Wochen gegen Rassismus: Das ist in Weiden und im Landkreis Neustadt/WN geplant

Weiden in der Oberpfalz
19.03.2023 - 11:55 Uhr

In den zwei Wochen rund um den 21. März gibt es in Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN wieder zahlreiche Aktionen im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus. Das ist das Programm:

"Platz für Vielfalt": 2021 brachte das Aktionsbündnis gegen Rassismus Banner mit verschiedenen Sprüchen rund um den Michaelsturm an.

„Misch dich ein.“ Das ist das Motto der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus. Die bundesweiten Aktionswochen sollen Solidarität mit Betroffenen von Rassismus zeigen. Gemeinsam mit Betroffenen finden auch in Weiden vom 20. März bis 2. April wieder Aktionen und Veranstaltungen statt.

Laut Johanna Grillenbeck, der Koordinatorin von „Weiden ist Bunt“, sind diese Aktionswochen wichtig, um Betroffenen Gehör zu schenken. „Rassismus ist einerseits individuell und andererseits strukturell. Wir reden viel zu oft über Betroffene anstatt mit ihnen“, sagt Grillenbeck während der Pressekonferenz.

Dem stimmt Arno Speiser, Leiter der Koordinierungs- und Fachstelle bei „Neustadt lebt Demokratie“ zu. Die weiße Mehrheitsgesellschaft nehme Rassismus immer erst dann wahr, wenn eine Gewalttat passiert. Den Alltagsrassismus würden viele gar nicht mitbekommen. Hier setzen die Veranstaltungen in Weiden an. Denn hier berichten vor allem Opfer und Betroffene von ihren Erfahrungen mit Rassismus:

Youniworth-Ausstellung:

Den Auftakt macht die Ausstellung „Youniworth“. Die Ausstellung des Jugendmigrationsdienstes (JMD) behandelt die Themen Migration und Vorurteile. Der Veranstalter hat die Ausstellung speziell für Jugendliche konzipiert. Als Rahmenprogramm gibt es Musik- und Tanzeinlagen. Die Ausstellung startet am 20. März um 18 Uhr. Bis zum 24. März können Besucher die Ausstellung anschauen. Bis Mitte März liefen die Anmeldungen bei Paul Zitzmann unter zitzmann @arbeitundleben.de oder per Telefon unter der Nummer 0961 63457703.

Die feministische Revolution im Iran:

Seit die Moralpolizei des Regimes im Iran die iranische Kurdin Jina Mahsa Amini ermordet hat, lassen die Proteste nicht nach. Welche Maßnahmen können außenpolitisch ergriffen werden, um den Frauen dort zu helfen? Warum ist eine auf Frauen ausgerichtete Innenpolitik notwendig? Die Vorsitzende des Vereins „Frauen für Freiheit“, Rebecca Schönenbach, gibt einen Überblick zur Vorgeschichte der Revolution sowie den aktuellen Stand. Zudem verdeutlicht sie, warum das Regime nicht nur eine Gefahr für die eigene Bevölkerung und den Nahen Osten ist, sondern auch für Europa. Die Veranstaltung findet im Cafe Mitte am Stockerhutpark 1 am 21. März um 18.30 Uhr statt.

Podiumsdiskussion – „Von Rassismus betroffen“:

Im „Plan B“ in Weiden findet am 22. März eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Themen aus dem Rassismus-Kontext statt. Von Rassismus Betroffene bekommen die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen zu berichten. Nicht vom Rassismus Betroffene sind dazu eingeladen, sich in diesem Rahmen über ihre Rolle in der Rassismusdebatte bewusst zu werden. Beginn ist um 18 Uhr.

Filmvorführung – „Zuhurs Töchter“:

„Arbeit und Leben in Bayern“ zeigt am 24. März den Film „Zuhurs Töchter“. Die Regisseurin Larentia Genske erzählt darin die Geschichte einer nach Deutschland geflüchteten syrischen Familie. Zuhur hat gemeinsam mit ihrer Familie die Heimat in Syrien aufgrund des Bürgerkriegs verlassen. Zusammen mit ihren beiden transsexuellen Töchtern Lohan und Samar, ihrem Mann Talib und seiner Zweitfrau Schaharazad lebt sie seit zwei Jahren in Stuttgart. Den Eltern fällt es schwer, an ihren gewohnten Strukturen in einem fremden Land festzuhalten. Ihre Kinder schlagen hingegen ganz individuelle Wege ein, um sich in Deutschland zurechtzufinden. Der Film zeigt die Spannung zwischen den in der syrischen Kultur verhafteten Eltern und deren Töchter. Im Anschluss an den Film folgt ein Gespräch mit der Regisseurin Laurentia Genske. Beginn der Vorstellung ist um 19 Uhr im Jugendzentrum in Weiden.

