(wro) Dort, wo vorgetragen und erzählt wurde, warteten früher - als im Wiesauer Bahnhofsgebäude noch reger Betrieb herrschte - Fahrgäste auf ihre Züge. "Die im Wirtshaus watt'n spielen um Geld, die im Bahnhof warten auf die Welt", beschrieb Ludwig "Wigg" Bäuml den Ort in einer Hommage an seinen Onkel Karl - auch bekannt als das "Vetterl-Trio". Die Lesestunde mit Ludwig Bäuml über Karl Bäuml war einer der zahlreichen Beiträge zum "Nordgautag" in Wiesau.
Ein Mann als Trio
Beachtlich ist, dass das "Vetterl-Trio" einzig und allein aus Karl Bäuml bestand. "Da dieser aber auf drei Instrumenten gleichzeitig spielen konnte, war der selbst gewählte Name durchaus gerechtfertigt", beschrieb der Neffe seinen Verwandten aus Gleißenthal bei Windischeschenbach. Dieser hatte im hohen Alter die in einem Notizbuch festgehaltenen Erinnerungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
"Stationen meines Lebens", geschrieben als 80-Jähriger, ist ein Werk betitelt. "Meine Lebenserinnerungen" nannte der Autor ein anderes Werk, das das Oberpfälzer Original wenig später hatte drucken lassen. "Es ist eine Gnade, die Leute fröhlich zu machen, denn fröhliche Menschen hat Gott lieb", beschrieb sich der Autor einmal selbst. Karl Bäuml, geboren am 11. Mai 1917, schildert in beiden Werken seinen Lebenslauf. "Aber alles der Reihe nach", schrieb der Autor einst in einem Vorwort.
Bankraub-Verdacht
Aus den kleinen Büchern las Ludwig "Wigg" Bäuml rund eine Stunde lang vor. "Banden-Chef wollte mein Onkel mal werden", blickte der Vorleser auf die Jugend von Karl Bäuml zurück. "Zum Pfitschapfeil-Schnitzer hat er es aber nur gebracht." Der Zweite Weltkrieg sei dann dazwischen gekommen, darum sei nichts geworden aus der angestrebten Unterwelt-Karriere. Dass man Karl Bäuml dann aber für einen Bankräuber hielt, als damals in Fuchsmühl ein Geldinstitut überfallen wurde, sei wirklich wahr, fügte "Wigg" Bäuml rückblickend auf einen Besuch seines Onkels humorvoll hinzu.
Rund eine Stunde lang entführte Ludwig Bäuml auch in die Welt der Schwammerl, der Feste und ganz woanders hin. Die kleinen Geschichten waren, wie so oft, direkt aus dem Leben gegriffen. Das aber musste der Kallmünzer Referent am Lesepult nicht näher betonen. Karl Bäuml war im Jahr 2010 im hohen Alter von 93 Jahren verstorben.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.