„Als ich vor mehr als zehn Jahren gehört habe, dass eine Firma Amazon im Internet mit Büchern handeln will, habe ich gelacht“, berichtete Leonhard Zintl, Vorstandssprecher der Volksbank Mittweida. Zintl wählte dieses Beispiel, um zu veranschaulichen, was eventuell eines Tages auch aus der Blockchain-Technik heraus sich entwickeln könne. Über diese Technik und über andere Fragen der Zukunft des Banken-, Sparkassen und Finanzwesens ging es am Vortrags- und Diskussionsabend „Kryptowährung, Blockchain & Co“. CSU-Mittelstandunion Oberpfalz und Junge Union Oberpfalz hatten dazu ins e-house eingeladen.
Nicht alle Zuhörer wussten genau, was sich hinter den Begriffen im Thema des Abends verbirgt. Deshalb begann die Veranstaltung zunächst mit Begriffsklärungen (siehe Kasten). Zusammenfassend stellte Zintl fest: „Blockchain wird die Welt wieder ein Stück verändern.“ Sie sei eine dezentrale Technologie mit vielen Chancen, wurde gesagt. Und Zintl stellte seine Herkunftsregion Mittweida als „Schaufensterregion Blockchain in Deutschland“ vor. An der dortigen Hochschule sei zum Thema Blockchain der erste Masterstudiengang in ganz Europa eingerichtet. Durch die digitale Kryptowährung Bitcoin („überhaupt eine Währung?“) sei die Blockchain-Methode „sichtbar“ geworden. Blockchain ermögliche jedenfalls erstmals ein Unternehmen zu gründen „ohne Menschen“. Dass mit Blockchain Chancen und Risiken verbunden seien, erläuterte Dominic Gertler vom Fraunhofer-Institut AISEC. „Blockchain biete Chancen für die Cybersicherheit“, denn nachträgliche Veränderungen von Daten würden vom System nicht akzeptiert werden. Mögliche Einsatzbereiche der Technologie sieht Gertler neben der Cybersicherheit auch bei der Verhinderung von Manipulationen an Autos und im Logistik-/Materialflussbereich von Unternehmen. Nachteilig seien hoher Energieverbrauch und Speicherkapazität. Leider würden auch laufend völlig unterschiedliche Blockchain-Plattformen entwickelt, die nur schwer miteinander kommunizieren könnten. Noch sei diese Technologie für eine „Massenverwendung nicht geeignet“. JU-Vorsitzender Christian Doleschal sieht für Blockchain zukünftig viele Anwendungsbereiche, unter anderem auch um „Wahlmanipulationen sichtbar zu machen“.
In welche Richtung sich Regionalbanken und Sparkassen in Anbetracht der neuen digitalen Techniken entwickeln könnten, zeigte Ludwig Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberpfalz Nord auf. Demographie und Niedrigzins seien „Brandbeschleuniger der Veränderung“. Auch hätten Banker Angst vor Kryptowährung, stellte Zitzmann fest und erläuterte dann, wie die Geschäftsmodelle der Zukunft aussehen könnten. „Raus aus der klassischen Welt und rein in die Funktion als Dienstleister nach den Bedürfnissen des Kunden.“ Die Richtung zeige die Sparkassen-Niederlassung „S@ON“ im e-house. Dahinter stehe auch die Erkenntnis, dass Kunden in den herkömmlichen Öffnungszeiten „keine Zeit“ haben. Die „klassischen Sparkassen- oder die Direktbankkunden“ würden zwar nicht vergessen werden, doch für eine dritte Kundengruppe bis hin zur „Generation ich brauche keine Banken“ müssten auch neue Geschäftsmodelle entwickelt werden, erklärte Zitzmann. Wertschöpfungsketten könnten verbreitert werden. Die Rolle der Regionalbank könne sich in Richtung „finanzwirtschaftlicher Organisator und Integrator“ entwickeln und bis hin zu ergänzenden Serviceangeboten wie Angebot von Hausmeister- und Gartendiensten oder Autoversicherungen reichen.
Unter Blockchain ist laut Vorstandssprecher Leonhard Zintl von der Volksbank Mittweida „zuvorderst eine Datenbank, also ein Stück Software in der Daten gespeichert werden“ zu verstehen. Den Anfang mache ein „Schöpfungsblock“. Alle weiteren Blöcke würden erst überprüft und dann chronologisch angehängt. Das Konzept hätte sich ein Herr mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto für die virtuelle Währung Bitcoin ausgedacht. Es sei so etwas Ähnliches wie ein gemeinsames öffentliches Kassenbuch für alle Nutzer. Ungefähr wie eine riesige Excel-Datei, in der man nur neue Einträge hinzufügen und keine älteren löschen oder ändern kann. Dominic Gertler vom Fraunhofer-Institut ergänzte diese Erklärung und wies darauf hin, dass die einzelnen Blockchain-Blöcke miteinander verkettet seien und deshalb nicht mehr verändert werden könnten. Eine Blockchain basiere immer auf einer Verbindung vieler dezentraler Elemente. (sbü)













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