Das "Kulturfest der Oberpfälzer" war ein geeigneter Anlass, zusammen mit Adalbert Busl und Alfred Wolfsteiner markante Teile der Heimatgeschichte, mit Ludwig Schießl zudem auch die regionalen Spracheigenschaften in den Fokus zu rücken. Unter den Gästen saßen auch der Vorsitzende des Oberpfälzer Kulturbunds Volker Liedke, der Herausgeber des Nordgautag-Heimatbuches 2018, Manfred Knedlik, und viele andere Interessierte.
Schicksale im Grenzlager
Für den Auftakt im Rathaus sorgte Adalbert Busl. Zweifellos gehört das damalige Grenzlager, das während der Nachkriegszeit ein umzäuntes Dorf im Dorf war, unverrückbar zur Wiesauer Ortsgeschichte. Ausführlich und erschütternd rief der Nordgaupreisträger und ehemalige Grundschulrektor die Geschehnisse, die das Wiesauer Bild durchaus mit verändert haben, rund eine Stunde lang wach. Busl, der viele Dokumente dazu zusammengetragen hat, schilderte das Lagerleben der hierher Vertriebenen und deren Schicksale.
"Man war gezwungen, das Beste aus dem Unveränderbaren zu machen", sagte der Wiesauer. "Glücklich, dem Terror entkommen zu sein, verdrängte man den Verlust der Heimat", erinnerte er an das Ungemach der zwangsweise Ausgesiedelten, die in den Baracken eine vorübergehende Heimat fanden. Die Enge wurde zur Gewohnheit. Die täglich eintreffenden Güterzüge stellten den Ort auf eine harte Probe, schilderte Busl. Er erinnerte daran, dass die Vertriebenen, die man zuvor noch "Flüchtlinge" nannte, einen spürbaren Anteil am Aufschwung Wiesaus hatten und das kulturelle Bild mit prägten. Arbeitsplätze entstanden, Wohnungen wurden gebaut, Wiesau wuchs.
"Bauerndoktor"
Gespannt warteten die Gäste danach auf "Dr. Georg Heim und die Fuchsmühler Holzschlacht". Mit Alfred Wolfsteiner am Pult wechselten Thema und Zeitraum. "Wir gehen zurück in eine Zeit, die anders war als die gute alte, wie sie oft beschrieben wird", leitete der Regensburger Schatzmeister des Oberpfälzer Kulturbundes und Archivdirektor a. D., Martin Dallmeier, auf den Gast aus Schwandorf über, der darüber ein Buch verfasst und 1993 als "Chronologie eines Skandals" herausgegeben hatte. Die angekündigte Holzschlacht ließ Wolfsteiner - Heimatpfleger und ehemaliger Leiter der Schwandorfer Stadtbibliothek - aber nur am Rande anklingen. Ausführlicher wandte er sich dafür dem Namen Georg Heim zu, dem im Nachklang zu den Fuchsmühler Ereignissen eine herausragende Rolle zukommen sollte. Engagiert befasste sich Heim mit den Geschehnissen in der "Schrammlohe". Er unterstützte die Fuchsmühler Bauern beim späteren Prozess. Auf Heims Initiative hin entstanden Genossenschaften.
"Zudem strebte er auch eine politische Karriere an", hob Wolfsteiner hervor. Der "Bauerndoktor" genannte Vorausdenker, der in Würzburg seinen Lebensabend verbrachte, verstarb vor 80 Jahren nach einer Blinddarmoperation. Heim bleibe mit der Bayerischen Volkspartei, auch mit Fuchsmühl, vor allem aber mit der Holzschlacht 1894 untrennbar verbunden, machte Alfred Wolfsteiner im vollbesetzten Rathaussaal deutlich. "Georg Heim soll nicht vergessen sein."
Der Heimatkultur "Mundart" widmete sich der letzte Redner. "Ist Dialekt noch zeitgemäß?", fragte Ludwig Schießl. Humorvoll beschrieb der Oberviechtacher Mundartexperte eine Welt, wie man sie mit den Ohren erlebt. "Dialekt ist zeitgemäß", stellte er klar. Der Leiter des Mundartforums seiner Stadt lobte die heimatlichen Dialekteigenschaften als ein Sprungbrett für Fremdsprachen.
"Es dout ma aant"
"Die regionale Ausdrucksweise passt auch ins digitale Zeitalter. Mundart vermittelt Geborgenheit", merkte er an. Sie sei aber auch dem Wandel ausgesetzt, manches früher Gehörte sei nicht mehr in Gebrauch, erinnerte er an den Ausdruck "es dout ma aant", den er mit "Sehnsucht" übersetzte. "Der Dialekt gehört nicht in die Liste gefährdeter Sprachen", stellte Schießl fest. "Er darf nicht mit Stumpf und Stiel ausgerissen werden, denn Heimat ist modern", schloss der Sprecher unter Applaus.
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