Weiden in der Oberpfalz
21.02.2019 - 16:12 Uhr

Wohnungsbau so aktuell wie vor 100 Jahren

"Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen!" Das Thema ist eines der gegenwärtig meistdiskutierten. Natürlich auch bei der Ausstellungseröffnung im Neuen Rathaus.

Oberbürgermeister Kurt Seggewiß macht in seiner Ansprache deutlich, dass die staatlichen Programme im sozialen Wohnungsbau für Städte im ländlichen Raum nicht greifen. Bild: Kunz
Oberbürgermeister Kurt Seggewiß macht in seiner Ansprache deutlich, dass die staatlichen Programme im sozialen Wohnungsbau für Städte im ländlichen Raum nicht greifen.

Der Zuzug in die Städte ist ungebremst. Die Mietpreise steigen. Der Wohnraum wird knapp. Was sehr nach heutiger Zeit klingt, hat es auch in vergangenen Jahrzehnten schon gegeben. Die Ausstellung „Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen! – Wohnungsbau in Bayern 1918/2018“, die am Dienstagabend im Foyer des Neuen Rathaus eröffnet wurde, wirft einen Blick auf diese Entwicklungen und beleuchtet den Wohnungsbau der letzten hundert Jahre im Freistaat.

Oberbürgermeister Kurt Seggewiß nutzte eingangs die Gelegenheit zur Feststellung, dass das staatliche Förderprogramm für den sozialen Wohnungsbau im ländlichen Raum nicht greife. Auf Ballungszentren mögen sie zutreffen. Nicht aber für städtische Wohnungsbaugesellschaften Weidener Größenordnung. Deshalb lasse auch die SGW lieber die Finger vom sozialen Wohnungsbau. „Nur wenn die Politik drückt, wenn es sein muss.“

Seggewiß machte die Rechnung auf: Barrierefreiheit, Brandschutz, Stellplatzschlüssel der Stadt, Zinsen: „Da bist du gleich bei 3000 Euro pro Quadratmeter Herstellungskosten.“ Bei einer Renditeerwartung von drei Prozent, müssten mindestens 7,50 Euro pro Quadratmeter Mietzins verlangt werden. „Der Mietspiegel in Weiden liegt aber nur bei 4,50 bis fünf Euro.“ Allerdings gestand sich der OB auch ein, dass Weiden zu den attraktivsten Regionen Bayerns zähle, weil sich hier Arbeitnehmer, gemessen am Nettoarbeitslohn, durchschnittlich 80 Quadratmeter Mietwohnfläche oder 68 Quadratmeter Eigentum leisten könnten. "Auszubildende, Studenten, gut qualifizierte junge Menschen, Familien und Senioren finden hier gute Rahmenbedingungen."

Das Thema Wohnungsbau sei heute so aktuell wie vor hundert Jahren, erinnert die Ausstellung, die sich der Geschichte des Wohnungsbaus von den Anfängen der ersten staatlichen Initiativen zur Wohnungspolitik nach dem Ersten Weltkrieg bis zu den gegenwärtigen Aufgaben und Förderkonzepten widmet. Dabei lenkt sie den Blick bewusst nicht auf Luxusvillen oder Stararchitekturen, sondern rückt schwerpunktmäßig das Eigenheim über die Kleinsiedlung und den mehrgeschossigen Zellenbau bis zur Großsiedlung unterschiedliche Bautypen in den Vordergrund.

Insbesondere aber die Entwicklung des sozialen und geförderten Wohnungsbaus im Freistaat und die Schaffung von kostengünstigen Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten. Besondere Beachtung finden übergreifende Aspekte, die den Wohnungsbau in den unterschiedlichen Zeiten maßgeblich beeinflussten: Gesetzesänderungen, politische Kurswechsel, Kriegszerstörungen, Wohnungsnöte und Zuwanderungen. Ebenso die Veränderung in der Mobilität.

Hierüber informierte auch die Ministerialdirektorin im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Brigitta Brunner. Kuratorin Hilde Strobl referierte über das Jahrhundert des sozialen Wohnungsbaues, das in dieser Ausstellung anhand von 40 Beispielen aufgezeigt werde. "Die Geschichte des Wohnungsbaus wird in sieben Kapiteln chronologisch dargestellt." Wie etwa eine Wohnung mit allen denkbaren Zimmern im Stil der jeweiligen Zeit. Den Verantwortlichen sei es darum gegangen, Fördermaßnahmen und Unterstützungsformen zu erläutern und die baulichen Konsequenzen daraus darzustellen. „Ziel ist es, die wechselhafte Geschichte des Wohnungsbaus in unterschiedlichen Facetten und Perspektiven sichtbar zu machen – um möglicherweise auch gegenwärtige Konsequenzen daraus zu ziehen.“

Die Ausstellung ist bis 18. März jeweils von Montag bis Mittwoch und Freitag von 8 bis 13 Uhr und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Besucher können die Geschichte des Wohnungsbaus anhand von Modellen, Schautafeln und Planungsmappen verfolgen. Bild: Kunz
Besucher können die Geschichte des Wohnungsbaus anhand von Modellen, Schautafeln und Planungsmappen verfolgen.
 
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