Gemeinderat für Übergangslösung und neuen Kindergarten

Weiherhammer
23.07.2020 - 20:48 Uhr

Die Nachhaltigkeit gibt den Ausschlag: Der Gemeinderat befürwortet einstimmig die Freigabe der Entwurfsplanung zur temporären Nutzung von Teilen der Grundschule als Kindergarten-Ausweichquartier. Auch das Bauvorhaben wird abgesegnet.

Auf diesem 14000 Quadratmeter großen Areal, das den Brüdern Lars und Christian Engel gehört, baut die ALIA GmbH neben Einrichtungen für Senioren den neuen Kindergarten. Spatenstich ist 2021.

Das gemeindliche Einvernehmen zum Bauvorhaben des neuen Kindergartens wird erteilt. Der Gemeinderat macht außerdem einstimmig den Weg für die Entwurfsplanung zur temporären Nutzung von Teilen der Grundschule als Kindergarten-Ausweichquartier frei. Seit Wochen ist die geplante Unterbringung von Kindern im Kellergeschoß der Grundschule in der Gemeinde das emotional und kontrovers diskutierte Thema. Deshalb blieben am Dienstag nur wenige der 50 Zuhörerplätze in der Turnhalle der Mittelschule frei.

Die Gemeinde sei zur wirtschaftlichen Haushaltsführung verpflichtet, betonte Bürgermeister Ludwig Biller. Schon während der Planungen des 2015 eingeweihten Kinderhauses gab es die Befürchtung, dass die Betreuungsplätze den künftigen Bedarf nicht decken würden. Trotz damaliger Intervention hätten aber Diözese und Regierung der Oberpfalz auf die Reduzierung des Flächenkonzepts bestanden.

Überbelegung geduldet

Biller: "Schon seit 2018/2019 konnte der erhöhte Betreuungsbedarf nur durch eine vom Jugendamt ausnahmsweise gestattete Überbelegung der Gruppen gedeckt werden." Nach dem Geburtenanstieg 2018 wurden Szenarien geprüft, welche sich jedoch wegen kirchen-, schul-, bau- und brandschutzrechtlicher Auflagen sowie zeitlicher und wirtschaftlicher Gründe nicht umsetzen ließen: Erweiterung des Kinderhauses St. Barbara, Errichtung einer weiteren Kita beim Friedhof, Umnutzung des Jugendheims sowie gemischte Nutzung des Erdgeschosses der Grundschule mit Verlagerung von Klassen.

Mitte März habe die Diözese entgegen früheren Aussagen doch einer temporären Erweiterung des Kinderhauses zugestimmt. Bei einer Besichtigung in Vohenstrauß hätten die dortigen Erfahrungen gezeigt, dass eine rechtzeitige Umsetzung in Modulbauweise nicht möglich gewesen wäre. Nicht zuletzt wegen eines weit höheren Raum- und Flächenbedarfs wie er derzeit öffentlich diskutiert werde, bemerkte Biller. So müsste nicht nur der fehlende Gruppenraum, sondern ergänzend ein Mehrzweckraum sowie die Sanitär- und Garderoben-Einrichtungen vorgehalten werden. Schnell sei klar geworden, dass das Lösen des Platzproblems nur durch eine Bestandsimmobilie gelingen kann.

Unter Beteiligung eines im pädagogischen Bereich sehr erfahrenen Architekten folgte die Entwicklung eines Raumkonzepts im dortigen Tiefparterre, welches nach Abstimmung mit Schulleitung, Jugendamt und den Verantwortlichen der Katholischen Kirchenstiftung Zustimmung fand. In der Sitzung am 26. Mai bekundete der Gemeinderat auch aus Gründen der Nachhaltigkeit sein Einverständnis mit dieser Übergangslösung bis zur Inbetriebnahme einer weiteren Kita auf dem ALIA-Gelände. Die Entscheidung sei erst nach positiver Rückmeldung durch die Fachstellen erfolgt, unterstrich Biller. Daher sei es umso unverständlicher, dass die Kinderhausleiterin wegen vermeintlich nicht eingehaltener Absprachen durch die Gemeinde ihr Beschäftigungsverhältnis gekündigt habe.

