Betreuungsplätze in Weiherhammer: Von wegen kinderleicht

Weiherhammer
08.02.2021 - 13:28 Uhr
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Für Mütter und Väter ist es ein Alptraum. Sie verlassen sich darauf, ihren Nachwuchs in der Kita unterbringen zu können, doch plötzlich scheitert es an Räumlichkeiten. In Weiherhammer ist dieser Fall seit Kurzem eingetreten.

Bürgermeister Ludwig Biller hofft, dass die Betreuungsräume für Kita-Kinder in der Grundschule so bald wie möglich ihrer Bestimmung übergeben werden können. Noch sind nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt.

Für Andrea Schmid ist es "einfach ein Witz". Lachen kann sie darüber nicht. Als Mutter ist sie sauer, dass sie immer noch nicht weiß, wie sie ihr Kind betreuen soll, wenn sich die Welt irgendwann mal wieder in halbwegs normalen Bahnen dreht.

"In diesem Fall hat der Lockdown was Positives", übt sich die Weiherhammerin in Galgenhumor. Denn eigentlich wäre ihr Sohn nicht zu Hause, sondern in der Kita-Gruppe "Fuchsbau". Würde nicht gerade nur Notbetreuung im Kinderhaus St. Barbara herrschen, sollten die 21 Buben und Mädchen aus dem "Fuchsbau" seit 7. Januar in einem Übergangsdomizil spielen und lernen. Das wäre im Untergeschoss der Grundschule. Solange, bis ein zweiter Kindergarten der privaten Alia GmbH gebaut wäre.

Die für die Zwischenzeit, etwa zwei Jahre, vorgesehenen Grundschulräume seien schön umgebaut und möbliert, berichtet Schmid. Nur genehmigt sind sie nicht. Architekt und Landratsamt ringen um Brandschutz, die Gemeinde sitzt zwischen den Stühlen und bekommt Druck von den Eltern. Denn die können ihre Kinder nicht in den Schlot hängen, sobald die Corona-Lage mal wieder Lockerungen erlaubt und Mütter und Väter ihre häuslichen Betreuungstage vollends ausgeschöpft haben.

Woran es bei der Genehmigung hakt, sind im Wesentlichen drei Punkte: eine 30 Jahre alte Deckenverkleidung, eine Hausalarmanlage und die Möglichkeit der Umfahrung für ein Feuerwehrauto. Vor allem Letzteres ist umstritten. Es geht dabei um die Forderung des Landratsamts, dass ein Feuerwehrfahrzeug die Möglichkeit haben muss, einmal ringsum das Gebäude kreisen zu können.

Doch darüber sind sich selbst Fachleute uneins. Bei einer Begehung mit Gemeindevertretern habe Kreisbrandrat Marco Saller festgestellt, dass die Zufahrten ausreichend seien, sagt Planer Christian Schönberger aus Oberviechtach. Für eine Rundumbefahrung müssten ein Stadel und ein Zaun des Spielplatzes weichen. Außerdem würden dann Stellplätze auf dem Grundstück fehlen, erklärt Architekt Schönberger.

Moment, heißt es dazu aus dem Landratsamt, das bereits im vergangenen Jahr Nachbesserungen moniert hat: Die Umfahrung werde nicht erst seit dem Verfahren in Sachen Kita-Räume gefordert. Sie sei Teil einer Genehmigung der Grundschule aus dem Jahr 2012 und bislang nicht umgesetzt. Deswegen könne man sie nicht einfach vom Tisch fegen: "Auch wenn der dringende Bedarf an einem Ausweichquartier noch so verständlich ist, dürfen die gesetzlichen Vorgaben nicht unbeachtet bleiben." Wann die Genehmigung komme, könne man nicht sagen, man sei aber auf einem "guten Weg". Diese Formulierung verwendet auch Bürgermeister Ludwig Biller. Er ist zuversichtlich, dass es die Feuerwehr-Umfahrung nicht braucht. Sein Ziel: Zum Ende des Lockdowns sind die Räume nutzbar. Doch zurzeit kann niemand sagen, wann dies so weit ist.

Den Eltern ist damit nicht geholfen. "Wir erheben Vorwürfe nach allen Seiten", sagt Andrea Schmid. Gemeint sind Planer, Kreisverwaltung und Gemeinde. Sie alle hätten die Probleme früher erkennen können. Die Kritik: Wäre die Gemeinde dem Vorschlag der Eltern aus dem Sommer gefolgt, zwei Container aufzustellen, statt in der Schule Räume umzubauen, wäre alles erledigt.

Das weist Biller zurück: Die Container wären mit 40000 Euro viel teurer gekommen, und der Genehmigungsaufwand dafür wäre mit Sicherheit nicht kleiner. Also habe sich der Gemeinderat entschieden, die beiden ohnehin renovierungsbedürftigen Schulräume herzurichten und der Kita zur Verfügung zu stellen. In zwei Jahren könne dann die Schule die Räume wieder nutzen. "Das ist eine nachhaltige Investition."

Gleichwohl wird diese Investition in der Kreisverwaltung ordentlich unter die Lupe genommen, schließlich geht es um eine Nutzungsänderung. Langsamkeit dürfe man dem Landratsamt dabei nicht unterstellen, sagt Thomas Gärtner aus Mähring. "Die arbeiten schnell. Antworten sind nach ein bis zwei Tagen da." Architekt Schönberger hat Gärtner als Brandschutzsachverständigen zu Hilfe geholt. Dessen Anregungen hat er inzwischen eingearbeitet. Das wären: eine mit Feuerschutztür gesichertes Treppenhaus; ein zusätzlicher Ausgang ins Freie; ein Notausstieg über Fenster; ein zusätzlicher Ausgang im Werkraum; Bausubstanz in Brandwandqualität; Alarmierung über funkvernetzte Rauchmelder. Gärtners Fazit: "Es würde mir nichts mehr einfallen, was man noch einbauen könnte. Die Kinder sind nicht gefährdet."

Einstweilen geht das Thema Betreuung in die nächste Runde. Architekt Schönberger stellt am Dienstag im Gemeinderat die Pläne für den neuen Alia-Kindergarten vor. Gut möglich, dass die Fraktionen nicht nur dazu, sondern auch zum Übergangsquartier eine Menge Fragen haben.

Weiherhammer17.07.2020

"Es würde mir nichts mehr einfallen, was man noch einbauen könnte. Die Kinder sind nicht gefährdet."

Thomas Gärtner, Architekt und Brandschutzexperte

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