Anfang des zurückliegenden Jahres hatte Wiesaus Bürgermeister Toni Dutz angekündigt, dass es 2021 im interkommunalen Industriegebiet rundgeht. Die Erschließungsarbeiten sind angelaufen. Aber sonst entwickelte sich nicht alles nach Plan. Die Schott AG wollte bauen, die Ziegler-Group ihr Logistik-Zentrum erweitern. Toni Dutz schnauft kurz durch und erklärt: "Schott hat abgesagt und baut dafür in Mitterteich. Schott hat auf ungewöhnliche Weise abgesagt." Das habe doch sehr überrascht. "Denn wir mussten ja die Erschließungsarbeiten aufgrund der vorherigen Verhandlungen möglichst forcieren."
Hier hakt Thomas Weiß, Geschäftsleiter im Wiesauer Rathaus, ein. Er betont im Gespräch mit Oberpfalz-Medien: "Das führt nun aber dazu, dass das interkommunale Gewerbegebiet 2022 komplett und voll erschlossen ist." Es stehe dann interessierten Unternehmen sofort zur Verfügung. "Hier handelt es sich immerhin um eine Fläche von rund neun Hektar."
Bürgermeister Toni Dutz verweist auf Nachfrage im Hinblick auf neue Interessenten auf laufende "sehr interessante Verhandlungen". Und er versichert: "Sobald hier Genaueres bekannt ist, wird die Öffentlichkeit informiert." Er ergänzt: "Die Firma Ziegler steht nach wie vor Gewehr bei Fuß."
Die Absage der Schott AG sei zunächst einmal natürlich bedauerlich, eröffne nun aber ganz andere Möglichkeiten der gewerblichen und industriellen Ansiedlung. Toni Dutz: "Schott war Teil der Logistikstrategie. Nun sind wir flexibler. Denn auch produzierende Betriebe können sich jetzt ansiedeln." Das böte viele Vorteile.
Auf die Frage, wann das ganze Gelände des interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiets baureif sei, antwortet der Bürgermeister: "Der Bebauungsplan für das Gelände ist bereits rechtskräftig. Die Erschließungsarbeiten sind am Laufen." Die Feinarbeiten würden demnächst (abhängig von der Witterung) abgeschlossen. Dutz: "Dann kann der Flächenverkauf starten." Thomas Weiß spricht von rund 13 Hektar.
Ausgleichsflächen
Bei der Ausweisung des interkommunalen Gewerbegebiets spielt natürlich auch das Thema Ausgleichsflächen eine wichtige Rolle. Laut Thomas Weiß sei mit der Stadt Augsburg, einem der bedeutendsten Waldbesitzer im Steinwald, ein Vertrag geschlossen worden, "der in modellhafter Weise die Umsetzung der geforderten Ausgleichsmaßnahmen bewerkstelligt". Toni Dutz ergänzt: "Dieses Thema wird auch von Fachleuten wissenschaftlich begleitet. Da gibt es einen ganzen Katalog von konkreten Maßnahmen." Der Wiesauer Bürgermeister sieht hier einen Mehrwert für die gesamte Region.
Scherdel übernimmt Wiesauplast. Hat das Auswirkungen auf die Gewerbesteuereinnahmen? Dazu stellt Toni Dutz klar: "Auch die Firma Scherdel wird, wie alle anderen in Wiesau ansässigen Firmen oder die, die einen Zweitbetrieb in Wiesau unterhalten, zur Gewerbesteuer veranlagt." Und er hofft, "dass durch diese Übernahme positive Impulse für Wiesau und die Region gesetzt werden". Dutz weiter: "Wir wünschen uns, dass die Arbeitsplätze gesichert sind und eventuell sogar neue entstehen. Ich sehe hier große Chancen, was die Zukunft anbelangt."
Viele Bürger interessiert der Sachstand beim geplanten Bau eines Norma-Marktes in Wiesau. Wie weit sind die Vorbereitungen? Wann wird gebaut? In der Antwort verweist Dutz auf den Bebauungsplan, der im Herbst als Satzung beschlossen worden sei. "Der Bauantrag für die Firma Norma befindet sich bereits im Landratsamt Tirschenreuth." Baubeginn werde im Frühjahr 2022 sein. Toni Dutz: "Ich würde mich freuen, wenn man bereits in der Weihnachtszeit 2022 dort einkaufen könnte."
