeptiere. Apropos: Jess' Heimat ist beruflich kein Thema. Die Strukturen dort seien zu großstädtisch, im Stationärhandel setze Witt eher auf mittelgroße Städte. Dort hat es der Versender zu bald 123 Läden gebracht. In Vor-Otto-Zeiten waren es 43.
Dafür kann der Zentrale in der Schillerstraße die Welt des Internets gar nicht groß genug sein. 18 Online-Shops im In- und Ausland und diverse Apps sollen die digital versierte Frau ab 50 und jüngeres Publikum in die Kundendatei lotsen.
Der Katalog ist nur noch eines von mehreren Standbeinen, mit dem das Unternehmen eher seine ältere Klientel stützt. Die Generation der Babyboomer abwärts, das heißt eine Gruppe, die etwa Mitte der 50er bis Mitte der 60er Jahre und später zur Welt kam, bekommt von Witt Klick-Anreize statt Papier. Dieser Prozess ist voll im Gange. Einen anderen haben die geehrten Gabrieles, Norberts, Stefans, Gerlindes und Tanjas schon abgeschlossen. Den Hauptkatalog dominiert nicht mehr Bettwäsche, sondern Damenoberbekleidung. Mit der macht Witt auf dem internationalen Markt eine gute Figur. Aus dem Warenverteilzentrum am Brandweiher gehen Pakete mittlerweile in die Schweiz, Österreich, Frankreich, Tschechien und Schweden. 2017 kamen die USA dazu, weitere Länder sollen folgen.
Volle Kraft digital voraus, lautet deshalb die Devise. Online-Shops wie die der Töchter "Création L" und "Ambria" sollen weiter zweistellig wachsen, wünscht Jess. Ein Drittel des Traffics auf den Internet-Seiten kommt bereits von Smartphones oder Tablets. Darin sieht er noch Potenzial. Deshalb habe Witt seit 2016 60 neue Stellen im Bereich IT und E-Commerce geschaffen. "Wir wollen der "Best-in-class Multichannel-Versender im Bereich 50 plus werden", lautet das Ziel.
Hitze versengt Umsätze
Die Weichen dazu seien gestellt. Dennoch gäbe es Faktoren, gegen die auch alle Vordenker schlecht gefeit seien. Deshalb werde der Umsatz 2017/18 zwar um 7 Prozent steigen, 2018/19 aber unter den Erwartungen bleiben. Der Grund sei im Wetter zu suchen, unterstrich Jess. "Bis in den November war Sommer. Wer shoppt bei dieser Hitze Winterware?" Doch im Branchenvergleich müssten sich eher andere warm anziehen. Namen wie Esprit, Gerry Weber, Bonita oder K & L stünden für stürmische Zeiten in der Textilbranche. An Weiden wehen diese dunklen Wolken vorbei, ist der Geschäftsführer überzeugt, "wenn die Temperaturen halbwegs normal bleiben".
Ein Meilenstein werde das neue Warenverteilzentrum IV. Für die 40-Millionen-Euro-Investition ist erst vor Kurzem der Spatenstich erfolgt. "Wer das baut, der muss von seiner Zukunft felsenfest überzeugt sein."
40 Jahre im Unternehmen: Peter Baier, Ulrike Eigner, Ursula Wollrath. 25 Jahre bei Witt: Ilona Aures, Inge Böhm, Claudia Bruckner, Barbara Cibis, Stefan Dagner, Carmen Dorner, Tanja Dötterl, Michael Elsner, Diana Engel, Andrea Ernstberger, Sigrid Frischholz-Krauß, Karin Gustowski, Gerlinde Hackner, Klaus Hagn, Tanja Hanauer, Christa Hayo, Sandra Hecht, Simone Herrmann-Plößl, Karin Herzog, Joachim Hetschger, Martina Hetschger, Alexandr Issagoulov, Norbert Kaiser, Andreas Kammerer, Sabine Keck, Heike Kick, Johann Kiener, Gabrielle Klief, Carolina Kraemer, Karin Kraus, Kerstin Metz, Monika Metzig, Regina Mutterer, Thomas Neumann, Michaela Paulus, Siegfried Reichert, Gabriele Riolfi, Gertraud Rosner, Hubert Rothmeier, Grit Rudolphi, Andrea Schäffer, Manuela Scheidler, Christel Schierz, Andrea Schregelmann, Bernhard Seitzl, Astrid Severin, Michaela Sindersberger, Brigitte Trommer, Beate Winkler und Gerhard Wisneth. (phs)
Was? So wenige FC-Bayern-Fans hier im Saal? Diese Jubilarehrung wird mir ewig in guter Erinnerung bleiben.













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