Poetry Slam Rassismus und Demokratie:

Ebenfalls am 24. März treten im Kunst- und Kulturverein „Hausfluss“ am Mühlbergweg 7 in Neustadt/WN sieben Poetry Slammer zum Thema „Rassismus und Demokratie“ gegeneinander an. Das Publikum ist dazu eingeladen, sich insbesondere mit dem Thema Alltagsrassismus auseinanderzusetzen und das eigene Verhalten zu reflektieren. Die Veranstaltung soll zeigen, wie verbreitet Alltagsrassismus in Deutschland ist. Beginn ist um 19 Uhr.

Sudanesische Momente – Vernissage mit Film und Lesung:

Die Ausstellung „Sand in my Eyes“ in der vhs Weiden-Neustadt vermittelt intime Einblicke in die diversen Kulturen des Sudan und stellt dabei eine Verbindung zum Betrachter an jedem Ort der Welt her. Zusätzlich lesen Shadia Abdelmoneim und Enikö Nagy aus ihrem Buch mündlich überlieferte Texte aus dem Sudan und vermitteln filmische Einblicke in das tägliche Leben von Nomaden, Kleinbauern, Stadt- und Landbewohnern. Die Veranstaltung am 28. März beginnt um 18.30 Uhr und endet um 20.30 Uhr. Interessierte Besucher sollen sich vorab unter https://vhs.link/zbdh7X für die Veranstaltung anmelden. Die Ausstellung wird noch bis zum 16. April zu sehen sein. In der ersten Woche bietet die vhs zusätzlich Schulführungen mit Enikö Nagy an.

„NSU Monologe“:

Das Theaterstück NSU-Monologe erzählt dokumentarisch und wortgetreu die Geschichte von drei Familien, deren Angehörige der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) ermordet hat. Bei der Berichterstattung über den NSU stand damals eines oft im Hintergrund: das Leid der Opfer. Die Stadt Neustadt/WN lädt dazu ein, im Großen Saal der Stadthalle die Perspektiven der Betroffenen kennenzulernen. Nach der Aufführung besteht die Möglichkeit der Diskussion mit den Verantwortlichen des Theaterstücks. Zusätzlich haben die Veranstalter den Bruder eines der Opfer eingeladen. Auch mit ihm können sich die Besucher im Anschluss an die Veranstaltung austauschen. Insgesamt gibt es am 30. März drei Vorstellungen. Die ersten beiden des Tages sind für Schulen reserviert. Die Abendvorstellung von 19.30 Uhr bis 22 Uhr ist für die allgemeine Öffentlichkeit. Anmeldungen sind unter dem Link https://vhs.link/PR6Mtx möglich.

Sex(ismus) ohne Grund? - Zum Zusammenhang von Rap und Geschlecht

Die promovierte HipHop- sowie Männlichkeitsforscherin Heidi Süß gibt am 1. April im Jugendzentrum in Weiden Einblicke in die Strukturen der in Deutschland meistgehörten Musikrichtung: dem Rap. Die Forscherin erklärt die Zusammenhänge von Männlichkeitsbildern und Sexismus im Rap. Im Anschluss findet eine sogenannte Rap-Cypher (Gruppen-Freestyle im Hip-Hop-Jargon) mit Künstlern aus Weiden und der Umgebung statt. Beginn ist um 19 Uhr.

Tolerance Poster Project:

Der Künstler Mirko Ilić hat Künstlerinnen und Künstler weltweit dazu aufgerufen, Poster über das Thema Toleranz zu gestalten. Über 140 Motive haben es für die Aktionswochen auch nach Weiden geschafft. Der Verein „Arbeit und Leben in Bayern“ druckt die Motive auf Plakate und Poster, um sie dann im Stadtgebiet von Weiden sowie im Landkreis aufzuhängen. Kooperationspartner sind bereits verschiedene Schulen, die die Plakate auf ihrem Gelände ausstellen. Aber auch die „Blue Devils“ hängen einige Motive an die Eishalle in Weiden. Weitere Geschäfte, Firmen und Institutionen können sich noch beim Verein „Arbeit und Leben in Bayern“ als Kooperationspartner melden.

Hintergrund:

Internationaler Tag gegen Rassismus

  • Der Internationaler Tag gegen Rassismus findet jedes Jahr am 21. März statt.
  • Der Tag erinnert an die Proteste gegen die Passgesetze des Apartheid-Regimes 1960 in Sharpeville, Südafrika.
  • Diese Gesetze regelten das "Aufenthaltsrecht" der schwarzen Südafrikanerinnen und Südafrikaner.
  • Der friedliche Protest dagegen wurde von der Polizei niedergeschlagen, dabei starben 69 Menschen und der Tag ging als Massaker von Sharpeville in die Geschichte ein.
  • Die Vereinten Nationen riefen 1966 den Gedenktag aus.
  • In den zwei Wochen rund um den 21. März gibt es jedes Jahr deutschlandweit verschiedene Aktionen im Rahmen der internationalen Wochen gegen Rassismus.
 
 

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