Lange Lieferzeiten
Wenig erfreut hat sich Toni Dutz im zurückliegenden Jahr mehrfach zum Baufortschritt beim Schulsportzentrum geäußert. Nun berichtet er: "Hier stehen die Arbeiten nach mehrmaliger Verzögerung kurz vor dem Abschluss." Die Verzögerungen seien auch coronabedingt, wobei Dutz auf lange Lieferzeiten beim Material verweist, aber auch auf Ausfälle von Mitarbeitern auf der Baustelle durch Krankheit oder Quarantäne. Etwa zum Mai 2022 solle die Fertigstellung erfolgen. Angesprochen auf die Kosten verweist Geschäftsleiter Thomas Weiß auf rund 3 Millionen Euro, wobei der Eigenanteil bei etwa 1,4 Millionen Euro liege.
Stichwort Neubau einer Kindertagesstätte: "Hier steht nach wie vor die Aussage, dass die Kindertagesstätte im Jahr 2022 bezugsfertig wird. Hier hat sich am Zeitplan noch nichts geändert", klärt der Bürgermeister auf. Bauen werde die Ziegler-Group, Betreiber sei der BRK-Kreisverband Tirschenreuth. Die Marktgemeinde Wiesau gewähre laut Thomas Weiß einen Baukostenzuschuss von 3 Millionen Euro, der vom Freistaat Bayern gefördert werde. Es entstehen zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen.
Und wie sieht es mit dem geplanten Schülerwohnheim aus? Bürgermeister Dutz korrigiert sofort: "Hier handelt es sich um Appartement-Wohnen. Es entstehen 57 Wohneinheiten." Laut Thomas Weiß soll Baubeginn sofort nach Erteilung der Baugenehmigung durch das Landratsamt sein. "Es mussten noch Unterlagen nachgereicht werden, welche nun aber alle vorliegen", so Toni Dutz.
Flächensparendes Bauen
Immer noch hoch sei die Nachfrage nach Baugrundstücken, informiert der Bürgermeister im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. "Mehr als aktuell tatsächlich zur Verfügung stehen." Was also tun? Darauf Toni Dutz: "Wir arbeiten fieberhaft an neuen Möglichkeiten und Angeboten. Interessierte sollen sich bei uns melden. Wir kümmern uns." Thomas Weiß verweist bei diesem Punkt auf Innerorts- und Nachverdichtung - Stichwort flächensparendes Bauen. Ziel ist zudem, ein neues Baugebiet auszuweisen, wobei Dutz von bis zu 25 Bauplätzen spricht. Möglich seien hier unter anderem Mehrfamilienhäuser, Eigentums- und Mietwohnungen.
Bekanntlich stieg Wiesau beim Kauf des Klosterguts Fockenfeld ein. Thomas Weiß: "Das ist ein interkommunaler Ansatz. Hier haben sich vier Kommunen zusammengetan, um Grundstücksspekulationen vorzubeugen und Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung zu erhalten."
Zufrieden ist Toni Dutz mit den Arbeiten am Wiesauer Kulturbahnhof. Noch im Januar - sofern es die Witterung zulässt - beginne der Rückbau im nördlichen Bereich. Dann folge der Innenausbau. Dutz unterstreicht: "Mit dem Kulturbahnhof leisten wir uns auch eine Aufgabe für den Landkreis Tirschenreuth und die gesamte Region." Deutlich wird der Bürgermeister mit Blick auf die Bahn AG: "Im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke muss die Barrierefreiheit der Bahnsteige in Wiesau sichergestellt werden."
Zusammenfassend wünscht sich das Wiesauer Gemeindeoberhaupt, "dass wir die positive Entwicklung - trotz Corona - auch 2022 fortsetzen können". Die Hoffnung sei, begonnene Projekte ohne Probleme zu Ende zu bringen. "Unser aller Aufgabe ist es, moderne und attraktive Infrastruktur für Wiesau und den Landkreis bereitzustellen."
"Schott war Teil der Logistikstrategie. Nun sind wir flexibler. Denn auch produzierende Betriebe können sich jetzt ansiedeln."
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