Auch wenn sie nicht der gleichen Partei angehören, so haben sie doch die gleichen Arbeitsschwerpunkte. Hier die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann, ein Mitglied im Parlamentsausschuss für Arbeit und Soziales, dort die wichtige VdK-Präsidentin Verena Bentele, eine Sozialdemokratin mit geschultem Blick für Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Außerdem sind beide eng dem Sport verbunden.
So hat es sich gefunden, dass Tina Winklmann (42) die ein Jahr jüngere Verena Bentele einen Tag lang in ihren Wahlkreis eingeladen und mit ihr nicht nur das neue Bruder-Gerhard-Hospiz in Schwandorf besucht hat, sondern auch das Langlaufzentrum Rotbühl bei Schnaittenbach. Der Abend war dann einem Vortrag mit Diskussion im "Musik-Cafe B 14" der Wernberger Werkstätten für behinderte Menschen gewidmet.
Spitzensportlerin Bentele
Winklmann stellte ihren Gast zunächst als Spitzensportlerin vor. Die 41-jährige Wahlmünchnerin zählt zu den erfolgreichsten Wintersportlerinnen der Welt. Nach den Paralympics in Kanada wurde sie unter anderem mit dem Silbernen Lorbeerblatt und dem Laureus World Sports Award, dem sogenannten "Sport-Oscar" ausgezeichnet und als Weltbehindertensportlerin in der Hall of Fame des Wintersports aufgenommen.
Bereits vor Ende ihrer sportlichen Karriere begann sie, sich auf hoher Ebene sozialpolitisch zu engagieren. Von Januar 2014 bis Mai 2018 war sie die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Seit Mai 2018 leitet sie als Präsidentin den größten deutschen Sozialverband VdK.
"Armes Deutschland! Wie Pflege und Alter die Existenz bedrohen" war das Impulsreferat von Verena Bentele überschrieben, das die von Geburt an blinde Sozialpolitikerin kenntnisreich und ohne Skript vortrug. Zwar besitze Deutschland laut Bentele "einen gut funktionierenden Sozialstaat", aber viele Menschen wüssten nicht, was sie nutzen können. Hier habe der VdK eine wichtige beratende Aufgabe und der Zulauf zum Sozialverband halte an: "Wir haben in Deutschland 2,27 Millionen Mitglieder", berichtete die Präsidentin.
In Bayern nicht alles "weiß-blau"
800 000 VdK-Mitglieder allein in Bayern würden belegen, dass "auch im Freistaat nicht alles weiß und blau ist", wenn es um soziale Gerechtigkeit gehe. "Wir haben hier extrem hohe Lebenshaltungskosten und viele Frauen, die in ihrem Leben nicht sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben." Das bringe enorme Nachteile bei der Rente. Dass die Minijob-Grenze auf 520 Euro angehoben wurde, findet Bentele "nicht gut". Minijobs, also Berufe ohne Sozialabgaben, gehörten abgeschafft. Ihre Forderung: "Alle sollen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen - auch Beamte und Abgeordnete!"
Beim Thema Pflege wies Bentele darauf hin, dass die private, familiäre Pflege für viele Betroffene auch eine finanzielle Belastung darstelle. "Jede vierte pflegende Frau ist von Armut betroffen", wusste die VdK-Präsidentin und nannte das eine "krasse Zahl". Sie plädierte für Lohnersatzleistungen für pflegende Personen.
Kampf der Steuerhinterziehung
Und woher das Geld nehmen? Benetle verwies auf Steuerhinterziehungen, durch die jährlich 150 Milliarden Euro dem Staat verloren gingen. "Das ist ätzend", sagte sie unter dem Applaus der Zuhörer. Hier sollte man ansetzen, "dann hätten wir auch mehr Geld für Sozialleistungen".
Bezirksrätin Gabriele Bayer, eine Grüne und Dritte Bürgermeisterin von Postbauer-Heng (Kreis Neumarkt) wies ebenfalls auf die Armutsentwicklung bei Frauen hin. Beim Thema Pflege empfahl sie "die Leute fitter zu machen und die Pflegebedürftigkeit so lange wie zu möglich hinauszuschieben". Sabine Sudler, verantwortlich für die Johanniter-Hospize in Schwandorf und Pentling, machte sich stark für einen finanziellen Ausgleich für Menschen, die zu Hause pflegen.
Zur Person: Verena Bentele
- Alter: 41 Jahre, stammt aus Lindau am Bodensee, lebt in München. Von Geburt an blind.
- Beruf: Seit Mai 2018 leitet sie als Präsidentin den größten deutschen Sozialverband VdK.
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