Bausteine für den Mittelstand

Wiesau
08.11.2019 - 13:01 Uhr

Beim 16. Wirtschaftstag in Wiesau steht Wirtschaftsförderer Volker Höcht Rede und Antwort. Und Bürgermeister Toni Dutz rückt den Mittelstand in den Fokus.

Als Referent für den 16. Wirtschaftstag im Rathaus konnte der Wiesauer Volker Höcht gewonnen werden.

"Momentan wird über die Probleme des Mittelstandes nur wenig gesprochen", bedauerte Bürgermeister Toni Dutz. "Auf die Sorgen der Landwirtschaft weisen Kreuze hin." Das könne er durchaus nachvollziehen. Der Rathauschef schloss daraus zwei Fragen: "Aber wie viele Kreuze könnte der Mittelstand aufstellen? Was wären wir ohne ihn mit seinen vielen Arbeitsplätzen?" Die Mehrzahl der Verdienstmöglichkeiten würden doch nicht in den Großkonzernen, sondern vom Mittelstand angeboten.

Rückversicherung rückversichert

Zudem bedauerte Dutz, dass die Gesellschaft immer mehr aufgespaltet werde. Er prangerte auch die Bürokratie an: "Sie ist überbordet. Das ist nicht mehr normal." Niemand wage es mehr, Verantwortung zu übernehmen. Dafür aber entstünden neue Begriffe, wie zum Beispiel "Cross Compliance". Die darin enthaltenen Forderungen seien nur schwer nachvollziehbar. "In Wirklichkeit ist das alles nur eine Rückversicherung der Rückversicherung, um das Zögern rechtfertigen zu können." Der Bürgermeister fügte an, dass dafür kaum jemand Verständnis aufbringen könne.

Der CSU-Politiker forderte, die örtlichen Geschäfte und Betriebe zu unterstützen. "Wir haben kleine und feine Unternehmen vor Ort. Diese müssen wir auch pflegen." Dutz' Werbeblock in Sachen Mittelstand war zugleich das Stichwort für Wirtschaftsförderer Volker Höcht, der sein erstes "Heimspiel" absolvierte, um seine Arbeit sowie die konkreten Beratungs- und Fördermöglichkeiten vorzustellen.

Der 40-jährige Wiesauer studierte nach dem Abitur am Stiftland-Gymnasium an der Universität Bayreuth Geografie mit den Schwerpunkten Wirtschaftsgeografie und Regionalplanung. Für seine Doktorarbeit forschte der Oberpfälzer an der TU Darmstadt zum Thema "Strategisches Demografie-Management für kleine Kommunen in schrumpfenden Regionen". Seit dem Frühjahr ist Höcht der neue Wirtschaftsförderer im Landkreis.

"Der Landkreis Tirschenreuth ist auf der Überholspur", stellt der Referent fest. Dazu würden auch viele Kampagnen beitragen. Man sei zu einer gut strukturierten Wirtschaftsregion gereift. "Das darf man ruhig auch publizieren", fuhr er fort. Die Zusammenarbeit mit der OTH Amberg-Weiden berge großen Chancen, so der 40-Jährige.

In den Blickpunkt rückte Höcht auch die Digitalisierung. "Wir müssen sie in den Betrieben greifbar machen", mahnte er und versprach eine umfassende Unterstützung bei den bevorstehenden Aufgaben. "Ich bin gerne bereit, Sie persönlich zu besuchen, um Ihnen unter die Arme zu greifen", wandte sich der Wiesauer an die anwesenden Unternehmer. Anklingen ließ er auch die Fördermöglichkeiten auf vielen Ebenen. "Das alles sind kleine, aber wichtige Bausteine."

Suche nach Mitarbeitern

Ein großes Thema sei auch die Rückgewinnung von Fachkräften aus den Ballungsräumen. Man müsse Anreize schaffen, um die Menschen für die Region zu begeistern. "Im Landkreis lässt es sich gut leben und arbeiten", verwies er auf die regionalen Arbeitgeber, die sich händeringend um Mitarbeiter bemühen. Auch hier gebe es Möglichkeiten der Unterstützung. "Das Thema wird sich noch verschärfen", fasste Höcht zusammen.

"Wir suchen dringend nach Flächen", antwortete Toni Dutz auf eine Teilnehmerfrage nach Ansiedelungen neuer Betriebe in der Region. "Bringen Sie uns geeignete Grundstücke, dann bieten sich auch Chancen, dass sich hier Unternehmen ansiedeln." Die Suche nach Ersatzflächen sei ein hartes Brot, bedauerte der Bürgermeister. Mit dem interkommunalen Gewerbegebiet habe man den ersten Schritt getan. "In den Ballungsräumen kippt die Lage." Sie seien "ungesund" geworden, verwies Dutz auf Informationen seitens der betroffenen Bürgermeisterkollegen aus den strukturstarken Gebieten. "Bürokratie dauert", erinnerte der Rathauschef auch an die oft schleppende Bearbeitung von Zuschussanträgen. Für das leibliche Wohl der Gäste beim 16. Wiesauer Wirtschaftstag sorgte die Fachschule für Hotel- und Tourismusmanagement.

Das Interesse am Wirtschaftstag war erneut groß. Nach dem Referat bot sich Gelegenheit für einen Gedankenaustausch.
Bürgermeister Toni Dutz bezeichnete das Geschenk an Volker Höcht (links) als „vor Ort gewonnenes Rathaus-Brunnenwasser“.
Volker Höcht (links) wohnt in Wiesau. Bürgermeister Toni Dutz stellte ihn als neuen Wirtschaftsförderer vor. Als Dankeschön dafür, dass er sich die Zeit genommen hatte, überreichte er Höcht ein Geschenk.
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