Auch die Volkshochschule beteiligt sich an den internationalen Wochen gegen Rassismus. Am Dienstagabend eröffnete Tanja Fichtner eine Ausstellung, die ihren Fokus auf Diskriminierungserfahrungen von Menschen legt, die als osteuropäisch wahrgenommen werden.
Für junge Russlanddeutsche, die in den 1990er Jahren nach Deutschland gekommen seien, verfestigten sich diese Erfahrungen oft schon im freiwilligen oder unfreiwilligen Namenswechsel bei der Einreise. 13 Protagonisten, die in Russland Evgenij hießen und heute Eugen heißen, teilen dies im ersten Obergeschoss auf Bildern und in kurzen Texten mit.
Ihre Geschichten und Erlebnisse hat Eugen Litwinow in seinem Buch "Mein Name ist Eugen" zusammengefasst. Edwin Warkentin vom Kulturreferat für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold hinterfragte Vorurteile gegen Menschen aus Osteuropa in der medialen Debatte. Hierzu hatte er aktuelle Zahlen zur Versachlichung mitgebracht. Deutsche mit einem Hintergrund in der ehemaligen Sowjetunion erhielten nämlich in den letzten drei Jahren so viel Aufmerksamkeit, wie seit den 1990er Jahren nicht mehr, erklärte er.
Bekannt wurde auch, dass dieser Bevölkerungskreis in Weiden und Umgebung einen sehr großen Anteil an der Ukraine-Hilfe habe. Dass er übersetze, Spenden sammle und Kinderprogramme organisiere. Außerdem helfe er weiteren Spätaussiedlern beim Ankommen. Trotzdem stünden Russlanddeutsche unter dem Verdacht, vom russischen Staatsfernsehen und Social Media beeinflusst zu sein.
Einführende Worte sprachen die Vorsitzende des Integrationsbeirats, Sema Tasali-Stoll und die stellvertretende Vorsitzende der Landsmannschaft der Russlanddeutschen in Weiden, Maria Becker. "Wir wollen die Geschichte der Wolgadeutschen weitertragen an unsere Kinder und Enkel." Inzwischen hätten 25 Prozent der in Deutschland Lebenden einen Migrationshintergrund, sagte Warkentin. Dass sich vor allem Russlanddeutsche zur AfD bekannten, tat er als Vorurteil ab. Diese Migrationsgruppe habe sich gut integriert.
Als Beispiele nannte Warkentin die hohe Arbeitsmarktbeteiligung der Betroffenen. Das Durchschnittseinkommen der Spätaussiedler bewege sich im mittleren Segment. Allerdings lebe ein Drittel aller über 65-jährigen Spätaussiedler in Altersarmut. Es sei bewiesen, dass der Kontakt von Russlanddeutschen zu Deutschen signifikanter sei, als der anderer Zuwanderergruppen. 74 Prozent von ihnen würden in den Familien und im Freundeskreis deutsch sprechen.
Und ebenfalls drei Viertel trauten den Medien in ihren Herkunftsländern nicht. Ein Viertel sei jedoch für die russische Propaganda erreichbar. 93 Prozent identifizierten sich mit Deutschland. Nur neun Prozent klagten über Diskriminierungserfahrungen. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer, wie das Zusammenleben in der Stadtgesellschaft auch weiterhin gelingen könne.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.