"Das war schon ein Schock am Morgen meines Geburtstags", sagt Elsa Schmidt lachend, die am Donnerstag vergangener Woche ihren 100. Geburtstag feierte. Auslöser für den Schreck am Morgen sagt sie im Gespräch mit Oberpfalz-Medien war, als an ihrem persönlichen Festtag ein Bentley vor ihrer Haustür hielt, zwei Männer im Frack und Zylinder, weißen Handschuhen und Schal ausstiegen und sie baten, in der Nobelkarosse Platz zu nehmen. AWO-Vorsitzender Fritz Möstl aus Eslarn steuerte das Fahrzeug des britischen Automobilherstellers, der als Hoflieferant der britischen Königsfamilie deren Ansprüche an Fahrzeuge erfüllt.
"Normalerweise werde ich drei Mal in der Woche mit einem Kleinbus nach Eslarn abgeholt", ergänzt die 100-Jährige lachend und erwähnt gleich die nächste Überraschung: Für Weidings älteste Einwohnerin war der rote Teppich vom Auto zum AWO-Heim ausgerollt. Auf dem Weg ins Haus stand das Personal und alle, die sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollten, applaudierend Spalier. Und der bereits beim Abholen anwesende Butler stand ihr an diesem Tag immer zur Seite.
"So ein Aufheben um mich bin ich gar nicht gewohnt", meint Elsa Schmidt, die unweit der Grenze im westböhmischen Unterhütte unter dem Familiennamen Vogl geboren wurde und in einfachen Verhältnissen mit zwei Brüdern aufwuchs. Im Alter von 14 Jahren half sie bei ihrer Tante in der Landwirtschaft mit angegliedertem Gasthaus, zwei Jahre später zog es sie nach Ronspberg (Poběžovice). Ein Leichtes ist es für die 100-Jährige die Jahreszahlen im Gedächtnis vorüberziehen zu lassen. 1941/42 verdingte sie sich im Haushalt des Landrats in Bischofteinitz (Horšovský Týn), bis Kriegsende musste die Jubilarin anschließend in einer Munitionsfabrik in Holeischn (Holýšov) arbeiten. Kurz war anschließend eine Anstellung in München, ihr weiterer Lebensweg führte Elsa Vogl 1946 nach Weiding, wo sie ihre große Liebe fand und 1948 Franz Schmidt heiratete. Mit der Geburt von Tochter Rita war das Familienglück perfekt. Angestellt bei der Gräflichen Forstverwaltung war sie bis zum Rentenbeginn täglich in der Natur unterwegs, das in den Kinderjahren erlernte Spitzenklöppeln hatte nebenher "so lange es ging" einen hohen Stellenwert.
Geistig fit und körperlich leicht eingeschränkt, lebt die Jubilarin seit dem Tod ihres Mannes im Jahr 1998 alleine in ihrem Haus. Tochter und Schwiegersohn Franz halten regelmäßig Kontakt zu ihr und nehmen sich um Haus und Garten an. Mit strahlendem Gesicht erzählt sie von ihren zwei Enkeln und drei Urenkeln, die sich gerne um sie mit kümmern. Selbstverständlich war es, dass bei der Geburtstagsfeier mit Verwandten und Freunden die vergangenen Jahrzehnte ausreichend Gesprächsstoff lieferten. Gefragt über die Zukunft meint Elsa Schmidt, dass zwar die Zeit "nicht einfach reinschaut", aber man es nehmen müsse, wie es kommt.
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