Mit Mut durch die Vergangenheit in die Zukunft – Agile Gemeindeentwicklung in Weiherhammer

Weiherhammer
25.11.2018 - 15:00 Uhr

Weiherhammer soll zu einer "aktiven, generationenfreundlichen Gemeinde werden, in der alle Bürger ohne Angst alt werden können und bedarfsgerechte Hilfe erhalten, wenn sie diese brauchen". So umreißt Bürgermeister Ludwig Biller die Ziele.

von PML
Die gute besuchte Aula der Mittelschule Weiherhammer. Etwa 135 Gäste waren zur musikalischen Lesung gekommen.

Die Gemeinde möchte die Herausforderungen, die durch den demografischen Wandel entstehen, meistern. Denn besonders die zunehmende Zahl an älteren Mitbürgern wird in naher Zukunft viele Kommunen vor große Aufgaben stellen. Die möglichen Probleme und nötigen Anpassungen sollen durch ein zukunftsweisendes Entwicklungskonzept gelöst werden.

Ein erster und wesentlicher Schritt ist die Planung und Realisierung des Generationen-Wohnprojekts, das zusammen mit der Lars- und Christian-Engel-Stiftung (LUCE-Stiftung) auf einem Gelände an der Hauptstraße entstehen soll. Wo vor einigen Jahren ein Verbrauchermarkt geplant war, soll in den nächsten Jahren ein integrativer Lebensraum entstehen. In diesem sollen Wohn- und Pflegeeinrichtungen für ältere Mitbürger mit Lebensräumen für alle Bürger verbunden werden.

LUCE-Initiator Christian Engel war sofort von der Grundidee begeistert, in der Gemeinde ein Seniorenprojekt zu verwirklichen. Allerdings sollte etwas Besonderes entstehen. Etwas, das "nicht 08/15" ist. Es soll nicht das übliche "triste Bild" aufkommen, das man viel zu oft in den klassischen Senioren- und Pflegeeinrichtungen finde. Unter dem Namen ALIA - Agil leben im Alter - soll laut Engel das Vorhaben helfen, "ein positives Altersbild entstehen zu lassen".

Um diese Konzeptidee vorzustellen und die Bürger einzubinden, plant die LUCE-Stiftung, in Zusammenarbeit mit dem Verein für seelische Gesundheit im Alter (kurz: SEGA e.V.), der Gemeinde und Ehrenamtlichen eine Reihe von Veranstaltungen, die ebenso ein positives Bild von Heimat, Alter und dem Älterwerden zeigen wollen. Den gelungenen Auftakt bildete die musikalische Lesung der Regensburger Autorin Gerda Stauner. Diese stand unter dem Motto "Vom Suchen und Finden der Heimat".

Die Aula der Mittelschule war bis auf wenige Plätze gefüllt, als die Trägerin des Kulturförderpreises der Stadt Regensburg Passagen aus ihrem zweiten Buch "Sauforst" vortrug. Wie auch in ihrem Debüt-Werk "Grasmond" geht es um fiktive Vorfahren, die im 19. Jahrhundert ihren Platz in der Gesellschaft und eine Heimat in einer gerade industrialisierten Oberpfalz suchen. Dabei wechselten Leseabschnitte mit modernen Mundartliedern ab, die Adi Spangler (Gitarre) und Manfred Mederer (Akkordeon) vortrugen.

Bevor die Gäste der Lesung und den Liedern lauschen konnten, wandten sich Bürgermeister Ludwig Biller, Christian Engel und Dr. David Rester an die Anwesenden. Dabei ging Engel auf die Ideen hinter dem Projekt ein. Er erklärte, dass der LUCE-Stiftung besonders Forschung und Bildung am Herzen lägen, was sich auch im Wohnprojekt niederschlage. Denn einer der zentralen Aspekte sei es, "vier Blickwinkel" zu vereinen. So soll neben dem Blick auf die zu Pflegenden auch großes Augenmerk auf die Pflegenden selbst, deren Ausbildung und die Forschung im Pflegebereich gelegt werden. Daher begleiten Professoren für Pflege, Gerontologie und Nachhaltigkeit von der Fakultät für angewandte Gesundheitswissenschaften an der TH Deggendorf das Projekt von Anfang an wissenschaftlich.

Als weiteren zentralen Faktor nannte Engel, dass ALIA nach Methoden der agilen Projekt- und Softwareentwicklung gestaltet werden soll. So sei es nicht geplant, ein fertig abgeschlossenes Konzept zu liefern, sondern es soll ein Rahmen geschaffen werden, in dem die Fortschritte und Ziele den Bedürfnissen angepasst werden können, auch wenn diese sich im Laufe der Zeit ändern. Rester spannte den Bogen zum Thema der Lesung: Was bedeutet Heimat, wie verändert sie sich, und wo ist meine Heimat? Denn auch die Frage nach der Heimat und der Herkunft ist ein wichtiger Bestandteil des Älterwerdens.

Auch die Beteiligung der Bürger bei der Gestaltung und Entwicklung des eigenen Wohnorts, wie sie hier durch die Einbindung schon im Planungsprozess des Generationen-Wohnprojekts angestrebt werde, sei ein äußerst wichtiger Faktor für die Verbundenheit mit der Heimat - auch einer möglichen zukünftigen.

Um diese Einbindung gleich in die Tat umzusetzen, war nach der Lesung Zeit für Gespräche. Dabei konnten die Besucher ihre Fragen, Anregungen, Ideen und Wünsche im direkten Gespräch bei den richtigen Ansprechpartnern anbringen.

Die Gäste lauschen den Musikstücken von Adi Spangler und Manfred Mederer.
Adi Spangler und Manfred Mederer.
Auch Stauner, Trägerin des Kulturförderpreises der Stadt Regensburg genießt sie Darbietung.
Dr. David Rester im Gespräch mit Interessierten Gästen der Lesung.
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