BHS Corrugated will Pflegedorf bauen

Weiherhammer
19.07.2018 - 09:58 Uhr

Geht es nach David Rester, ist der Name "Alia" demnächst in aller Munde. Dahinter steckt ein Modell, das Pflege, Bildung und Ortsentwicklung verbinden soll. Die Initiatoren sind alte Bekannte, allerdings auf völlig neuem Terrain.

Auf diesem Gelände sollen in spätestens zwei Jahren Bagger ihre Schaufeln ausfahren. Das 14000 Quadratmeter große Gelände an der Hauptstraße soll eine Art Pflegedorf werden.

(phs) Am Dienstag will die Stiftung "Luce" zusammen mit Bürgermeister Ludwig Biller mit diesem Vorhaben an die Öffentlichkeit gehen. "Luce", italienisch "Licht", steht für Lars und Christian Engel. Die Inhaber des Maschinenbauers BHS Corrugated sind bereits in einer weiteren Stiftung, "Engel für Kinder" in Laos, involviert.

Mit "Luce" wollen sie sich ganz auf Weiherhammer konzentrieren. Auf dem BHS-eigenen Gelände in der Hauptstraße, wo ursprünglich mal der Edeka-Markt hin sollte, der nun in Etzenricht steht, ist eine Art Pflegedorf geplant. Überschrieben ist es mit dem Namen "Alia", "Agil leben im Alter". Die Umsetzung liegt in den Händen von David Rester aus Regensburg. Der 42-Jährige ist promovierter Gerontologe und Hochschullehrer, war zehn Jahre lang Krankenpfleger und stammt aus der Nähe von Parsberg.

Das Wort "Projekt" hört er nicht so gerne. "Das klingt nach etwas Abgeschlossenem. Wir aber wollen Alia ständig weiterentwickeln." "Wir" sind die "Luce"-Stiftung, die Gemeinde und die Amberger "Sega". Das ist das Kürzel des "Vereins für seelische Gesundheit im Alter".

Heavy Metal für Senioren

Sichtbar werden soll das Ganze in Form von mehreren Gebäuden auf dem 14 000 Quadratmeter großen Areal an der Hauptstraße. Die sollen jede Menge abdecken: Tagespflege, Betreutes Wohnen, Demenzpflege, Palliativpflege. "Alles, was möglich ist", sagt David Rester. "Es ist zum Beispiel denkbar, dass dort ein BHS-Azubi eine vergünstigte Wohnung mietet und dafür für einen Senior Einkaufsdienste übernimmt." Dazu soll Raum für Begegnungen entstehen, etwa ein Tante-Emma-Laden, Bienenstöcke von Imkern oder ein Veranstaltungssaal, den auch Vereine oder Schulen nutzen können.

"Partizipative Sozialraumentwicklung" heißt das im Fachjargon. Dabei ist an ein Miteinander der Generationen gedacht. Rester erläutert das an einem Beispiel: "Ich habe hier in Weiherhammer schon mal mit dem Heavy-Metal-Club gesprochen, ob die sich vorstellen könnten, bei Alia was zu machen. Es kommen ja jetzt Leute in die Pflege, die mit den Rolling Stones und Metallica aufgewachsen sind und nicht nur Schunkelmusik hören wollen." Um diese Menschen einordnen zu können, habe die Pflegewissenschaft einen neuen Begriff entwickelt. Sprach man früher von "Insassen" und "Heimbewohnern", sei jetzt von "Mitgliedern der Wohngemeinschaft" die Rede - auch wenn sie nicht Metallica-Hörer sein sollten.

Noch unklar sind allerdings zentrale Fragen, etwa die nach dem Baubeginn. "In den nächsten 24 bis 48 Monaten", sagt Rester. Wie hoch sind die Investitionen? "Abhängig von Fördergeldern und der Beteiligung Dritter werden in dieser Größenordnung in Deutschland zwischen 1 und 14 Millionen Euro verbaut." An wie viele Pflegeplätze ist gedacht? "Das ist noch offen. Für eine Gemeinde wie Weiherhammer wären etwa 40 Betten Standard." Wie viele Arbeitsplätze bringt das? "Anhaltspunkt bei 40 Betten wären etwa 20 Vollzeitäquivalente plus Hausmeister, Heimleitung, Wäscherei usw...".

In welcher Rechtsform "Alia" an den Start geht, ist ebenfalls noch nicht ausgekartet. "Luce" schwebt eine Private Public Partnership, kurz PPP, vor. Die könnte etwa so aussehen, dass sich "Luce" mit 75 Prozent beteiligt, die Gemeinde mit 20 Prozent und Bürger mit 5 Prozent. Angedacht sei, dass sich "Luce" 2028 aus der Finanzierung zurückzieht und ein Großteil dann über das Sozialgesetzbuch finanziert wird. "Es soll keine goldenen Wasserhähne geben, aber gute Bezahlung, um gute Kräfte zu kriegen", versichert Rester. Er hat "Alia" bereits dem Gemeinderat, kirchlichen Gremien und dem Vereinskartell vorgestellt. Spannend wird es, wenn der Gemeinderat den nächsten Haushalt verabschiedet. Dabei wird sich zeigen, wie viel er für "Alia" in den Etat stellt.


Digital altern

Auf Flyern macht das Projekt bereits seit einigen Wochen in Weiherhammer die Runde. "Dorf 2.0, Bildung 4.0, Pflege 4.0" heißt es darauf. Sichtbares Zeichen dafür, dass ein Global Player wie die BHS die Hand im Spiel hat. Doch welche Rolle spielt dabei die Säule Bildung? "Die Bereitschaft dazu soll Grundhaltung sein", sagt Rester. Das kann von Kooperationen mit dem Maria-Seltmann-Haus in Weiden reichen bis hin zu Apps, mit denen "Mitglieder der Wohngemeinschaft" ihre Aktivitäten absprechen.

"Alia" ist beileibe nicht die einzige Pflegeeinrichtung, die zurzeit in der Region entsteht. Auch in Luhe und Parkstein tut sich etwas. Rester sieht das gerne. "Warum glauben Sie, dass BMW und Mercedes so groß geworden sind? Ich wünsche mir geradezu Konkurrenz."

David Rester leitet dasSeniorenproejkt "Alia" für die "Luce"-Stiftung der Brüder Engel.
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