Weiherhammer17.07.2020

Biller weiter: "Bei der nochmaligen kurzfristigen Prüfung einer temporären Erweiterung auf dem Kinderhausgelände Anfang Juli - ein Zugehen auf die Eltern und ihre Argumente im Nachgang einer Infoveranstaltung - habe sich abermals gezeigt, dass für die Gemeinde diese Form als Übergangslösung nicht zu realisieren ist." Der Bürgermeister dankte allen, die die Lösung mittragen und bei der bestmöglichen Umsetzung mithelfen.

CSU-Sprecher Julian Kraus bedauerte die Ablehnung eines Kinderhausanbaus durch die Diözese, "der für uns die optimale Lösung gewesen wäre." Der Punkt Nachhaltigkeit - "wir sind dazu verpflichtet" - habe letztendlich eine wichtige Rolle gespielt. "Wir sind angehalten, unsere Entscheidungen auf sachlicher Ebene nach rechtlicher Prüfung zu fällen", betonte Rainer Vater (SPD). Vor Inbetriebnahme der Räume in der Grundschule werde das Jugendamt die Erfüllung sämtlicher einzuhaltender Standards prüfen, war CSU-Rat Wolfgang Krauß überzeugt.

Hochwertige, moderne Lösung

Die Gemeinde halte somit ein pädagogisch hochwertiges Angebot vor. Die erfahrene Erzieherin begleitet mit zusätzlich zwei Mitarbeiterinnen 21 Kinder. Im Außenbereich entsteht ein moderner Spielplatz. Ein fester Turntag ist gesichert. Durch digitale Vernetzung sind organisatorische Abläufe kein Problem mehr. Holen und Bringen ist verkehrstechnisch gefahrlos möglich. Beim Keller mit Tageslicht handelt es sich um kein Verließ. Kindgemäßheit und erziehliches Anregungsmilieu sind garantiert."

Für Andreas Solter (SPD) wurde die Öffentlichkeit zu wenig informiert und mit einbezogen. Er könne die Reaktion geschätzten Kinderhausleiterin "ein bisschen" nachvollziehen. Für die Zukunft wünschte er sich eine intensive Kommunikation aller. Einstimmig plädierte das Gremium für den SPD-Antrag, einen Runden Tisch zum Thema "Kiga/Kita" einzuführen. Das Gremium beschloss auch (mit 16:0) das Aufstellen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans "An der Straße nach Mantel" im beschleunigten Verfahren.

"Das Ganze hat Dynamik, deswegen drücken wir aufs Gas, um die Fördermöglichkeiten auszuschöpfen" bemerkte zweiter Bürgermeister und ALIA-Geschäftsführer Hirmer. Er erläuterte die geplante Bebauung auf dem 14000 Quadratmeter großen Areal. "Wann ist der Kiga bezugsfertig und werden Kinder von BHS-Mitarbeitern laut öffentlicher Diskussion bevorzugt?", wollte Solter wissen. Letzteres sei definitiv falsch. Baubeginn ist 2021, Bauzeit circa ein Jahr, erwiderte Hirmer. Kraus sprach von einem Leuchtturmprojekt, wofür Lars und Christian Engel Dank gebühre.

"Wir sind enttäuscht und frustriert, weil unsere Bedenken nicht zu einem Umdenken geführt haben", sagte Andrea Schmid. Am Freitag will die Elterninitiative Alternativen vorstellen. Als unangemessen bezeichnete sie die Aussage von Gemeinderat Krauß. "Niemand von uns hat vom Verließ gesprochen." Schmid bedauerte zudem, dass nur Julian Kraus, Andreas Solter und Jürgen Oheim das mit den Eltern gesprochen hätten.

 
 

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